E-Mobilität : Daimler Truck präsentiert Elektro-Lkw am "Innovation Day" in Spielberg

Elektro-Lkw sind bei Daimler nicht nur Zukunftsvision, sondern bereits bestellbare Serienprodukte. Das stellte Daimler Truck beim „Innovation Day“ in Spielberg seinen Kunden und eingeladenen Medienvertretern eindrucksvoll dar. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Vertretern von Daimler Truck, der Industriellenvereinigung und der öffentlichen Hand näherte man sich dem Thema zunächst theoretisch. Besprochen wurden etwa Fragen der Wirtschaftlichkeit von Elektro-Lkw und mögliche Förderungen, wie das kommende ENIN-Förderprogramm für Nutzfahrzeuge und Ladeinfrastruktur im Unternehmensbereich. Außerdem wurde die Notwendigkeit für den Ausbau der allgemeinen Infrastruktur thematisiert. Fazit: Die Fahrzeugtechnologie ist bereits weit fortgeschritten und es stehen bestellbare Serien-Lkw zur Verfügung. Die Wirtschaftlichkeit ist allerdings derzeit nur in Zusammenhang mit einer Förderung gegeben. Seitens der Transportwirtschaft und aus der Fahrzeugindustrie erfolgte deshalb der Ruf nach ausreichenden Fördermitteln und einer raschen und unkomplizierten Abwicklung der finanziellen Zuschüsse. Außerdem kristallisierte sich heraus, dass die Frage einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für den Erfolg der E-Mobilität mindestens ebenso wichtig ist, wie die Fahrzeuge selbst. Gerade in diesem Bereich ist man aber bei weitem noch nicht auf einem befriedigenden Level, weswegen sich Daimler zusammen mit anderen Industriepartnern am Infrastrukturausbau beteiligen will.

Daimler verfolgt eine klare Strategie im Bereich der Elektromobilität. Für die Kurz- und Mittelstrecke setzen die Deutschen ganz klar auf batterieelektrische Fahrzeuge. Der Fuso eCanter ist hier eine praktische Lösung für die letzte Meile mit 7,5 Tonnen Gesamtgewicht. Wer mehr Gewicht und eine höhere Reichweite benötigt, für den gibt es den eActros mit 19 Tonnen (2-Achser) oder 27 Tonnen (3-Achser). Auch das Ziehen eines Anhängers ist möglich. Ideal geeignet für kommunale Anwendungen ist der vollelektrische eEconic mit besonders niedrigem Einstieg und Sitzposition, gelenkter Nachlaufachse und 27 Tonnen Gesamtgewicht.

Der eActros ist derzeit ab Bestellung innerhalb von nur sechs Monaten lieferbar und erzielt heute bereits echte 300 Kilometer Reichweite (maximal 400 sollen demnächst möglich sein). Damit die Integration des E-Lkw in den Fuhrpark optimal gelingt, gibt es bei Mercedes-Benz Trucks Österreich ein eigenes Beratungsservice rund um die E-Mobilität mit Fahrstreckenauswertung und Streckenprofilanalyse. Damit wird sichergestellt, dass das Fahrzeug die geplanten Touren auch sicher bewerkstelligen kann und die Ladeleistung und Batteriekapazität dafür ausreichend dimensioniert sind.Mit dem eActros 600 ist außerdem ein elektrisches Schwerfahrzeug in der Pipeline, das als Sattelzugmaschine und Fahrgestell auf den Markt kommen wird. Die Reichweite soll bis zu 600 Kilometer betragen. Würde man den Lkw mit einem Megawatt laden, dann wäre der Akku während der Fahrpause des Lenkers wieder komplett voll. Damit wäre der E-Truck auch für den Fernverkehr geeignet. Allerdings ist mehr als fraglich, ob die Infrastruktur das in absehbarer Zeit überhaupt zulässt. An großen Lkw-Raststationen müssten für flächendeckende Fernverkehrsanwendungen 100 Megawatt Ladeleistung und mehr bereitgestellt werden – das ist nur schwer vorstellbar.

Eine alternative Energielösung für Anwendungen mit hoher Reichweitenanforderung ist Wasserstoff. Dieser ist entweder als gasförmiger oder verflüssigter Treibstoff transportabel und kann in kurzer Zeit getankt werden. Je nach Tankvolumen wären damit etwa 1.000 Kilometer Reichweite realistisch – das genügt. Der Wasserstoff-Prototyp „GenH2“ von Daimler ist bereits im Rahmen von Testfahrten auf öffentlichen Straßen unterwegs. 2027 soll dieser in Serie gehen. Mit dem Joint Venture „Cellcentric“ wird zusammen mit Volvo Trucks außerdem eine Serienfertigung für Wasserstoff-Brennstoffzellen aufgebaut. Ein entsprechendes Werk soll in Deutschland, in Weilheim an der Teck in der Region Stuttgart, entstehen.