Transportlogistik : Effiziente Transportketten sollen Mehrwert für Logistiker generieren

Nicht selten werden im Transportwesen Begriffe wie Industrie 4.0 oder Shared Economy in einem unpräzisen Kontext verwendet. Dieser Ansicht ist jedenfalls Georg Brunnthaller vom Fraunhofer Institut in Wien. Der Experte für die Optimierung von Transportketten präzisiert: „Die eigentlichen Herausforderungen sind vielmehr ökonomischer, ökologischer und sozial nachhaltiger Transport und wie dieser gemäß den jeweiligen Kundenanforderungen effizient realisiert werden kann.“

Die Möglichkeiten der Digitalisierung sieht Brunnthaller als probates Mittel, um die Risiken eines Geschäftsfeldes zu minimieren, dessen Auftragslage häufigen Schwankungen unterliegt. Aus diesem Grund zielen aktuelle Forschungsprojekte des Fraunhofer Instituts Austria darauf ab, Logistikern effizientere Voraussagen zu ermöglichen.

Im Vorjahr wurde erst das Projekt "IPPO" beendet, das durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft unterstützt und in Zusammenarbeit mit RISC Software und Hödlmayr International durchgeführt wurde.

„Bei Projekten wie IPPO ging es darum, Fuhrparkkapazitäten, basierend auf den prognostizierten Daten und bei unterschiedlichen Transportvolumina kontinuierlich neu zu planen und anzupassen“, so Brunnthaller. Der Experte greift dabei stets auf das Anwenderwissen von Berufspraktikern zurück, mit einem klaren Ziel: Der Fuhrpark soll dann optimal zur Verfügung stehen, wenn die Aufträge reinkommen.

Die intelligente Verlagerung von Straße auf Schiene ist zwangsläufig notwendig, um den Verkehr in Einklang mit den angestrebten Klimazielen zu bringen. „Das Thema der Dekarbonisierung ist uns deshalb wichtig, weil der Straßengüterverkehr bis zu 80 Prozent von Ölprodukten abhängig ist“, erklärt Brunnthaller. Optimierungsbedarf gebe es noch: Aktuelle Zahlen verraten, dass im vergangenen Jahr deutlich mehr Lkw über die heimischen Autobahnen rollten als 2016.

Dennoch ist Brunnthaller kein Gegner der Straße, sondern ein Verfechter eines intermodalen Ansatzes. „Wenn es um dynamische Transporte geht, wo die Schwankungen ausgeprägter sind, hat der Transporteur einen höheren Anreiz, dass er Dinge bei Straße transportiert oder Aufträge eher an einen LKW vergibt, weil diese flexibler sind.“

Das Problem seien vielmehr unnötige Leerkilometer, wenn die Kapazitäten der Lkw nicht ausgenützt würden. Die Kosten trägt dann nicht nur der Unternehmer, sondern auch die Umwelt. Deshalb mache es einfach mehr Sinn, Güter bedarfsweise per Schiene zu befördern.

Die zunehmende Individualisierung von Produkten und die Forderung nach immer kürzeren Lieferzeiten setzen effiziente Prozesse und optimale Ressourcennutzung voraus: „Wir arbeiten daran, dass der Frächter seine Informationen frühzeitig erhält und weiß, was auf ihn zukommen wird“, erklärt Brunnthaller.

Gelingen soll das mit Hilfe einer Prognoselogik und vom Kunden bereitgestellten Planzahlen. "Um frühzeitig Engpässe oder Überschüsse erkennen zu können, werden die Planzahlen mit den verfügbaren Ressourcen abgeglichen. Auf Basis des Ergebnisses aus der Kapazitätsplanung soll der Transportdienstleister bewertete Handlungsalternativen erhalten."

Durch diesen Informationsgewinn soll es möglich werden, die Flotte entsprechend anzupassen und die vorhandenen Ressourcen effizient zu verteilen: „Da geht es um die intensive Vernetzung verschiedener Datenakteure, dass der Datenaustausch intensiviert wird und darauf basierend eine bessere Planung entstehen kann“, so Brunnthaller.

Nicht selten kommt zu einem Entscheidungsproblem: „Soll ich mir einen zusätzlichen Lkw anschaffen oder auf einen Subunternehmer ausweichen", so der Experte. „Was letztlich aber zählt, ist, dass der Transportbedarf in jedem Fall optimal abgedeckt wird."