E-Mobilität : Ausbau des E-Ladenetzes auf Autobahnen in Österreich
Der staatliche Autobahnbetreiber Asfinag hat eine massive Beschleunigung beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge auf den österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen angekündigt. Im Auftrag des Klimaschutzministeriums soll es bis 2030 zumindest alle 25 Kilometer eine Ladestation geben. „Die Asfinag hat bereits 2016 begonnen, die Ladeinfrastruktur auszubauen aber wir beschleunigen hier massiv“, sagte Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl.
Rund 40 Prozent der gesamten Verkehrsleistung in Österreich, und damit etwa 30 Milliarden Fahrzeug-Kilometer, erfolgen auf Autobahnen und Schnellstraßen. Das hochrangige Straßennetz sei deshalb zentral für die Mobilitätswende. Derzeit gebe es entlang der Autobahnen und Schnellstraßen auf rund 2.269 Kilometern 31 Lademöglichkeiten mit 191 Ladepunkten. 2023 sollen 6 weitere Standorte dazukommen und die Zahl der Ladepunkte damit auf 220 steigen. „Wir können damit zumindest alle 60 Kilometer eine Lademöglichkeit offerieren“, so Hufnagl. Herkömmliche Tankstellen gebe es derzeit im Abstand von rund 25 bis 30 Kilometern.
1.300 Ladestationen für den Schwerverkehr bis 2035
Die Asfing will den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur in den kommenden Jahren deutlich verstärken. „Unser Ziel sind 1.500 Ladepunkte für Pkw bis 2030 mit mindestens 150 Kilowatt Ladeleistung“, so der Vorstand. Dabei müsse der Ladevorgang einfach und schnell sein, auch der Bezahlvorgang müsse vereinfacht werden.
Auch im Schwerverkehr werde die Asfinag ab 2030, spätestens bis 2040, für eine Ladeinfrastruktur sorgen. Notwendig seien hier Schnellladestationen bis 1.000 Kilowatt Leistung und sogenannte "Overnight Charger", mit denen Lkw über Nacht geladen werden. Die Asfinag will bis 2035 1.300 Ladestationen für den Schwerverkehr errichten, insgesamt werde es somit 3.000 Ladepunkte für Pkw und Lkw bis 2035 auf den österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen geben.
Lade-Infrastruktur auch im niedrigrangigen Straßennetz
Das Klimaschutzministerium kündigte im Zuge des „Mobilitätsmasterplan 2030“ das „Sofortprogramm Erneuerbare Energie in der Mobilität" an. Unter Einbindung von rund 80 Experten seien 41 konkrete Maßnahmen erarbeitet worden, um die E-Mobilität voranzutreiben, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Eine davon sei die Ausrollung der notwendigen Infrastruktur für die E-Mobilität auch im niedrigrangigen Straßennetz. Demnach soll es bis 2030 österreichweit in maximal 15 Kilometer Entfernung einen Standort zum Schnellladen geben. Für die meisten Menschen werde die Distanz zur nächsten Ladestation 2030 deutlich unter 3 Kilometern liegen. Erreicht werden soll dieses Ziel mit einer Kombination aus privaten, betrieblichen und öffentlich zugänglichen Ladestationen. Im kommenden Jahr werde es hier auch ein Förderprogramm geben, das auf Regionen fokussiert, in denen es bisher kein flächendeckendes Ladenetz gibt, so Gewessler.
Eine zweite Maßnahme sei die Errichtung einer neuen Kompetenzstelle, die der „Dreh- und Angelpunkt für die Elektromobilität in Österreich“ werden soll, sagte die Ministerin. Zu den Aufgaben der Leitstelle zähle die Aufbereitung von Wissen, die Erstellung von Analysen und die Ableitung von Maßnahmen. Angesiedelt werde die Kompetenzstelle bei der Beratungsagentur Austria Tech, einer Tochter des Klimaschutzministeriums.
Der fortschreitende Ausbau der Ladeinfrastruktur verbunden mit der Herausforderung, auf die Größenverhältnisse von Lkw bei Ladepunkten einzugehen, ist der Schlüssel, um die Elektromobilität auch im Güterverkehr voranzutreiben."Franz Weinberger, Sprecher der österreichischen Nutzfahrzeugimporteure
Nutzfahrzeugimporteure begrüßen beschleunigten Ausbau des E-Ladenetzes
„Als wichtigen und notwendigen Schritt zur Dekarbonisierung im Schwerverkehr“ bezeichnet Franz Weinberger, Sprecher der österreichischen Nutzfahrzeugimporteure in der Industriellenvereinigung, die Ankündigung der Asfinag. „Batterieelektrische Antriebe etablieren sich bei kleinen Lieferfahrzeugen bereits heute und auch im mittleren und schweren Lastwagensegment nimmt die Kundennachfrage nach alternativen Antrieben an Fahrt auf“, so Weinberger. „Alle Fahrzeughersteller investieren in alternative Antriebe wie batterieelektrische Fahrzeuge, Wasserstoff und Biotreibstoffe wie LNG und CNG, um die gesetzlichen Emissionsziele ab 2025 erreichen zu können. Der fortschreitende Ausbau der Ladeinfrastruktur verbunden mit der Herausforderung, auf die Größenverhältnisse von Lkw bei Ladepunkten einzugehen, ist der Schlüssel, um die Elektromobilität auch im Güterverkehr voranzutreiben. Da Schwerlastwagen hauptsächlich auf Autobahnen und zentralen Transitrouten unterwegs sind, ist die Ankündigung der Asfinag, ausreichend Schnellladestationen bis 1.000 Kilowatt Leistung und sogenannte ‚Overnight Charger‘, mit denen Lkw über Nacht geladen werden, zu errichten, essentiell, um die Elektromobilität auch im Schwerverkehr auf die Straße zu bekommen“, so Weinberger.
Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch, dass die entsprechenden Förderprogramme wie die vom BMK angekündigte Ankaufsförderung für schwere Nutzfahrzeuge ENIN endlich zum Laufen komme. „Deutschland beispielsweise ist bei einer solchen Ankaufsförderung bereits im zweiten Jahr, während in Österreich die Industrie und ihre Kunden immer wieder mit dem Start des Programmes vertröstet werden. Ohne derartige Förderungen seien die doch beträchtlichen Mehrkosten von elektrisch betriebenen Lkw für Kunden kaum zu stemmen“, so Weinberger abschließend.
Der Ausschuss der Nutzfahrzeuge befasst sich mit den besonderen Anliegen der Nutzfahrzeugbranche (ab 3,5 t) in Österreich und ist im Arbeitskreis der Automobilimporteure in der Industriellenvereinigung (IV) angesiedelt. Mitglieder sind die führenden Vertreter der Lkw- und Omnibusmarken DAF, IVECO, Mercedes-Benz, MAN, Renault Trucks, Scania, Tatra sowie Volvo Trucks. (apa / red.)