Deutsche Wirtschaft zeigte auch 2024 keine Erholung : Elvis Marktreport: Schwächelnde Wirtschaft und schrumpfende Fuhrparks gefährden Transportkapazitäten

Nikolja Grabowski, Vorstandsvorsitzender der Elvis AG, warnt vor knappem Laderaum und hohen Preisen, die aufgrund mangelnder Reserven nicht ausgeglichen werden können.
- © ELVIS AG„Unser aktueller Marktreport bestätigt, dass sich die Entwicklungen aus 2023 fortsetzen: Die Wirtschaft hat sich auch 2024 nicht erholt. Mit einem BIP-Rückgang von 0,2 Prozent schrumpft sie bereits das zweite Jahr in Folge“, sagt Nikolja Grabowski, Vorstand der Elvis AG. Zwar werde für die kommenden zwölf Monate ein minimales Wachstum prognostiziert, doch eine richtige Trendwende sei nicht in Sicht. Die angespannte Lage spiegelt sich vor allem im produzierenden Gewerbe wider.
Insbesondere der Automotive-Sektor bewegt sich auf einem historisch niedrigen Niveau: So ist die Leistung der deutschen Industrieproduktion im Bereich Kraftwagen und Kraftwagenteile im Dezember 2024 sowohl im Vergleich zum Vormonat (-10,0 Prozent) als auch zum Vorjahresmonat (-12,2 Prozent) gesunken.
Online-Handel als Lichtblick
Der Transportmarkt wurde laut Elvis im letzten Quartal 2024 weiterhin hauptsächlich durch den Handel gestützt. Besonders dynamisch entwickelte sich der Internet- und Versandhandel, der im Dezember 2024 einen Umsatzanstieg von 5,3 Prozent im Vergleich zum November und sogar 15,5 Prozent gegenüber dem Dezember 2023 verzeichnete.
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Während die monatliche LKW-Maut-Fahrleistung im Dezember 2024 gegenüber dem November um 20 Prozent zurückging, lag sie im Vergleich zum Dezember 2023 um 3,3 Prozent höher. Allerdings seien die Vergleichszahlen zur Gesamtfahrleistung aus dem Vorjahr leicht verzerrt. „Dadurch, dass seit Kurzem auch kleinere Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen mautpflichtig sind, erscheint die Gesamtfahrleistung um circa 1,6 Prozent höher, als sie tatsächlich ist“, erklärt Grabowski.
Optimismus mit leichtem Dämpfer
Zu Beginn des neuen Jahres sind die Transportunternehmen dennoch optimistisch: Im Jänner 2025 zeigten alle drei Kennzahlen der ifo Konjunkturperspektiven für den Bereich „Güterbeförderung im Straßenverkehr“ im Vergleich zu Dezember 2024 nach oben (Geschäftsklima: 19,8 Prozent; Geschäftslage: 3,6 Prozent; Geschäftserwartungen: 41,5 Prozent).
Noch deutlicher wird die Belebung im Jahresvergleich: Gegenüber Jänner 2024 verzeichnen alle drei Kennzahlen deutliche Zuwächse von jeweils 35,2 Prozent, 17,2 Prozent und 59,1 Prozent. Auch die Umsatzerwartungen verzeichnen einen leichten Anstieg und liegen im Jänner 2025 um 6,7 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
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Eine nicht-repräsentative Umfrage der Elvis AG aus dem Februar dämpft diese positive Einstellung leicht: Darin gaben 44 Prozent der befragten Speditionen an, dass sich ihre Geschäftslage in den letzten vier Wochen verschlechtert habe. Fast die Hälfte (48 Prozent) geht jedoch davon aus, dass sich in den kommenden vier Wochen keine größeren Veränderungen ergeben werden.
Stabile Kostenentwicklung
Laut Marktreport ist auch die Kostenentwicklung stabil geblieben: Aufgrund der insgesamt moderaten Inflation haben sich Preise kaum verändert. Beispielsweise sind die Großhandelsverkaufspreise im Jänner 2025 im Vergleich zum Jänner 2024 nur leicht um 0,9 Prozent gestiegen.
Auch die von Elvis befragten Speditionen gehen davon aus, dass die Transportpreise in den nächsten vier Wochen entweder weiter fallen (34 Prozent) oder gleich bleiben werden (44 Prozent). Deutlich spürbarer fällt jedoch der Anstieg der Löhne für LKW-Fahrer aus: Im dritten Quartal 2024 lagen die Personalkosten um 6,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals. Damit setzt sich der Aufholeffekt der Lohn-Preis- Spirale aus den vergangenen Quartalen fort.
Reduzierte Fuhrparks sorgen für mangelnde Reserven
Grund zur Sorge sieht der Speditionsverbund besonders in der anhaltenden Tendenz, den eigenen Fuhrpark weiter zu verkleinern – Experten gehen aktuell von einem Rückgang von 5 bis 10 Prozent aus. Bereits ein leichter Anstieg der Nachfrage führe voraussichtlich zu Laderaumknappheit und sprunghaft steigenden Preisen. In dieser Entwicklung sieht Elvis eine große Herausforderung für die Branche: „Das bevorstehende Frühjahrsgeschäft wird die Transportkapazitäten stark fordern. Zuvor konnten Nachfrageschwankungen durch Reserve-LKW und zusätzliche Fahrer ausgleichen werden – diese Puffer sind nun jedoch weitgehend abgebaut und kurzfristig nicht wieder verfügbar“, erklärt Grabowski. „Verlader sollten daher frühzeitig mit ihren Logistikdienstleistern in den Dialog treten, um Engpässe in saisonalen Spitzen zu vermeiden.“