Baufahrzeug : Scania 560 XT mit Meiller Trigenius Kipper im Test

Scania-Lkw fährt durch eine Wasser-Pfütze

Scania 560 XT in Aktion

- © Ludwig Fliesser

Die Baufahrzeugreihe XT von Scania zeichnet sich unter anderem durch das robuste Fahrwerk mit Blattfederung und Stabilisatoren aus. Extra viel Bodenfreiheit sorgt für eine gute Geländegängigkeit. Vergitterte Scheinwerfer und verstärkte Spiegelgehäuse schützen die empfindlichen Teile unter den rauen Arbeitsbedingungen auf Baustellen und in Schottergruben. Den Abschluss des Fahrzeugs nach vorne hin bildet eine massive, hervorstehende Stahlstoßstange. Darin integriert ist auch ein frontseitiger Abschlepphaken, elegant versteckt unter dem Nummernschild und zugelassen für 40 Tonnen.

Scania XT mit massiver Stahlstoßstange mit integriertem 40t-Abschlepphaken und vergitterten Scheinwerfern

- © Ludwig Fliesser

Neuer Antriebsstrang Scania Super

Erst vor kurzem hat die schwedische Marke ihren Antriebsstrang komplett überarbeitet und mit der Bezeichnung „Scania Super“ versehen. Dabei wurde auch das Motorenprogramm erweitert: Die 6-Zylinder-Motoren sind nun mit bis zu 560 PS Leistung erhältlich. Diese 13-Liter-Maschine war auch in unserem Testfahrzeug verbaut. Das ist natürlich mehr als ausreichend, um das Gespann aus 3-Achs-Fahrgestell und doppelachsigem Kipp-Zentralanhänger ausgeladen auf rund 40 Tonnen Gesamtzuggewicht zu bewegen: Der Triebstrang ist nämlich technisch sogar auf ein Zuggesamtgewicht von bis zu 80 Tonnen ausgelegt, wodurch sich auch schwere Maschinen befördern lassen.

Scania 13 litre engine
Scania 13-Liter-Motor mit 6 Zylindern und 560 PS Leistung, 2.800 Nm Drehmoment - © Scania CV AB

Für unseren Test in der Schottergrube laden wir den Scania XT auf rund 40 Tonnen Gesamtzuggewicht

- © Ludwig Fliesser

Hervorzuheben ist auch das neue Opticruise-Getriebe: Die automatisierten Schaltvorgänge wurden nochmals beschleunigt und es stehen serienmäßig 4 Rückwärtsgänge zur Verfügung. Optional sind sogar 8 Rückwärtsgänge erhältlich, wodurch sich die maximale Rückwärts-Fahrgeschwindigkeit auf bis zu 52 km/h erhöht. Damit man den Bereich hinter dem Fahrzeug auch gut im Blick hat, lässt sich eine Rückfahrkamera bestellen. In unserem Testfahrzeug war außerdem eine Kamera für die Überwachung der Ladefläche verbaut. Die Bildwidergabe beider Kameras erfolgt über das Display des Infotainmentsystems in der Mitte des Armaturenbretts.

Das neue Getriebe ist außerdem um 75 Kilogramm leichter und kompakter: Es benötigt rund 20 Zentimeter weniger Bauraum. Außerdem wurde die Leistung des Retarders weiter verbessert, sodass nun maximal 4.700 Newtonmeter Bremsmoment anliegen. Zusammen mit der Kompressionsmotorbremse „Compression Release Brake“ (CRB) lässt sich der Lastwagen damit auch schwer beladen verschleißfrei und effektiv verlangsamen und man kann die Betriebsbremse schonen.

Die Meiller Bordmatik ermöglicht das automatische Öffnen und Schließen der Seitenwand. Die Bedienung erfolgt per Funkfernbedienung, sodass der Fahrer den Kippvorgang auch von außen überwachen kann

- © Ludwig Fliesser

Kipper-Aufbau ab Werk

Der Rahmen des Scania XT bietet maximale Flexibilität für Aufbauhersteller dank eines durchgehend gelochten Hauptrahmens. Damit haben Fahrzeugbau-Spezialisten viele Optionen zur Befestigung ihres Aufbaus. Außerdem sind die Stoßdämpfer abgesenkt, sodass sie nicht über den Fahrzeugrahmen nach oben ragen und somit dem Aufbau nicht im Weg stehen.

Im Rahmen seines „Ready-Built“-Konzepts bietet Scania auch bereits fix-fertig aufgebaute Kipplastwagen an. Der Kunde erhält das Komplettfahrzeug damit inklusive Aufbau im Einrechnungsgeschäft. Unser 3-Achs-Testfahrzeug ist mit dem neuen Meiller Trignius 3-Seiten-Kipper ausgestattet. Für eine hohe Stabilität der stärker beanspruchten Böden nutzt Meiller bei diesen Kipper-Varianten hochfesten Hardox-Stahl (HBW450) mit Materialstärken von 4 Millimetern, für schwere Einsätze sind optional auch 5 Millimeter Blechstärke verfügbar. Je nach Ausführung der Kippbrücke spart die Trigenius-Serie rund fünf Prozent Gewicht gegenüber der Vorgängerserie. Die Meiller Bordmatik besitzt eine neue Kinematik samt hydraulischer Folgesteuerung. Das erlaubt ein gleichmäßiges Öffnen von Beginn an sowie ein leises Öffnen und Schließen der Seitenwand. Bei geöffneter Wand wird dem Fahrer ein optisches Warnsignal im Fahrerhaus angezeigt. Zusätzlich treten LED-Blinkleisten vorne und hinten an der Wand in Aktion.

In den Bordwänden und im Boden sind serienmäßig Zurrösen eingelassen. Damit entsprechen die Kippbrücken der Ladungssicherungsnorm DIN EN 12642 Code XL. Die Bordwandzurrösen besitzen eine Haltekraft von je zwei Tonnen und eignen sich zum Verzurren von Gütern, die über die Bordwand hinausragen. Die klappbaren und von innen wie außen zugänglichen Zurrpunkte im Boden haben eine Haltekraft von jeweils vier und in den Ecken sogar jeweils acht Tonnen. Sie sind auch zum Einlassen von Kettenhaken geeignet. Anzahl, Anordnung und Aufteilung der Zurrpunkte ist für den Transport von Paletten optimiert und übertrifft die Vorgaben aus der DIN EN 12640.

Für den sicheren Transport von kleinen Anhängern auf der Kippbrücke lässt sich an der Stirnwandzurröse ein Kupplungsmaul montieren. Wie bisher gibt es verschiedene Aufstiege über die Stirn- und Seitenwand zur Ladefläche. Mit dem Meiller-Laderaumsichtpaket hat man zudem die Ladefläche aus der Kabine heraus im Blick: Das Kamerasystem ist direkt mit dem Scania-Lkw verbunden und das Bild wird im Mitteldisplay angezeigt. Die Betätigung der Kippfunktion erfolgt komfortabel per Funkfernsteuerung.

Fazit

Der neue Antriebsstrang von Scania hat weitere Verbesserungen im Vortrieb als auch bei der Verlangsamung des Fahrzeugs gebracht. Die Anhebung der Maximalleistung bei den 13-Liter-Motoren auf 560 PS und ein technisch mögliches Gesamtzuggewicht von 80 Tonnen machen den Einsatz der V8-Technologie für viele Anwendungen obsolet, auch wenn diese nach wie vor ihre Berechtigung hat.

Die Kombination aus blattgefedertem Fahrwerk und 4-Punkt-luftgefederte Kabine vereint Robustheit und Komfort: Sowohl im Einsatz auf als auch abseits der Straße kommt mit unserem Testfahrzeug damit fast so etwas wie Fahrspaß auf. Insgesamt jedenfalls ein stimmiges Gesamtfahrzeugkonzept, das ab Werk inklusive Aufbau erhältlich ist. Bei dieser Gelegenheit dürfen wir uns auch bei der Firma Rohrdorfer bedanken, die uns ihr Gelände in Bad Fischau sowie passendes Ladegut für unseren Lkw-Test zur Verfügung stellte.

Scania Kipper vor Rohrdorfer Schild
Die Firma Rohrdorfer stellte ihre Schottergrube in Bad Fischau für unseren Lkw-Test zur Verfügung - © Ludwig Fliesser
Scania 560 G XT Testfahrzeug Technische Daten
Fahrgestell B6xHZ
Fahrerhaus CG17 Normal, 4-Punkt-luftgefedert
Motor 6-Zylinder, 13 Liter
Leistung 560 PS
Drehmoment 2.800 Nm
Retarder R 4700D + CRB
Fahrzeuggewicht (GVW) 28.500 kg
Zuggesamtgewicht (tech.) 80.000 kg
Vorderachse 9.000 kg
Hinterachse je 10.500 kg