Wasserstoff : BP baut Raffinerie zum Zentrum für alternative Kraftstoffe um

BP Rafinery Lingen
© BP

Biosprit und sogenannter grüner Wasserstoff sollen die niedersächsische BP-Raffinerie im emsländischen Lingen fit für die Zukunft machen. Bis 2030 werde der Standort zu einem integrierten Energiezentrum ausgebaut, kündigte der Mineralölkonzern anlässlich des 70-jährigen Bestehens an. Dafür soll in den kommenden Jahren ein mittlerer bis hoher dreistelliger Millionenbetrag investiert werden.

Der 1953 eröffnete Standort habe sich in seiner Geschichte "immer wieder neu erfunden, um sich an das veränderte Marktumfeld anzupassen", sagte BP-Europa-Chef Patrick Wendeler laut Mitteilung. "Der geplante Umbau von einer konventionellen Raffinerie in ein integriertes Energiezentrum ist der nächste Schritt auf diesem Weg. Damit stellen wir die Weichen für die Zukunft des Standorts."

Lingen soll zwar weiter auch Benzin, Diesel, Heizöl und Grundstoffe für die chemische Industrie liefern. Das Angebot will BP aber gezielt erweitern und "zunehmend emissionsärmere Energielösungen" ins Programm nehmen. Die bereits 2022 gestartete Produktion von Biokraftstoffen soll ausgebaut werden, grüner Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien erzeugt wird, soll hinzukommen. Damit will BP den Standort an die sich ändernde Nachfrage anpassen und die Emissionen um bis zu 60 Prozent senken.

Von Biokraftstoffen bis zu Wasserstoff

Bereits seit Februar 2022 stellt BP in Lingen auch Flugbenzin aus altem Speiseöl her, das aus Gastronomiebetrieben stammt. Nun will das Unternehmen die Produktion solcher Biokraftstoffe schrittweise ausbauen. Im September soll dazu ein erstes Versuchsprojekt mit dem Öl der Carinata-Pflanze als Rohstoff starten. Die in Südamerika angebaute Pflanze gilt als vielversprechender Rohstoff für Biokraftstoffe, da ihre Samen viel Öl enthalten, aber nicht zum Verzehr geeignet sind.

Herstellung von grünem Wasserstoff startete Ende 2020 das Projekt "Lingen Green Hydrogen" mit dem dänischen Energieversorger Ørsted. Inzwischen sei der dänische Partner ausgestiegen, BP führe das Projekt allein weiter, sagte ein Sprecher. 2026 könnte ein erster Elektrolyseur in Betrieb gehen, der mit Ökostrom Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufspaltet. Der grüne Wasserstoff soll dann nach und nach den bisher aus Erdgas hergestellten sogenannten grauen Wasserstoff ersetzen.

Beim Projektstart 2020 war noch von einer Inbetriebnahme der ersten Anlage 2024 die Rede gewesen. Doch die Bestellung der erforderlichen Elektrolyseure dauere aufgrund langer Lieferzeiten länger als gedacht, so der Sprecher. Zudem warte man noch auf die Bewilligung von Fördermitteln der EU.

→ Ihnen gefällt dieser Artikel? Jetzt Newsletter kostenlos abonnieren!

Die Raffinerie in Lingen gehört seit 2002 zu BP. Derzeit arbeiten dort laut BP 750 Beschäftigte. Pro Jahr verarbeitet die Raffinerie nach eigenen Angaben rund 5 Millionen. Tonnen Rohöl.

(APA/red.)