Interview : Dieses Campingmobil weckt wahre Trucker-Gefühle
Camping liegt hoch im Kurs: „Reisemobile hatten bei den Neuzulassungen zuletzt einen Anteil von rund 41 Prozent", weiß ADAC-Campingexperte Martin Zöllner. Doch reicht Ihnen ein konventioneller Campingbus wirklich aus? Das Schweizer Logistikunternehmen Planzer bietet seit diesem Sommer das passende Campingmobil für all jene an, die auf Trucker-Feeling nicht verzichten wollen.
Natürlich mit einem ordentlichen Plus an Komfort. Eine Sattelzugmaschine ist schon eine ganz andere Liga, als es konventionelle Campingbusse sind. Bezeichnet wird das rollende Planzer-Motel als das „kleinste mobile Lkw-Motel der Schweiz“. Geschlafen wird nach Truckermanier in der Fahrerkabine einer 4,50 Meter langen Volvo FH-420 Sattelzugmaschine.
Trucker-Feeling ohne Komfortabstriche
Das WC, die Dusche sowie das Inventar mit dem Campingzubehör sind in einem würfelartigen Aufbau untergebracht, der über der Sattelkupplung thront. Auf diese Weise lässt sich auf lediglich zehn Quadratmetern alles Notwendige unterbringen. Als Markenbotschafter von "Planzer Paket" macht der Motorradrennfahrer Tom Lüthi den Auftakt und lächelt cool, mit einer Zahnbürste in der Hand, aus dem Fenster des Containeraufbaus.
Der Wohnbereich ist neben WC und Dusche mit Heizung, Kühlschrank, Waschbecken, zwei Gasherdplatten, Dampfabzug, Ablagefläche, Geschirr, Kaffeekocher, einem 150-Liter-Wassertank, LED-Deckenleuchten und zwei Gel-Zusatzbatterien mit Vorrangschaltung ausgestattet. Doch verstecken muss sich niemand in dem rollenden Lastwagen-Motel, wenn einmal der richtige Platz zum Verweilen gefunden wurde.
Genau wie auf dem Campingplatz werden für den Außenbereich Campingmöbel wie Campingstühle, Campingtisch, Sonnenschirm und Grill bereitgestellt. In der Fahrerkabine sorgen zwei Bettgarnituren mit je einem TV-Screen mit DVD-Player und HDMI-Anschluss, Champagnerkühler, DAB/Bluetooth-Radio und Heizung für den Komfort der Gäste.
Wer eine gute Story hat, darf einziehen
Etwas anders, als man es normalerweise von Wohnmobilen gewohnt ist, funktioniert der Buchungsprozess des Planzer-Motels. Wer darin übernachten möchte, kann sich mit einer einfallsreichen Geschichte online bewerben. Als „Kampagne“ ist das rollende Kompaktheim aber keineswegs gedacht, versichert uns das Unternehmen auf Anfrage. Es steckt vielmehr etwas anderes dahinter. „Uns interessiert, was für Menschen aus welchem Grund an welchem Ort in unserem Motel übernachten möchten“, erklärt Jan Pfenninger, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung. In einem nächsten Schritt wird je nach Distanz und Sonderwünschen ein gewisser Aufwand verrechnet. Dies wird mit dem Bewerber jedoch vorher abgesprochen.
Es muss nicht selber gefahren werden
Wurde das Formelle geklärt, steht einer unvergesslichen Kronjuwelenhochzeit, einem Heiratsantrag, einer Mottonight, einem Weltreiseabschied oder einer Wiedervereinigung nichts mehr im Weg. Planzer vergibt die Übernachtung im Lkw an die kreativsten Fernwehsuchenden. Die Firma stellt das rollende Motel am Wunschort des Mieters ab, ganz gleich ob vor einem atemberaubenden Bergpanorama oder unter Eisenbahnbrücken.
Ganz ohne Auflagen funktioniert das PS-starke Wohnvergnügen auf Zeit aber nicht: Wer auf raues Ostsee-Camping mitsamt dem Truck hofft, muss vertröstet werden, darf sich im Gegenzug aber auf das schöne Schweizer See- und Alpenpanorama freuen, denn das vierrädrige Lkw-Motel darf die Landesgrenzen nicht verlassen.
TRAKTUELL: Wie kam es denn zu der außergewöhnlichen Idee, das kleinste, rollende Hotelzimmer der Schweiz ins Leben zu rufen. Was steckt dahinter und auf welche Weise ist hier das Logistikunternehmen Planzer involviert?
Jan Pfenninger: Nach wie vor und immer häufiger träumen viele Leute vom „Trucker-Feeling“. Dieses Feeling können wir als Transport- und Lagerlogistikunternehmen bieten. Denn genau wir wissen, wie es ist, in einem Lastwagen zu übernachten. Mit all dem Wissen und den Erfahrungen der Fahrerinnen und Fahrer wurde das kleinste mobile Motel der Schweiz in den Planzer eigenen Werkstätten entwickelt und gebaut.
TRAKTUELL: Wohnmobile liegen voll im Trend. Die Zahlen der Anmietungen schnellen nach oben. Beschleunigt wird der Trend freilich durch Covid-19. Wie sieht es denn soweit mit dem Interesse für das Lkw-Motel aus?
Jan Pfenninger: Wir erhalten viele Bewerbungen für das Planzer Motel. Wir haben bis jetzt aber nicht das Gefühl, dass dies an der Covid-19-Situation liegt, sondern, dass sich diese Menschen spezifisch für eine Nacht in unserem Motel interessieren. Wir sprechen Leute an, die eben das Trucker-Feeling erleben möchten. Dabei kann man, wie unsere Fahrerinnen und Fahrer auch, vorne in der Kabine schlafen.
Vom Bett aus, auf circa zwei bis drei Meter Höhe, hat man eine wunderbare Aussicht. Was man da zu sehen bekommt, bestimmt wiederum der Mieter. Einen großen Unterschied zum konventionellen Trucker-Alltag gibt es aber: Der Aufbau auf der Sattelkupplung dient als Versorgungsstation für WC, Dusche und Küche. Vorzüge, die unsere Fahrerinnen und Fahrer so natürlich nicht genießen können, da hier der Trailer aufliegt.
TRAKTUELL: Ist vielleicht sogar für die Zukunft ein Ausbau der Lkw-Motel-Flotte geplant?
Jan Pfenninger: Eher, nicht, da der Ausbau des Lkw sehr aufwendig ist. Es soll ein kleines schmuckes Unikat bleiben.
TRAKTUELL: Herzlichen Dank für das Gespräch.
https://youtu.be/y1DzBUmRWCY