Verkehrssicherheit : Neue Webseite soll über Vorteile von Fahrerassistenzsystemen aufklären
Die Vielfalt der Fahrerassistenzsysteme wird immer größer. Die Technik reagiert schneller als der Mensch. Immerhin sind über 90 Prozent aller Verkehrsunfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen, sagte Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. Dabei wurde auch die neue Informationsplattform www.smartrider.at vorgestellt. Die Technik kann Unfälle verhindern.
Lenker müssen Systeme richtig verwenden
Voraussetzung dafür ist aber, dass sich die Lenker damit auch auskennen und die Systeme richtig verwendet werden, betonte Robatsch. "Sie haben ein hohes Potenzial und können 50 Prozent der Pkw-Unfälle und 22 Prozent aller Lkw-Unfälle positiv beeinflussen", erläuterte der Experte. Von Notbrems- über Spurhalte-, Licht-, Autobahn-, Nachtsicht-, Spurwechsel-, Toter-Winkel- oder Einparkassistent, die technischen Hilfsmittel sind mittlerweile vielfältig und in vielen Neuwagen schon Standard. "Waren es früher Gurt, Anti-Blockier-System oder Airbag, gibt es mittlerweile zahlreiche intelligente Assistenten", erläuterte der Experte. Doch dabei handelt es sich - wie der Name schon sagt - um Assistenten, "die uns unterstützen, man kann sich nicht vollständig darauf verlassen", sagte Robatsch.
Jeder fünfte fühlt sich schlecht informiert
Das Umfrageinstitut Marketagent führte im Herbst 2020 im Auftrag des KFV eine Umfrage unter 1.000 Autolenkern durch. Dabei gab jeder fünfte Fahrer an, dass er sich überhaupt nicht über Fahrassistenzsysteme informiert fühlt, erläuterte KFV-Projektleiter Florian Schneider. "Demgegenüber stehen 53 Prozent der Autolenker, die sich vor dem letzten Autokauf intensiv damit beschäftigt haben", sagte er. Besonders relevant für die Lenker sind Einparkassistenten, gefolgt von Spurhalteassistenten, Kollisionswarnern sowie Tempomaten.
Bei der Umfrage gaben zudem vier von zehn Teilnehmer an, dass die aktuellen Assistenzsysteme in ihrem Wagen bereits einen Unfall verhindert haben. "Im Idealfall wurden so schon Menschenleben gerettet", sagte Schneider. Dass es beim Wissen um die technischen Hilfsmittel aber enorme Lücken gibt, wurde auch augenscheinlich. "So sprachen sich drei Viertel der Befragten dafür aus, dass Assistenzsysteme Teil der Fahrausbildung sein müssten", erläuterte Schneider. Robatsch verwies darauf, dass Carsharing immer mehr verwendet wird. "Die Systeme funktionieren bei den einzelnen Autoherstellern unterschiedlich, man muss sich darüber informieren", riet der Experte.
Verkehrssicherheit ist noch ausbaufähig
Bis Wochenbeginn - dem 6. Juni - gab es in Österreich laut den vorläufigen Zahlen des Innenministeriums im heurigen Jahr bereits 115 Verkehrstote. Im Vergleichszeitraum 2020 waren es 124. Das KFV prognostiziert bis Ende 2021 insgesamt 374 Verkehrstote. Das würde im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um neun Prozent bedeuten. Bei der Verkehrssicherheit gibt es "ein sehr hohes Potenzial. Es könnte die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer um 200 im Jahr reduziert werden", sagte Robatsch. Dafür bräuchte es ein Bündel an Maßnahmen, darunter fällt eben auch der ideale Einsatz der Assistenzsysteme.
KFV-Projektleiterin Hatun Atansayar erläuterte die neue Online-Plattform. "Das Highlight der Seite ist ein Test, bei dem die individuellen Bedürfnisse abgefragt werden und der mir dann sagt, welche Assistenzsysteme ich mitkaufen könnte", sagte Atansayar. Auf der Plattform werden alle verfügbaren Assistenzsysteme - auch mit Animationen - vorgestellt. Unterstützt wird die Seite von Verkehrsministerium, AUVA, ARBÖ, der AK-Wien, AustriaTech sowie dem Fachverband der Fahrschulen des Allgemeinen Verkehrs in der WKO und dem Verband dder Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO). (red./APA)