Güterverkehr : Hier haben Oberleitungs-Lkw freie Fahrt
Am 28. Juni 2021 wurde die Pilotstrecke von eWayBW feierlich in Betrieb genommen. eWayBW (BW steht für das deutsche Bundesland Baden-Württemberg) ist ein Pilotprojekt zu elektrisch betriebenen Oberleitungs-Hybrid-Lkw. Auf einer etwa 18 Kilometer langen Versuchsstrecke, davon vier Kilometer elektrifiziert, auf der Bundesstraße 462 im Murgtal bei Rastatt (Deutschland) können Lkw mit entsprechender Technik über Oberleitungen Fahrstrom beziehen. Gleichzeitig wird eine Batterie aufgeladen, die dem Lkw eine emissionsfreie Weiterfahrt nach Beenden der Oberleitung ermöglicht. Die Testphase soll bis Juni 2024 andauern.
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung leitet das Forschungskonsortium eWayBW. „Die Begleitforschung bewertet die wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen und analysiert die Akzeptanz des Pilotbetriebes. Hieraus werden wertvolle Erfahrungen für die künftige Gestaltung eines nachhaltigen Straßengüterverkehrs gewonnen“, erkläutert der Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme, Prof. Martin Wietschel.
In Summe sollen die Oberleitungs-Hybrid-Lkw rund 250.000 Kilometer im Jahr im Bereich der Oberleitungen zurücklegen und dabei 510.000 Tonnen Papier transportieren
Realitätsnaher Betrieb elektrischer Oberleitungs-Lkw
Ziel des Pilotprojekts eWayBW ist die Durchführung eines realitätsnahen elektrischen Betriebs von Oberleitungs-Hybrid-Lkw, um bisherige Erkenntnisse zu erweitern. Die wissenschaftliche Begleitforschung wird vor allem Aspekte der Energieversorgung sowie Auswirkungen auf Lärm, Luftschadstoffe und straßenplanerische Maßnahmen untersuchen. Die Bundesstraße 462 im Murgtal wurde für das Pilotprojekt gewählt, weil auf der Strecke jährlich 510.000 Tonnen Papier im 24/7-Betrieb von drei Papierherstellern in Obertsrot in ein Logistikzentrum in Kuppenheim im Rheintal gebracht werden. Damit ergibt sich pro Kalendertag die hohe Anzahl von durchschnittlich 64 Umläufen. In Summe sollen die Oberleitungs-Hybrid-Lkw damit pro Jahr rund 250.000 Kilometer im Bereich der Oberleitungen zurücklegen und das Pilotprojekt dadurch belastbare Erkenntnisse liefern.
28 Millionen Euro Kosten
Die Kosten für das Projekt eWayBW betragen insgesamt rund 28 Millionen Euro. Darin sind Planung, Bau und Betrieb sowie die Wissenschaftliche Begleitforschung enthalten. Mit 26,4 Millionen Euro übernimmt das deutsche Umweltministerium (BMU) mit dem Förderprogramm „Erneuerbar Mobil“einen Großteil der Kosten. Der Eigenanteil des Landes Baden-Württemberg beträgt rund 1,6 Millionen Euro.
An dem Projekt sind weiters acht Projektpartner beteiligt: Das Regierungspräsidium Karlsruhe, Landkreis Rastatt, Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG), Netze BW sowie das Konsortium Forschung eWayBW, das aus dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Fraunhofer ISI, der PTV Transport Consult GmbH, dem FZI Forschungszentrum Informatikund dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie besteht.
Über die Projektpartner hinaus gibt es acht weitere Projektbeteiligte, die als assoziierte Partner eingebunden sind. Die assoziierten Partner kommen für ihre Beteiligung selbst auf und erhalten keine finanzielle Unterstützung aus den Zuweisungsmitteln. Auf dieser Grundlage eingebunden sind die Spedition Fahrner GmbH, die Huettemann Logistics GmbH, die Casimir Kast Verpackung und Display GmbH, die Mayr-Melnhof Gernsbach GmbH, die Baden Board GmbH, die Bundesanstalt für Straßenwesen, die e-mobil BW GmbH sowie der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg.
Bis 2024 werden insgesamt drei Teilstrecken vom BMU gefördert: Neben dem Projekt eWayBW auf einer Bundesstraße in Baden-Württemberg laufen die Projekte ELISA und FESH auf Autobahnen in Hessen und Schleswig-Holstein. Dort sind bereits seit 2019 Oberleitungs-Lkw im realen Transportbetrieb im Einsatz. Das BMU unterstützt alle drei Projekte beim Aufbau der Infrastruktur, beim Betrieb der Teststrecken sowie bei der begleitenden Forschung mit insgesamt 103 Millionen Euro.
Weltweit erster E-Highway für Lkw in Schweden
Die Partnerschaften zwischen Scania und Siemens im Bereich E-Highway-Technologie hat bereits im Juni 2016 zur Eröffnung des weltweit ersten E-Highway für Lkw auf öffentlichen Straßen im schwedischen Gävle geführt hat. Die zwei Kilometer lange Veruchsstrecke auf der Autobahn E16 liegt in der Region Gävleborg, in der Nähe von Sandviken. Sie entstand durch die Zusammenarbeit verschiedener öffentlicher und privatwirtschaftlicher Unternehmen in Deutschland und Schweden.