Globale Lieferketten : Huthi-Angriffe und ihre Folgen

Butrus Said, Geschäftsführer der Agentur AMZManager.

Butrus Said, Geschäftsführer der Agentur AMZManager.

- © KCM Digital GmbH/ Erwin Zoor Photography

Seit Monaten kommt es zu massiven Störungen in den globalen Lieferketten. Das führt zu Verzögerungen und höheren Preisen, die im Onlinehandel besonders spürbar sind. Welche konkreten Folgen die Huthi-Angriffe auf den Onlinehandel haben und wie Händler damit umgehen sollten, erläutert dieser Beitrag von Butrus Said und Kilian Sell, Geschäftsführer der Agentur AMZManager. 

Einfluss der Huthi-Angriffe auf Onlinehandel

In den letzten Monaten kam es verstärkt zu Angriffen der jemenitischen Huthi auf Kriegs- und Handelsschiffe im Roten Meer. Teilweise wurden die Frachter durch die luftgestützten Waffen schwer beschädigt oder sogar völlig zerstört – mit spürbaren Konsequenzen für die Weltwirtschaft. 

Insbesondere die Transportkosten für Container sind deutlich gestiegen. Während der durchschnittliche Preis früher bei rund 2.000 Euro lag, müssen Händler derzeit pro Container häufig das Dreifache, also 6.000 Euro, bezahlen. Doch auch Spitzenpreise von bis zu 12.000 Euro wurden bereits verlangt. 

Hierfür sind unter anderem die deutlich gestiegenen Versicherungskosten verantwortlich. Auch die Lieferzeit der Waren hat sich signifikant erhöht. Derzeit müssen Händler mit Verzögerungen von zehn, 20 oder noch mehr Tagen rechnen. Manche Produkte sind deshalb momentan gar nicht oder deutlich teurer als üblich erhältlich.

Weitere Einschränkungen denkbar

Viele Onlinehändler sind wegen der aktuellen Entwicklung besorgt und fürchten weitere Einschränkungen in der nahen Zukunft. Tatsächlich ist der Ernst der Lage nicht von der Hand zu weisen. Sollten die Huthi-Angriffe anhalten, werden viele Händler ihre Preise anpassen, um die gestiegenen Kosten an den Endverbraucher weiterzugeben. Ein Produkt, das derzeit 1,99 Euro kostet, könnte dadurch bei einem Preis von 2,10 Euro landen. 

Die Preisgestaltung unterliegt allerdings immer auch psychologischen Überlegungen, weshalb der Produktpreis künftig bei 2,49 Euro oder sogar 2,90 Euro liegen könnte. Auch die Verfügbarkeit einiger Waren könnte sich in den nächsten Monaten verschlechtern. Damit ist insbesondere dann zu rechnen, wenn die Händler wegen der deutlich höheren Transportkosten einige Produkte nicht mehr importieren, weil die Kunden nicht bereit sind, die angemessenen Preissteigerungen zu bezahlen. Das könnte dazu führen, dass sich Angebot und Nachfrage bei einigen Waren signifikant verschieben, ohne dass Endverbraucher oder Händler davon profitieren.

So bleibt Online-Business erfolgreich

Trotz der aktuellen Herausforderungen können Onlinehändler einige Maßnahmen ergreifen, um handlungsfähig zu bleiben. Zunächst sollten sie in Erwägung ziehen, zumindest einen Teil der Produktion in osteuropäischen Ländern durchführen zu lassen. Neben geringen Lohnkosten ist hier mit stabileren Lieferketten und dadurch geringeren Transportkosten zu rechnen. 

Zudem sollten Onlinehändler vor jeder Nachbestellung die Rentabilität des fraglichen Produkts überprüfen. Wegen gestiegener Kosten fällt manchmal auch bei stark nachgefragten Artikeln die Gewinnmarge gering aus, sodass auf den Import verzichtet werden sollte. Durch eine kontinuierlich durchgeführte Produktanalyse und -recherche können Onlinehändler darüber hinaus herausfinden, welche Bedürfnisse und Wünsche ihre Zielgruppe hat. 

Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, beispielsweise in Form von Marktanalysen, findet hier seine Berechtigung. Um erfolgreich zu sein, müssen Händler nicht zuletzt innovative Eigenschaften bieten. Produkte mit einzigartigen Merkmalen haben größere Erfolgschancen. Kunden sind bereit, höhere Preise zu zahlen, wenn ein Produkt ein spezifisches Problem löst oder ein Grundbedürfnis anspricht.