Lkw-Produktion : Steyr Automotive beerdigt Kooperation mit russischer GAZ
Steyr Automotive, vormals MAN Steyr, wird nicht wie geplant für den russischen Autokonzern GAZ des Oligarchen Oleg Deripaska Klein-Lkw produzieren und Kleintransporter auf Basis von GAZ-Modellen entwickeln. Der neue Geschäftsführer des Werks, Johann Ecker, meinte in einem Interview mit den Oberösterreichischen Nachrichten am Donnerstag: „Das ist erledigt.“ Bereits Mitte März hatte man wegen der Russland-Sanktionen in Folge des Ukraine-Kriegs die Kooperation mit GAZ auf Eis gelegt. Nun dürfte das endgültige Aus der Zusammenarbeit besiegelt sein.
Das ehemalige MAN-Werk in Steyr war im September 2021 vom steirischen Unternehmer Siegfried Wolf übernommen worden, der es als Steyr Automotive weiterführt. Bis Mitte 2023 werden in Oberösterreich aber noch Lkw und Komponenten für MAN gefertigt. Gleichzeitig ist man dabei, für das Start-up Volta Trucks die Serienfertigung von Elektro-Lkw einzurichten. Hier agiert Steyr Automotive als Lohnfertiger und Produktionspartner, ähnlich wie schon Wolfs früherer Arbeitgeber Magna.
Eigene Elektro-Busse in Planung
Das Geschäftsmodell habe sich seit der Übernahme „massiv verändert“, so Ecker. Man möchte nun selbstständig elektrische Nutzfahrzeuge entwickeln und bauen. Für die internationale Nutzfahrzeugmesse in Hannover im September, die IAA Transportation 2022, wolle man Modelle eines Elektro-Niederflurbusses für den Nahverkehr mit 12 und 18 Metern Länge sowie einen E-Transporter präsentieren, hieß es weiter in dem Bericht. „Im Lauf des Jahres 2024 sollen dann die ersten österreichischen Autos auf den heimischen Straßen fahren. Und von Österreich aus fahren wir in andere Märkte“, wird Ecker zitiert.
690 Arbeitsplätze gesichert
Weiters werde die Lackiererei mit 450 Beschäftigten künftig auch für Kunden abseits von MAN Aufträge erledigen. Zusammen mit den Aufträgen für das Elektro-Lkw-Startup Volta Trucks seine laut Ecker damit in Summe 690 der 2.000 Arbeitsplätze gesichert. Aktuell bilde das Unternehmen 120 Lehrlinge aus und beschäftige 280 Zeitarbeiter. Mit dem Ende der MAN-Fertigung 2023 sollen über einen Sozialplan 300 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Bereits im Vorfeld der Übernahme des MAN-Werks durch Steyr Automotive hatte der damalige Betriebsrat Erich Schwarz Befürchtungen um die Zukunft des Standorts und seiner Mitarbeiter geäußert. Insbesondere die Kooperation mit der russischen GAZ wurde aufgrund der politischen Umstände schon damals als riskant angesehen. Spätestens mit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine haben sich die Befürchtungen bewahrheitet. Nun muss Steyr Automotive die Entwicklung seiner neuen Nutzfahrzeuge entweder aus eigener Kraft oder mit neuen Partnern bewerkstelligen. Aktuell wartet man dazu offenbar auch noch auf Förderzusagen von Land und Bund in Höhe von insgesamt 30 Millionen Euro für die Entwicklung der eigenen Fahrzeuge, die laut Geschäftsführer Ecker unter 100 Millionen Euro nicht möglich sei. Die Bearbeitung des Förderansuchens ist aber offenbar noch nicht abgeschlossen, auch wenn man nach Angaben des Unternehmens alle Bedingungen erfüllt hätte. (APA, Red,)