75-jähriges Jubiläum bei DAF : Zwei DAF-LKW im Vergleich: DAF XG+ 530 FT und DAF 3600 ATi
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der LKW-Produktion bei DAF sowie der über 50-jährigen Partnerschaft mit dem Salzburger Nutzfahrzeughändler Tschann blickte der niederländische LKW-Hersteller DAF in die Vergangenheit und führte einen repräsentativen Vergleichstest zweier LKW durch.
Gegenübergestellt wurden der DAF XG+ 530 FT aus dem Jahr 2024 sowie der, komplett durch die Firma Tschann restaurierte, DAF 3600 ATi aus dem Jahr 1987. "Technische Meilensteine, die in der LKW-Branche und in ihrer jeweiligen Zeit Maßstäbe gesetzt haben und das noch immer tun", wie DAF beide Modelle in einer Pressemitteilung beschreibt.
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DAF 3600 als historisches Erbe für Tschann
Auch die Partnerschaft mit Tschann wurde näher beleuchtet. Diese besteht laut DAF seit Oktober 1973, einer Zeit, in der DAF mit der Baureihe 2800, danach mit dem 3300 und 3600, in puncto Fernverkehrs-LKW auf sich aufmerksam machte.
Eugen Simma, Tschann-Chef, erinnert sich: „Als wir die DAF-Vertretung übernommen haben, war die Marke hierzulande fast unbekannt. Man musste erst erklären, was DAF bedeutet. Doch schon bald konnten wir mit den Produkten erste Verkaufserfolge erzielen. 1983 feierten wir die Übergabe des 500. DAF 3300 an einen Fernverkehrs-Kunden – ein riesiger Erfolg für unser damals noch sehr kleines und regional engagiertes Unternehmen.“
Fernverkehr hatte in den 80er-Jahren allerdings eine andere Bedeutung als heute, wie DAF beschreibt. Es habe wochenlange Touren in den Irak, in den Iran, nach Afghanistan, nach Saudi-Arabien oder bis nach Karachi in Pakistan bedeutet. Fahrer seien weitab von einem Service-Netzwerk meist im Konvoi unterwegs gewesen und auf die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge sowie eine gute Betreuung durch die Heimatwerkstatt angewiesen – auf diese Weise habe man bei Fahrern und Kunden gepunktet. Da die DAF-Baureihen 2800, 3300 und 3600 eng mit der Firmengeschichte von Tschann verbunden sind, habe die Firma den Wunsch geäußert, ein Exemplar dieser Serie als historisches Erbe zu erhalten.
Sammler aus Dublin
Wie der Mitteilung zu entnehmen ist, hielt Tschann-Verkaufsleiter Ing. Peter Gastager nach einem geeigneten Restaurierungsobjekt Ausschau – einem bis ins Detail möglichst original erhaltenen DAF 3600. Auf dem Markt sei jedoch nichts Passendes dabei gewesen, weshalb Gastager im April 2019 einen Aufruf auf Facebook startete, der ein weiterführendes Netzwerk an einschlägigen Foren eröffnete.
Dieses habe zu einem Angebot aus Irland geführt, welches in weiterer Folge den Erfolg brachte. Nachdem mithilfe der DAF-Vertretung in Irland Kontakt zum Fahrzeugeigentümer – einem Sammler aus Dublin – aufgenommen werden konnte, sei der Linkslenker schließlich im Jänner 2021 nach Salzburg in die Tschann-Zentrale geliefert worden.
Vergleich der DAF-LKW
Hier sehen Sie die technischen Daten der beiden DAF-LKW im Überblick:
DAF 3600 ATi Space Cab vom Typ FT 3605DKZ350 aus dem Jahr 1987
- 11,6-Liter-DAF-Dieselmotor 1160 DKZ mit 6 Zylindern und 274 kW (373 PS)
- synchronisiertes 16-Gang-ZF-Doppel-H-Handschaltgetriebe
- Radstand: 3,50 m
DAF XG+ 530 FT 4x2 aus dem Jahr 2024
- MX13-DAF-Dieselmotor mit 6 Zylindern und 390 kW (530 PS)
- 12-Gang-TraXon-Getriebe
- Radstand: 4,0 m
Der Vergleichstest der beiden DAF-LKW fand laut Unternehmen im Einzugsbereich der Niederlassung der Tschann Bayern GmbH (Poing) auf den Landstraßen im Raum um München herum statt. Der DAF XG+ aus dem Jahre 2024, mit dem zusammen die Vergleichsfahrt zum Jubiläum stattfand, wird vom Hersteller als "aktuelle Speerspitze" der neuen DAF-Generation beschrieben.
Er dokumentiere in sehr beeindruckender Weise, wo sich die Entwicklung von LKW und Sattelzugmaschinen in den letzten fast 37 Jahren, die zwischen den beiden Modellen liegen, hinbewegt hat.
Standheizung lieferte wichtigen Hinweis
Zunächst sei der Lebenslauf des Oldtimers rekonstruiert worden. Ein komplexes Unterfangen: Wie DAF ausführt, waren die Originalpapiere nach zahlreichen Besitzerwechseln verloren gegangen, bekannt waren in erster Linie die Fahrgestellnummer und das Baujahr 1987. Mit Hilfe der DAF-Zentrale in Eindhoven und langjähriger Tschann-Mitarbeiter konnte geklärt werden, dass das Fahrzeug ursprünglich für Österreich gebaut worden war – und vermutlich sogar von Tschann ausgeliefert wurde.
Den Hinweis habe man aufgrund der nachgerüsteten Standheizung entdeckt, deren spezielle Einbauposition für das Salzburger Unternehmen typisch war. Die weitere Geschichte ist laut DAF lückenhaft, aber an der Auflösung wird gearbeitet. Bekannt sei aber, dass der DAF 3600 nach seinem Einsatz für einen österreichischen Kunden in Griechenland war und zuletzt von dem Sammler aus Dublin in Bulgarien erworben wurde. Aufgrund des hohen Tschann-Bezugs wurde die Motivation für eine umfassende, originalgetreue Restauration umso größer.
Restaurierung des DAF-LKW startete im April 2021
Im April 2021 begann im Rahmen eines Auszubildenden-Projekts unter Leitung des langjährigen Tschann-Cheftechnikers Manfred Ziegler die vollständige Restaurierung des Fahrzeugs mit der Zerlegung in alle Einzelteile.
Brauchbare Teile wurden laut Mitteilung Schritt für Schritt aufbereitet, andere Teile wiederum mussten komplett neu angefertigt werden oder es wurden Original-DAF-Ersatzteile verwendet. Gelobt wurde in diesem Zusammenhang die großartige Unterstützung des DAF-Museums in Eindhoven sowie Urs Zuberbühler vom Schweizer DAF-Partner WIRAG.
DAF-LKW Restaurierung: Rund 2.000 Arbeitsstunden
Das „Tüpfelchen auf dem i“ habe Sales Engineer Uwe Müller von DAF Trucks Deutschland beigesteuert: Der langjährige Mitarbeiter habe in seinem Fundus noch einen Original-Beschriftungssatz für den 3600 ATi gefunden. Danach starteten der Wiederaufbau und schließlich die Zulassung als betriebsfähiger Oldtimer.
Wie der Mitteilung zu entnehmen ist, enstpricht die neue Lackierung dem ursprünglichen Werks-Auslieferungszustand mit weißem Fahrerhaus, beigen Rahmen und schwarzen Felgen. Insgesamt seien ungefähr 2.000 Arbeitsstunden in die Aufarbeitung investiert worden. Laut DAF liegen die Kosten in einer Größenordnung wie für einen neuen XG+.