H2-Konsortium : 2.000 Wasserstoff-Lkw in Österreich bis 2030?

von links nach rechts: Rolf Dreisbach, Peter Umundum, Alexander Kainer, Wolfram Senger-Weiss

(vlnr): Rolf Dreisbach, Peter Umundum, Alexander Kainer, Wolfram Senger-Weiss

- © Christian Husar

Das Konsortium H2-Mobility Austria strebt an, bis 2030 rund 2.000 Wasserstoff-Schwerlastfahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Gegenüber Batteriefahrzeugen punkten wasserstoffbetriebene Lkw mit einer höheren Reichweite. Die 2.000 Lastwagen sollen insgesamt 475 Mio. Euro an Wertschöpfung nach Österreich bringen. Zugleich will man damit auch den Grundstein für eine lokale Wasserstoffindustrie legen. Die Bundesregierung müsse nun klare Rahmenbedingungen wie Fördermodelle und eine eindeutige Kennzeichnung von grünem Wasserstoff schaffen, so die Botschaft. An dem Konsortium sind elf relevante Player aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette, von der Fahrzeugproduktion und Tankinfrastruktur bis hin zu Logistik und Handel beteiligt: AVL List, Gebrüder Weiss, Magna International, OMV, Österreichische Post, Rewe, Rosenbauer, Spar, Verbund, WKO und Worthington Cylinders.

Klimaneutral unterwegs mit Wasserstoff?

Das Beratungsunternehmen Deloitte wurde von dem Konsortium beauftragt, eine Studie zur Wasserstoffmobilität mit Fokus auf Schwerlastfahrzeuge zu erstellen. Die Ergebnisse liegen nun vor: Als zentraler Baustein zur Erreichung der Klimaziele und Weiterentwicklung der Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstoffindustrie sollen bis 2030 rund 2.000 Wasserstoff-Lkw über Österreichs Straßen rollen. „Bei vielen Unternehmen sind zwar bereits batteriebetriebene Fahrzeuge im Einsatz, jedoch erreichen diese nicht das notwendige Ladevolumen sowie die benötigte Reichweite. Wasserstoff-Lkw können hingegen für Fahrten mit einer höheren Reichweite eingesetzt werden und stellen somit ein wesentliches Verbindungsglied zwischen Bahn und Straße dar“, erklärt Alexander Kainer, Partner bei Deloitte Österreich.

Ökologische und wirtschaftliche Aspekte

Das Beratungsunternehmen Deloitte rechnet damit, dass in Österreich 80 Prozent der technologischen Mehrkosten in der Tankinfrastruktur und bei den Fahrzeugen gefördert werden könnten. Um bis 2030 rund 2.000 Fahrzeuge auf die Straße zu bringen und dafür auch die notwendige Tankinfrastruktur zu schaffen, wären laut Studie rund 460 Mio. Euro an Fördervolumen nötig. „Die Wasserstoffproduktion und der Aufbau der Tankstelleninfrastruktur würden dem Standort Österreich eine zusätzliche Wertschöpfung von 475 Mio. Euro bringen. Bei 2.000 Fahrzeugen bedeutet das eine Einsparung von 70 Mio. Tonnen Dieselkraftstoff, der durch österreichischen grünen Wasserstoff ersetzt wird. Die Wasserstoff-Schwerlast-Lkw würden jährlich zu einer CO2-Reduktion von rund 24.000 Tonnen führen und den Feinstaub um bis zu 50 Prozent senken“, rechnet Kainer vor. „Zudem könnten bis 2030 durch die Initiative 3.000 bis 4.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.“

2.000 Fahrzeugen bedeuten eine Einsparung von 70 Mio. Tonnen Dieselkraftstoff, der durch österreichischen grünen Wasserstoff ersetzt wird.
Alexander Kainer

Alexander Kainer, Partner bei Deloitte Österreich

- © Deloitte

Klare Rahmenbedingungen gefordert

Aktuell übertreffen die berechneten Kosten für Wasserstoff-Lkw und eine flächendeckende Tankinfrastruktur die Kosten der vorhandenen Infrastruktur für die Betankung von Dieselfahrzeugen. Wollte man das ändern, dann sollten in den kommenden zwei Jahren in Kooperation mit der Bundesregierung klare Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Kosten für die Wasserstoff-Infrastruktur merklich zu senken und Investitionssicherheit für die Unternehmen zu gewährleisten. „Damit wir Emissionen auch im Schwerverkehr reduzieren, müssen wir jetzt in Österreich die Wasserstoffmobilität vorantreiben“, so Peter Umundum, Vorstand der Österreichischen Post. „Grüner Wasserstoff muss dabei klar gekennzeichnet sein. Gemeinsam mit anderen großen Unternehmen sind wir als Fuhrparkbetreiber bereit, einen Teil der Mehrkosten zu tragen. Am Beginn der Transformation braucht es aber auch Unterstützung der öffentlichen Hand. Beim Ausbau der E-Mobilität hat sich gezeigt, wie gut das funktioniert“.

Damit wir Emissionen auch im Schwerverkehr reduzieren, müssen wir jetzt in Österreich die Wasserstoffmobilität vorantreiben
Peter Umundum

Peter Umundum, Vorstand der Österreichischen Post

- © Österreichische Post AG/Ian Ehm

Rolf Dreisbach, Geschäftsführer von AVL List, fügt hinzu: „2.000 Wasserstoff-Schwerlastwagen auf Österreichs Straßen – das ist ein erster Meilenstein. Dies sollte der Startschuss für den Aufbau einer konkurrenzfähigen heimischen Wasserstoffindustrie sein. Die Produktion von grünem Wasserstoff bedeutet ein Insourcing von Treibstoffen in die heimische Produktion von nachhaltigem Strom. Für Unternehmen in Österreich bietet sich die Chance, in den Aufbau der Infrastruktur zu investieren und eine führende Rolle in der weltweiten Lieferkette für die Produktion von Wasserstoff-Lkw einzunehmen“.

Dies sollte der Startschuss für den Aufbau einer konkurrenzfähigen heimischen Wasserstoffindustrie sein.
Rolf Dreisbach

Rolf Dreisbach, Geschäftsführer AVL List

- © AVL

Schweiz ist Vorreiter in Europa

In der Schweiz sind aktuell bereits 50 Wasserstoff-Lkw unterwegs. Auch Deutschland setzt ein positives Signal: Nachhaltige Mobilitätslösungen bei Fahrzeugen und Infrastruktur werden mit 80 Prozent der Investitionskosten gefördert. „Unsere Nachbarn in der DACH-Region machen es vor – Österreich sollte jetzt nachziehen. Es gilt die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen, um die heimische Infrastruktur flächendeckend auf- und eine Wasserstoff-Lkw-Flotte auszubauen“, betont Wolfram Senger-Weiss, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Gebrüder Weiss, abschließend. Gebrüder Weiss ist in der Schweiz bereits mit einem Wasserstoff-Lkw unterwegs und an der privatwirtschaftlichen Initiative „H2Energy“ dort beteiligt.

Wolfram Senger-Weiss, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Gebrüder Weiss

- © Gebrüder Weiss/Gnaudschun