Kühltransport : 19.000 Euro Spritkosten beim Trailer sparen
Neben den Personalkosten ist der Dieselverbrauch der größte Einzelfaktor in der Betriebskostenrechnung im Fernverkehr und zeichnet für rund ein Drittel der Gesamtkosten verantwortlich – Tendenz steigend aufgrund der hohen Dieselpreise. Der Spritverbrauch ist daher entscheidend und mit jeder neuen Lkw-Generation konnte die Effizienz um rund 7 % gesteigert werden. Inzwischen liegt der Verbrauch einer Sattelzugkombination auch bei realen Bedingungen im Transportalltag unter 30 Litern, in unserem TRAKTUELL-355 Fernverkehrstest sogar deutlich unter 25.
Sparpotenzial bei der Zugmaschine
Geht man von 150.000 gefahrenen Kilometern im Jahr aus, dann ergibt sich ein Verbrauch der Sattelzugmaschine von 45.000 Litern Diesel pro Jahr (bei 30 l/100 km). Mit einem neuen Fahrzeug können bei einer angenommenen Steigerung der Kraftstoffeffizienz von 7 % also rund 3.150 Liter eingespart werden. Bei einem Dieselpreis von rund 1,75 Euro entspricht das einem Sparpotenzial von 5.512,5 Euro im Jahr.
Trailer: Sparpotenzial beim Kühlauflieger
Die Zugmaschine und deren Spritverbrauch ist seit jeher im Fokus der Transportanwender und wird mittels Telematik engmaschig überwacht. Gerade im temperaturgeführten Bereich ist aber auch der Trailer, speziell dessen Kühlaggregat, für einen nicht unerheblichen Teil der Kraftstoffkosten verantwortlich. Und hier bietet sich durch die Elektrifizierung ein Potenzial zur Effizienzsteigerung, das geradezu revolutionär ist.
Eine entsprechende Lösung hat uns der europäische Branchenprimus bei Sattelaufliegern unlängst vorgestellt: Mit dem Sattelkoffer S.KOe bietet Schmitz Cargobull eine vollelektrische Lösung für den Kühltransport. Das System besteht aus einer elektrischen Kühlmaschine, einer Batterie mit 30 Kilowattstunden Kapazität und einer Generatorachse am Trailer. Ähnlich wie der Dynamo eines Fahrrads erzeugt diese aus der Bewegung der Räder Strom und lädt damit die Batterie. Die Achse wird bei Bremsvorgängen zugeschaltet sowie im Dauerlauf auf der Autobahn. Wenn der Trailer am Ladehof oder an der Raststation steht, kann er auch extern über ein Starkstromkabel mit Energie versorgt und dabei die Batterie geladen werden.
Praxistest belegt Kraftstoffeinsparung
Bei STI Deutschland war der neue Kühltrailer S.KOe bereits im Rahmen eines Praxistests im Einsatz. Liene Elste, Trailer-Koordinatorin bei STI, berichtete uns exklusiv über Ihre Erfahrungen. Die Fahrzeuge von STI sind üblicherweise an sechs Tagen pro Woche unterwegs. Bei einer dieselbetriebenen Kühlmaschine beträgt der Kraftstoffverbrauch für das Kühlaggregat normalerweise rund 240 Liter Diesel pro Woche Mit der vollelektrischen Kühlmaschine von Schmitz Cargobull reduzierte sich der Verbrauch auf null. Auf der anderen Seite entstand ein Mehrverbrauch bei der Zugmaschine von rund 1 Liter/100 km durch die zusätzliche Reibung der Generatorachse. Bei einer wöchentlichen Fahrleistung von etwa 3.120 Kilometern ergab das einen Mehrverbrauch bei der Zugmaschine von 31,2 Litern Diesel – dem gegenüber steht eine Ersparnis von 240 Litern Diesel pro Woche für das Kühlaggregat. Das bedeutet also in Summe eine Einsparung von 208,8 Litern pro Woche, das sind 10.858 Liter Diesel pro Jahr. Bei einem Dieselpreis von 1,75 Euro ist das ein Kostenvorteil von jährlich 19.000 Euro im Betrieb.
Gleichzeitig berichtete uns Trailerkoordinatorin Elste, dass ein externes Anstecken und Nachladen der Batterie in ihrem Fall nur einmal monatlich nötig gewesen sei, um die Batterie vollständig aufzuladen. Dies ist aus technischen Gründen erforderlich, um die Leistungsfähigkeit des Akkus langfristig zu gewährleisten. Für den Betrieb reicht die Ladung durch die Generatorachse auf der Straße hingegen völlig aus: Der Trailer lädt sich während der Fahrt und die Batteriekapazität fiel im Testbetrieb von STI im realen Einsatz nicht unter 60 Prozent.
Zurzeit fährt der E-Trailer 3.120 km pro Woche. Mehrverbrauch ist ca. 31,2 Liter die Woche, da die Zugmaschine durch E-Achse erzeugte Resistenz 1 l Diesel mehr auf 100 km verbraucht. Gleichzeitig sparen wir eine komplette Auflieger-Tankfüllung (240 l)Liene Elste
Fazit
Das Sparpotenzial durch die Elektrokühlmaschine im Betrieb ist mit 19.000 Euro pro Jahr enorm. Demgegenüber steht selbstverständlich ein gewisser Mehrpreis des elektrischen Kühltrailers bei der Anschaffung. Eine Bewertung, wie und ab wann sich dieser rechnet, obliegt Geschäftsführern und Fuhrparkmanagern im Rahmen der üblichen TCO-Kostenberechnung bei Investitionen. Voraussichtlich sind die Mehrkosten in der Beschaffung aber in Österreich zu 80 Prozent über das ENIN-Förderprogramm für emissionsfreie Nutzfahrzeuge förderbar. Dazu muss allerdings vor Bestellung ein Antrag bei der FFG gestellt werden, die Zuteilung der Förderung erfolgt im Wettbewerbsverfahren.
Abgesehen davon stehen Kunden weiterhin die üblichen Services von Schmitz Cargobull zur Verfügung: Trailer und Kühlmaschine sind voll in die Schmitz-Telematiklösung „TrailerConnect“ integriert. Schmitz Cargobull tritt als Hersteller und Lieferant für das Gesamtfahrzeug auf, wobei Trailer, Elektroachse und Kühlaggregat eine Komplettlösung darstellen. Schmitz Cargobull ist folglich als Anbieter und Servicepartner alleiniger Ansprechpartner für sämtliche Garantieangelegenheiten sowie Wartungs- und Reparaturarbeiten von der Mechanik bis hin zur Telematik und Gerätesoftware.
Kühltrailer für den Verteilerverkehr
Neben dem großen S.KOe für die Langstrecke gibt es die neue Schmitz-Lösung für den Kühltransport auch für die Kurz- und Mittelstrecke im urbanen Bereich: „S.KOe City Smart“ heißt der zweiachsige Trailer, der dank einer gelenkten Nachlaufachse mit Wendigkeit punktet. Im Baukastensystem kann das Fahrzeug individuell konfiguriert werden, etwa zur Ladungssicherung mit Multifunktionsboden oder Doppelstocksystem und Ladungssicherungsschienen. Kundenindividuell können außerdem mehrere Temperaturzonen eingestellt werden.
Die Kühltrailer S.KOe und S.KOe City Smart werden auf der IAA Transportation 2022 in Hannover präsentiert und sind spätestens ab diesem Zeitpunkt bestellbar.