E-Truck : E-Lkw: Der Scania BEV im Test

Scania BEV

Scania BEV

- © Ludwig Fliesser

Bei Scania favorisiert man, so wie beim Traton-Konzern generell, in Sachen alternative Antriebe ganz klar die batterieelektrische Mobilität. Der hohe Wirkungsgrad von 71 Prozent über das Gesamtsystem von der Quelle bis zum Rad betrachtet sei ganz einfach unschlagbar. Ein entsprechendes Lkw-Modell mit Batterieantrieb haben die Schweden nun auch schon parat: „Scania BEV“ heißt der neue Stromer aus Skandinavien. Er ist sowohl als 3-Achser mit 29 Tonnen oder als 2-Achser mit 19 Tonnen höchstzulässigem Gesamtgewicht erhältlich.

Zu unserem Test in Österreich hat Scania einen 2-Achser mitgebracht. Optisch ist auf den ersten Blick kaum ein Unterschied zu einem herkömmlichen Diesel-Lkw feststellbar. Wer etwas genauer hinsieht, der kann allerdings die Batteriepakete sehen, die seitlich unterhalb des Aufbaus fest am Rahmen montiert sind. Neun Stück sind es insgesamt, die mit einer Spannung von 650 Volt die Energieversorgung des Antriebs sicherstellen. Auch ein elektrisch getriebener Nebenabtrieb mit 50 kW Dauerleistung (60 kW Peak) steht zur Verfügung.

Unsere Testfahrt beginnt bei Scania in Brunn und führt zunächst auf der A2 in Richtung Guntramsdorf und von dort aus weiter durch das hügelige Alpenvorland und den Wienerwald. Das Fahrzeug ist teilbeladen und wiegt exakt 16.410 kg exklusive Fahrer, maximal 19.000 kg wären zulässig. Teilweise sind starke Steigungen zu bewältigen, was die Maschine aber ohne mit der Wimper zu zucken meistert. Immerhin kann der Elektromotor eine Dauerleistung von 230 kW und 2.200 Newtonmeter Drehmoment abrufen, die Spitzenleistung beträgt sogar 295 kW. Das ist äußerst zugkräftig, wenn man bedenkt, dass der E-Motor sein volles Drehmoment beinahe aus dem Stand heraus entfaltet und über ein breites Drehzahlband abspielen kann. Das verringert auch den Schaltaufwand: der Scania BEV ist lediglich mit einem automatisierten 2-Gang-Getriebe ausgestattet.

Unser durchschnittlicher Energieverbrauch liegt bei 75,3 Kilowattstunden, nach genau 58 Kilometern ist die Batterie noch zu 75 Prozent voll. Rechnerisch ist demnach eine Reichweite von 232 Kilometern in der Praxis möglich. Das ist nahe an den offiziellen Angaben der maximal möglichen Reichweite von 250 Kilometern. Geladen wird über einen „CCS Typ 2“-Stecker, bei Gleichstrom mit bis zu 130 kW. Damit lassen sich in einer Stunde maximal 170 Kilometer Energie „tanken“. Dies setzt jedoch einen entsprechend kräftige Ladestation mit 650 Volt und 200 Ampere voraus. Wer sein Fahrzeug nur über Nacht laden will, dem genügt ein mobiles Ladegerät in Verbindung mit einem herkömmlichen 360-Volt-Starkstromanschluss mit 32 Ampere (besser wären 64 A).

Förderungen, Beratung und Wirtschaftlichkeit



E-Fahrzeuge und die Errichtung von Ladeinfrastruktur werden gefördert, in Österreich etwa durch das ENIN-Förderprogram der FFG. 80 Prozent der Mehrkosten des Fahrzeugs und bis zu 40 Prozent der Ladeinfrastruktur sind damit förderbar, die Einreichung und Genehmigung muss allerdings vor dem Kauf erfolgen. Zudem ist die kilometerabhängige Maut auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen um 75 Prozent reduziert, in Deutschland sogar komplett kostenfrei. Abgesehen davon muss natürlich auch der Einsatz zum Fahrzeug passen. Scania unterstützt Kunden dabei, die E-Mobilität in ihren Fuhrpark zu integrieren. Gemeinsam mit eigens geschulten Experten werden Tourenanalysen gemacht und Stationen für eventuell erforderliche Zwischenladungen identifiziert. Außerdem unterstütz Scania bei der Beschaffung geeigneter Lade-Hardware und grüner Energie und berät bei der Installation und Konstruktion der Ladeinfrastruktur vor Ort. Selbstverständlich bietet Scania auch Finanzierungslösungen für die Lkw, auch Wartungs- und Serviceverträge werden angeboten. Wenn am Ende alles zusammenpasst, dann kann das Batteriefahrzeug sich unter Berücksichtigung der Förderungen auch in der TCO-Betrachtung wirtschaftlich rechnen - die Grundvoraussetzung in der Beschaffung.

Scania BEV mit Batteriepaketen
Die Batteriepakete sind seitlich am Rahmen angebracht und gut geschützt - © Ludwig Fliesser

Scania BEV 4x2 mit mobilem Ladegerät. Für den Einsatz in der Stadt kann in der rechten Tür unten ein zusätzliches Sichtfenster integriert werden

- © Ludwig Fliesser

Technische Daten Scania BEV

  • Verfügbare Radkonfigurationen: 4x2, 6x2, 6x2*4
  • Radstand: 3950 bis 5750 mm
  • Fahrerhausoptionen: Scania P und L
  • Antrieb: Permanentmagneterregte E-Maschine mit Spritzölkühlung.~ 295 kW, 2.200 Nm (Spitzenbetrieb)~ 230 kW, 1.300 Nm (Dauerbetrieb)
  • Nebenabtrieb: 50 (max. 60 kW) elektrischer Nebenantrieb
  • Batteriekapazität:
    9 Lithium-Ionen-Batterien, lieferbar für alle Achsstände ab 4.350 mm:297 kWh (installiert)
    5 Lithium-Ionen-Batterien, lieferbar für alle Achsstände ab 3.950 mm:165 kWh (installiert)
  • LadeverfahrenCCS Typ 2 bis zu 130 kW / 200 A Gleichstrom (DC)
  • Zulässiges Gesamtgewicht 19 t (2-Achser) / 29 t (3-Achser)