Kommentar : Siegfried Wolf und das MAN-Werk Steyr: „Was ist daran verwerflich?“

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Am 7. April stimmt die Belegschaft des MAN-Werks in Steyr darüber ab, ob sie dem Plan zum Verkauf an Siegfried Wolf zustimmt oder nicht. Die Mitarbeiter des Werks Steyr seien mündig genug, um selbst zu entscheiden und brauchen keine Empfehlung, meinte der Chef des Arbeiterbetriebsrats, Erich Schwarz. Er gilt als Kritiker des geplanten Verkaufs. Wie das Ergebnis der Urabstimmung ausfällt ist ungewiss.

MAN setzt die Mitarbeiter im Vorfeld jedoch massiv unter Druck: Entweder man gehe mit Wolf oder das Werk werde geschlossen. Der Betriebsrat hatte diese „Friss-oder-Stirb“-Ansage bereits scharf kritisiert. Auch kursieren Gerüchte, der MAN-Konzern wolle sich über den Verkauf an Wolf nur möglichst billig seiner Mitarbeiter entledigen. Im Falle der Übernahme würden am Standort in Zukunft wohl etwa tausend Menschen weniger arbeiten als jetzt. Produziert wird aber zunächst noch weiter für MAN. Den Personalabbau darf hingegen der neue Eigentümer in die Hand nehmen – praktischerweise hat dieser keinerlei belastende Standort- und Beschäftigungsgarantien im Gepäck. Diese waren nämlich vom MAN-Management ursprünglich bis 2030 abgegeben worden. Im Herbst des Vorjahres sind sie dann – überraschend und einseitig – aufgekündigt worden. Ein entsprechendes Verfahren ist deshalb am Arbeitsgericht München anhängig. Sollte MAN Personal abbauen oder im Zuge einer Schließung des Standorts Massenkündigungen aussprechen, dann will der Betriebsrat auch auf Verdienstentgang klagen. Bis 2030 sollen die Löhne und Gehälter für die gesamte Belegschaft über eine Milliarde Euro ausmachen. Es gibt unterschiedliche Ansichten über die Erfolgsaussichten einer solchen Klage. Dennoch: Der Prozess ist für MAN mit einem enormen Risiko behaftet.

Siegfried Wolf hätte kein derartiges Risiko: Er garantiert für nichts, präsentiert sich stattdessen als patriotischer Macher und setzt dabei auf den „Made-in-Austria“-Schmäh. So will er für die zukünftig am Standort gebauten Fahrzeuge sogar die Marke Steyr wiederbeleben. Eine Garantie dafür, dass sein Konzept funktioniert, gibt es nicht. Die Rechte an der Marke "Steyr" liegen nicht bei Wolf, sondern bei Magna. Auch wer den Service und Vertrieb der Steyr-Fahrzeuge übernimmt, ist bis jetzt nicht offiziell bekannt. Wolf wäre aber im Falle des Verkaufs an seine WSA Beteiligungs GmbH der hundertprozentige Eigentümer des Werks Steyr, wie er immer wieder betont. Was wie ein Versprechen klingt, könnte sich im Falle des Scheiterns für die Belegschaft als Katastrophe erweisen. Denn ein Konzern wie MAN, der über Traton zur Volkswagen-Gruppe gehört, kann nicht einfach Konkurs anmelden und sich damit seiner Mitarbeiter entledigen. Im Falle der Zahlungsunfähigkeit wäre hier immer noch die Konzernmutter in der Pflicht. Im Falle einer GmbH im Alleineigentum von Siegfried Wolf sieht die Sache womöglich anders aus. Sollte sein Konzept nicht aufgehen, dann sitzen die vormaligen MAN-Mitarbeiter vielleicht schnell auf der Straße. Oder der ehemalige Eigentümer klopft in umgekehrter Rolle selbst als Retter an die Tür. MAN könnte dann im Notfall das Werk wieder zurücknehmen – mit deutlich reduziertem Mitarbeiterstand und niedrigeren Löhnen.

Verwerflich wäre das nicht, wie Wolf den Oberösterreichischen Nachrichten im Interview verrät. Diese haben ihn direkt gefragt: „Was sagen Sie jenen, die argumentieren, Siegfried Wolf hilft dem VW-Konzern, ein teures Produktionswerk loszuwerden und später als billigeren Standort wieder zurückzukaufen?“ Die überraschende Antwort des Managers: „Was ist daran verwerflich, wenn es für tausende Mitarbeiter Arbeit gibt?“ Wir haben bis jetzt nur von 1.250 Mitarbeitern gehört, die nach der Übernahme noch in Steyr arbeiten sollen. Warum es „tausende Mitarbeiter“ sein sollen, ist der Redaktion nicht bekannt.