LKW-Ladungssicherung : "Die Gewinnmaximierung lässt die Ladungssicherheit oft leiden"

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Das Thema der Ladungssicherung sollte keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden, ist Ladungssicherungsexperte Konrad Rainer überzeugt. Die Dunkelziffer ist ausgesprochen hoch, vermuten Experten. Doch es sind Experten wie Konrad Rainer von cargo safetytec, die einen Beitrag leisten, dass diese Ziffer nicht weiter steigt.

Knackpunkt Transportverpackungen

„Der Norm entsprechend gesichert sind defacto fast keine Lkws“, fällt der Berater und Sachverständige ein hartes, aber realistisches Urteil und ergänzt: „Es kommt immer darauf an, wie weit man daneben liegt.“ Hundertprozentige Sicherheit ist ohnehin eine Illusion, denn dann müsste wirklich alles stimmen: begonnen von den Sicherungsmitteln über die verwendeten Verpackungsmaterialien bis hin zur Ladungssicherung selbst.

Doch der Sachverständige bricht eine Lanze für die Unternehmen. „Grundsätzlich machen die meisten Unternehmen von der Art der Ausführung alles richtig“, betont Rainer. „Sie übersehen oft nur ein wichtiges Detail, das die ganze Arbeit wieder zunichte macht.“ Ein erster kapitaler Fehler in Sachen Ladungssicherung tritt übrigens nicht beim Verladen selbst auf, sondern oft schon viel früher.

„Nicht selten ist es der Fall, dass bereits das Verpackungsmaterial derartige Mängel aufweist, dass es dem Fahrer gar nicht mehr möglich ist, eine korrekte Ladungssicherung durchzuführen“, weiß Rainer, der sogleich ein passendes Beispiel parat hat: „Es nützt nichts, wenn unter eine Palette korrekterweise eine Antirutschmatte gelegt wird, innerhalb der Palette die Reibung aber nicht passt. Dann bleibt bei einer Bremsung zwar die Palette an Ort und Stelle, aber die Ware fällt von der Palette trotzdem runter.“ Welche Rolle Fachwissen und Erfahrungswerte spielen, wird bereits hier ersichtlich.

Quantität statt Qualität

Geht bei der Ladungssicherung etwas schief, hält Rainer übrigens wenig von pauschalen Schuldzuweisungen. „Nach CMR (Anm. d. Red. Internationale Vereinbarung über Beförderungsverträge auf Straßen) ist der Lkw-Fahrer natürlich verpflichtet alle Mängel, die er feststellt, umgehend zu melden. Sollte etwas vor Fahrantritt bereits nicht stimmen, muss er das melden“, betont der Ladungssicherungsexperte.

„Mit Umdrehen des Zündschlüssels bestätigt er, dass alles, was hinten mitgeführt wird, auch den Normen der Ladungssicherung entspricht.“ Augenscheinlich schlecht gesicherte Paletten sollte auch ein Lkw-Fahrer erkennen können. Da gibt es für den Experten aus dem Bereich der Ladungssicherheit keine Diskussion. Gänzlich anders sieht die Situation aus, wenn es dem Lkw-Fahrer nicht mehr zumutbar ist, da es nicht mehr im eigenen Ermessensbereich liegt. Wenn das Verpackungsmaterial nicht hält, was es verspricht, trägt weder der Lkw-Fahrer noch der Gabelstaplerfahrer des Verladers die Schuld, denn es fehlt die Beurteilungsgrundlage.

„In Fällen, wo bereits das Verpackungsmaterial mangelhaft ist, ist es dem Fahrer nicht mehr möglich, eine korrekte Ladungssicherung im Lkw aufzubauen“, weiß der Ladungsexperte. Der Fehler einer schlechten Ladungssicherung liegt einfach zu weit weg - nämlich bereits in der Verpackung. „Es ist ein großes Problem, wenn bei der Qualität des Verpackungsmaterials gespart wird - etwa bei Folien zur Umwicklung der Paletten.

Da geht es oft nur um den Preis und nicht die Qualitätskriterien“, moniert Rainer. Der Experte für Ladungssicherung geht sogar noch einen Schritt weiter: „Es können fünf Paletten in einer Reihe stehen, alle das gleiche Verpackungsmaterial verwenden, doch in puncto Verpackungsqualität meilenweit auseinanderliegen. Und das kann kein Lkw-Fahrer, der die Ware aufnimmt mehr unterscheiden.“

Wirtschaftlicher Schaden

Stehzeiten, Lieferverzögerungen und Strafzahlungen können die negativen wirtschaftlichen Folgen sein, wenn der Lkw durch Kontrollorgane aufgrund von Mängeln aus dem Verkehr gezogen wird. Mängel bei der Ladungssicherung fallen oft erst bei der sogenannten Technischen Unterwegskontrolle auf - auch „Fliegende Sicherheitschecks" genannt. Das Kontrollverfahren besteht aus einer Sichtprüfung der ordnungsgemäßen Anwendung geeigneter Maßnahmen in dem Umfang, der zur Sicherung der Ladung erforderlich ist. Zusätzlich oder alternativ erfolgt eine Messung der Zugkräfte, eine Berechnung der Wirksamkeit der Sicherung und, falls zutreffend, eine Prüfung der Bescheinigung.

Tritt dabei ein erheblicher oder sogar gefährlicher Mangel auf, kann das eine unangenehme Angelegenheit für den Lkw-Fahrer sein, der davon ausgeht, dass die Sicherung der verladenen Ware ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Die Verkehrsorgane verfügen über einen eigenen Mängelkatalog, der eine eigene Position enthält, in der steht: „Die Ladungssicherung ist aufgrund der nicht ordnungsgemäßen Verpackung nicht möglich.“ Ein eindeutiger Grund, um einen Lastkraftwagen aufgrund des Sicherheitsrisikos aus dem Verkehr zu ziehen.

Überzeugungsarbeit notwendig

Doch es sind nicht nur Stehzeiten, Lieferverzögerungen oder Strafen. „Die beschädigte Ware wird im schlimmsten Fall nicht vom Kunden angenommen - zum Beispiel wegen entsprechender Hygienevorschriften“, erklärt Rainer. Das kann schon damit beginnen, dass ein Spanngurt auf die Verpackungen abfärbt. Klingt banal, doch gerade bei empfindlicher Ladung kann das negative Folgen haben.

Bei den Kunden macht Rainer als Berater und Sachverständiger erst einmal die Probe aufs Exempel. Da heißt es kräftig rütteln, ziehen oder zerren. Meist mit dem Ergebnis, dass die Kunden dann selbst sehen: „Ups, da passt doch etwas nicht mit dieser Palette“, erzählt Rainer. Neben klassischer fachmännischer Handarbeit gibt es auch standardisierte Verfahren wie den Kipptest, Rüttelplatten oder Beschleunigungs- und Bremsschlitten auf denen Paletten zur Überprüfung platziert werden.

Wenn Welten aufeinandertreffen

Wie wichtig es für die Verkehrssicherheit auch erscheinen mag: Das aufmerksam machen auf bestehende Mängel stößt nur selten auf Gegenliebe. „Da gibt es schon Mal harte Worte an der Laderampe“, weiß Rainer zu berichten. Das Eingestehen von Fehlern ist nicht nur eine denkbar unangenehme Angelegenheit, das Ausbessern von Fehlern ist auch mit Anstrengung verbunden beziehungsweise mit einer Änderung des bisherigen Verhaltens.

Rainer war selbst über Jahrzehnte als Frächter tätig, viele Jahre davon hat er selbst hinter dem Steuer eines Lkws gesessen und weiß, wie es ist, wenn man die Annahme einer Ware aus Sicherheitsbedenken ablehnt. Neben recht unsanften Worten kann das schnell in gravierende Rechtsstreitigkeiten ausarten, die es zu vermeiden gilt.

„Ein bestehendes Problem ist, dass Fahrer nicht lange an der Laderampe des Verladers herumdiskutieren wollen, wieso zum Beispiel keine Antirutschmatte unter die Palette gelegt wurde“, erzählt Rainer aus der Praxis. Dazu kommt noch der Umstand von sprachlichen Barrieren. „Jeder ist um eine schnelle Abwicklung bemüht, vergisst aber auf essentielle Dinge, wie die Ladungssicherung“, merkt Rainer an.

Schuld hat jemand anderes

Wird zum Beispiel der Lkw-Fahrer dann mit dem Thema direkt vom Ladungssicherungsexperten konfrontiert, heißt es zum Beispiel: „Ich hätte eh eine Antirutschmatte unter die Palette gelegt, wenn der Staplerfahrer gesagt hätte, dass ich das soll.“ Die Fehlerkette zieht sich von einem Glied zum nächsten. Der Schuldige will per se keiner sein. Doch genau hier setzt die Überzeugungsarbeit von Rainer an. In Schulungen will er den Kunden den richtigen Umgang mit der Ladungssicherung zeigen.

Dabei ist es gerade bei großen Unternehmen nicht immer einfach jede Laderampe zu erreichen. Der Ladungssicherungsexperte stellt aber klar, einen Persilschein gibt es von ihm sicherlich nicht - das dürfte er auch gar nicht. Im Gegenteil: In Beratungen und Schulungen hat er schon Fahrzeuge abstellen müssen, als Gefahr im Verzug war.

„Natürlich hat der Verlader auch eine entsprechende Mitverantwortung zu tragen. Das bedeutet auch, dass er immer noch mitentscheiden muss, was mit seiner Ladung auf einem Lkw passiert“, betont Rainer. Der Ladungssicherungsexperte appelliert daher an den Hausverstand des Kunden.

Anstoß zur Verhaltensänderung

Nicht selten muss erst jemand den Stein ins Rollen bringen und auf Mängel aufmerksam machen. „In den meisten Fällen handelt es sich um einen neuen Mitarbeiter, dem ein Mangel auffällt“, gesteht Rainer. Für den Ladungsexperten steht fest: Der Verlader muss alles in seiner Macht stehende tun, um für Ladungssicherheit zu sorgen. Einen Strich durch seine Bemühungen kann ihm aber noch immer der Frächter machen, wenn er entscheidet, dass ein Lkw-Fahrer noch weitere Ladung aufnehmen soll. In diesem Fall lässt sich nur mit bestimmten Tricks dagegenhalten.

„Ich habe einem Kunden auch schon einmal gesagt, er solle seine Ladung so gestalten, dass sie nicht stapelbar ist, weil die Ware nach dem Transport immer wieder eingedrückt war“, sagt Rainer im Gespräch. Wenn alle die notwendigen Eckdaten einhalten, wäre eine Zuladung grundsätzlich kein Problem. Aber genau dies wird oft missachtet.

Doch die Problematik mit der Ladungssicherheit beginnt eigentlich viel früher. „Solange große Verlader alles über den Preis regeln und nicht die Qualität, ist auch das Thema der Ladungssicherung ein Problem“, betont Rainer. Die billigsten Frächter werden nie zu den sichersten gehören - soviel steht fest für den Experten fest.

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