Neustart : So kann es nach der Corona-Krise für den Güterverkehr weitergehen

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© Melanie Kocheva - stock.adobe.com

Die Zukunft ist nicht vorhersehbar, der Schwerpunkt liegt vielmehr auf dem Veränderungsprozess an sich. Wir leben in einer globalisierten Welt und aktuelle Trends in der Logistikbranche müssen vor diesem Hintergrund betrachtet werden.

Schlüsselfaktoren sind Veränderungen im Welthandel, die Entwicklung und der Ausbau von Infrastruktur und die Rolle der Digitalisierung, Automatisierung und IT. Im Straßengüterverkehr spielt gerade die Vereinheitlichung technischer und rechtlicher Rahmenbedingungen im Gütertransport und der Mautsysteme eine wesentliche Rolle.

Wird Logistik als eine Kette verstanden, dann ziehen sich die Veränderungen von einem Glied zum nächsten - so auch zum Transportwesen. Die aktuelle Situation, wie sie die gesamte Branche gerade erlebt, könnte sich nicht ambivalenter zeigen: „Einerseits gibt es Umsatzrückgänge von bis zu 100 Prozent“, moniert Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer.

Andererseits aber werden weitere Beförderungskapazitäten und sogar Lagerflächen gefordert, wie im Lebensmitteleinzelhandel. Gerade auch im Onlinehandel mit Lebensmitteln, Hygiene- oder pharmazeutischen Artikeln hat die Nachfrage stark angezogen.

1. Strategische Weichenstellung für den Neustart

Die Krise sollte jetzt genutzt werden, um alte Strukturhürden im Betrieb zu überwinden, den Kopf sprichwörtlich auszulüften und Platz für Neues zu schaffen. Komplexe Strukturen im Unternehmen sollten gegebenenfalls drastisch reduziert werden, denn sie sind besonders fehleranfällig.

Überlegt werden sollte auch, ob die bisherigen Partnerunternehmen durch ihr Krisenmanagement überzeugen konnten, oder ob sie nicht besser gewechselt werden. Ein wichtiger Punkt ist, den Neustart nach der Corona-Krise nicht zu verschlafen, der rasant kommen kann, wie China uns jetzt vorführt. Wenn in China wieder Vollbetrieb herrscht, muss ein Peak mit zweistelligen Wachstumsraten gemanagt werden.

2. Lieferketten noch einmal überdenken

Die Störungen der Weltwirtschaft durch das Coronavirus werden nach Ansicht des österreichischen Ökonomen Gabriel Felbermayr zu einem ähnlichen Umdenken führen wie 2008 nach der Lehman-Brothers-Pleite. Globale Lieferketten sind laut Felbermayr nicht so robust wie angenommen. Die derzeitigen Entwicklungen zeigten die Fragilität des Systems. Allein das plötzliche Bewusstsein darüber könne einschneidende Effekte haben.

Felbermayr geht davon aus, dass viele Führungskräfte ihre Lehren aus der derzeitigen Situation ziehen werden: Umdenken würde im Falle des Coronavirus bedeuten, „dass wir hier nachhaltig wahrscheinlich wieder etwas mehr Produktion nach Europa bringen, dass die Wertschöpfungsketten etwas kürzer werden und die Globalisierung ein Stück zurückgehen wird“.

Trotz Kraftaufwendung birgt das auch neue Möglichkeiten in sich. Die Fehleranfälligkeit von Lieferketten soll sich jedenfalls verringern. Aktuell wird eine Kombination der Vorteile aus Globalisierung und Lokalisierung, auch als „Glokalisierung“ bezeichnet - heiß diskutiert.

3. Bei der Digitalisierung weiter aufholen

Uns ist bewusst, dass hier mit kleinen Brötchen gebacken werden muss, da Veränderungen auch mit entsprechenden Kosten verbunden sind – gerade für kleinere Betriebe. Doch vielleicht konnte die Coronavirus-Krise aufzeigen, dass bei der Digitalisierung im Unternehmen besser nachgeschärft werden sollte.

Konnten Mitarbeiter wie geplant ins Homeoffice geschickt werden oder gab es hier gröbere Probleme - zum Beispiel mit der IT? Es geht aber auch um einfache Medienkompetenzen, die Mitarbeitern durch Workshops vermittelt werden können, falls diese nicht ausreichend vorhanden sind.

4. In Lkw-Fahrer investieren

Ein ganz wesentlicher Punkt in der Coronavirus-Krise sind die Lkw-Fahrer. Ihnen wird gerade medial intensiver als sonst gedankt. Doch hält die Wertschätzung für diesen systemrelevanten Beruf nach der Krise auch wirklich an? Der Fahrermangel hält die Transportbranche fest im Griff, Versuche das Image der Fahrerberufs zu steigern misslangen bisher. Gerade jetzt sollten Betriebe intensiver um Fahrer aus den eigenen Ländern werben und ein attraktives Bild des Berufs vermitteln.

Das funktioniert natürlich nur, wenn langfristig auch monetäre Anreize gegeben sind. Gerade auch Ein-Personen-Unternehmen (EPU) mit eigenem Fahrzeug finden kaum Möglichkeiten, ihre Transportleistungen anzubieten. Hier könnten Unternehmen enger zusammenarbeiten, um Synergien zu nutzen und Kapazitätsspitzen abzufedern – etwa im Lebensmitteleinzelhandel.

5. Den Cashflow sicherstellen

Zuerst auf den Gewinn abzustellen ist nicht ratsam. Wie uns die Corona-Krise schmerzhaft vor Augen führt bleiben Gewinne bei zahlreichen Unternehmen so gut wie aus. Essentieller ist es auf den Cashflow zu achten.

Gestalten Sie die Zahlungsbedingungen situativ und selektiv mit Ihren adäquaten Partnern. Eine laufend an die aktuelle Situation angepasste profunde Planung ist wichtig. Fuhrparkbetreiber müssen gerade auch laufende Kosten im Auge behalten, wie Leasingraten, Steuern, Versicherung, Verwaltung und nicht zuletzt Personalkosten für die Fahrer.

Auch wenn derzeit ein "Rückzug ins Private" stattfindet, sollte die Kommunikation mit allen Partnern so gut wie möglich aufrechterhalten bleiben. Damit soll auch sichergestellt werden, dass über Mehrkosten rechtzeitig informiert wird. Sie müssen in die wirtschaftliche Betrachtung einfließen.