Spezialfahrzeuge : Unimog stellt Stromversorgung im Burgenland sicher

Unimog Geräteträger im steilen Gelände
© Ludwig Fliesser

Mit dem Burgenland verbinden die meisten Menschen vor allem das Flachland der Pannonischen Tiefebene. Im südlichen Teil des Bundeslandes ist das Gelände allerdings stark hügelig und teilweise schwer zugänglich. Die Wartung und Reparatur von Stromleitungen und Masten in abgelegenen Gebieten stellt deshalb eine Herausforderung dar. Einerseits geht es um routinemäßige Wartungsarbeiten, wie Leitungsarbeiten oder das Ausästen und die Freihaltung der Leitungstrassen von Bewuchs. Andererseits sind aber auch spontane Reparatureinsätze nötig, wenn zum Beispiel ein Baum auf eine Stromleitung gefallen ist. Unwettereinsätze bei Starkwind, Regen oder gar Schneefall, womöglich auch noch nachts, fordern dabei Mensch und Material höchste Belastbarkeit ab, damit die Energieversorgung möglichst rasch wiederhergestellt werden kann.

So verschiedenartig wie die jeweiligen Einsätze des Stromversorgers sind, so anpassungsfähig muss auch das entsprechende Fahrzeug sein. Die große Bandbreite an unterschiedlichen Anforderungen in Verbindung mit höchster Geländetauglichkeit erfüllt derzeit nur ein Fahrzeug im Markt, da sind sich die Verantwortlichen der Energie Burgenland Dienstleistung und Technik GmbH einig: Der Unimog, kurz für „Universalmotorgerät“, trägt seinen Namen eben nicht umsonst. „Das Besondere am Unimog ist die Vielseitigkeit, weil wir ein sehr großes Aufgabengebiet haben“, sagt Bernd Samer, Fuhrparkleiter bei der Energie Burgenland. „Es ist ein Universalgerät, das für unseren Bereich optimal ist und meiner Meinung nach durch ein anderes Fahrzeug nicht ersetzt werden kann.“

Einzigartig ist dabei zunächst das extrem geändegängige Fahrzeug selbst: Mit verschränkten Portalachsen für hohe Bodenfrei- heit und stark profilierten Reifen, deren Druck sich sogar während der Fahrt per Knopfdruck absenken lässt, ist der Unimog auch abseits der Straße kaum zu stoppen. Dank hydrodynamischer Federn kann das Fahrzeug im Gelände bis zu 15 Zentimeter angehoben werden und gleicht Lastunterschiede durch dynamische Belastungen oder ungleichmäßige Beladung automatisch aus. Im Straßenbetrieb senkt sich das Fahrwerk hingegen ab und garantiert so eine noch bessere Straßenlage. Außerdem angenehm: In Kurvenfahrten gleicht das Fahrwerk die Fliehkräfte aus und verhärtet die Federn der Kurvenaußenseite entsprechend. Dies macht sich beispielsweise in Kreisverkehren positiv bemerkbar und hilft, mit dem hohen Schwerpunkt des Fahrzeugs besser zurechtzukommen. Dieser ist vor allem bedingt durch den schweren Palfinger-Kran mit einer Hubkraft von 890 Kilogramm bei 17 Metern Reichweite. Das Fahrzeug bringt es damit auf vier Meter Gesamthöhe und stattliche 15 Tonnen Eigengewicht. Wahlweise kann der Kran mit einem Arbeitskorb für Leitungsreparaturen oder auch einem Erdbohrer bestückt werden, um das Setzen von Strommasten vorzubereiten. Frontseitig verfügt der Unimog über eine Seilwinde, um sich bei Bedarf, auch in Kombination mit dem Fahrantrieb, aus schwerem Gelände selbst zu befreien. Je nach Einsatzzweck kann zudem ein Holzhäcksler oder ein Schneepflug vorne angebaut werden. Heckseitig verfügt der Unimog über eine Anhängerkupplung. Damit ist der Transport von Strommasten und anderen Ma- terialien möglich. Verschiedene Hydraulik- und Elektroanschlüsse sowie Kameras und Rundumscheinwerfer komplettieren das Fahrzeug zum volleinsatzfähigen Multifunktionswerkzeug, das zu jeder Tages- und Nachtzeit sicher einsetzbar ist. „Dieser Unimog mit Kran und Seilwinde und allem Zubehör ist ein Gerät, das vielseitigst zu verwenden ist: Für das Aufstellen von Masten und normale Materialtransporte bis hin zu Störungseinsätzen mit dem Arbeitskorb in luftigen Höhen ist das ein universelles, für einen Energieversorger nicht wegzudenkendes Fahrzeug“, sagt Alexander Prandler, Leiter Einkauf und Logistik bei der Energie Burgenland.

Der neue U 530 ersetzt ein bisher verwendetes Vorgängermodell des Typs U 500. Dieses war 15 Jahre lang bei der Energie Burgenland im Einsatz, erwies sich als äußert zuverlässig und konnte auch in schwierigen Lagen fast jede Situation bewältigen. Nach 12.500 Betriebsstunden und 242.000 gefahrenen Kilometern wird er nun veräußert. Aufgrund des komplexen Fahrzeugkonzepts mit entsprechend hohem Anschaffungspreis ist auch für das neu erworbene Fahrzeug eine Nutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren geplant. Die Firma Pappas war als Generalunternehmer tätig, plante das Gesamtfahrzeugkonzept gemeinsam mit der Energie Burgenland und lieferte den neuen Unimog mit allen Aufbauten und Geräten als Einrechnungsfahrzeug aus. Der Vorteil für den Kunden: Es gibt nur einen Ansprechpartner für alle Belange rund um die Beschaffung sowie für sämtliche Garantieangelegenheiten. Die Anschaffung des Fahrzeugs erfolgte über eine bestehende BBG-Rahmenvereinbarung, wodurch keine Einzelausschreibung nötig war.

Aber auch diese zu gewinnen, wäre für den Unimog kein Problem. „Es gibt am Markt nichts Vergleichbares. Das Arbeitsgerät in dieser Konstellation hat ein Alleinstellungsmerkmal am Markt“, weiß Einkaufsleiter Prandler. „Sonst ist der Ausschreibungsprozess natürlich ein sehr aufwendiger, indem man Vergleichsfahrzeuge heranzieht und aufgrund der technischen Ausstattung prinzipiell einmal eine markenneutrale Ausschreibung startet. Das kann man sich hier sparen, weil die technischen Anforderungen hier nur genau ein Fahrzeug erfüllt. Der zweite, angenehme Umstand in dem Fall ist, dass diese Beschaffung über die Bundesbeschaffung GmbH erfolgt ist und dort die ganze Ausschreibung und das Prozedere schon von der BBG erledigt wurden und wir zu fixierten und verhandelten Konditionen nur mehr den Abruf tätigen müssen, was uns natürlich auf beiden Seiten viel Zeit spart.“

Und damit auch im Betrieb wirklich alles glatt läuft, organisierte Pappas im Rahmen der Fahrzeugübergabe auch gleich eine entsprechende Offroad-Einschulung für die Fahrer. Das passende Areal dazu fand sich in Form einer Motocross-Strecke in Hochneukirchen in Niederösterreich.