Fernverkehr : DER SCANIA 500 S „SUPER“ IM TEST

Der Scania 500 S Super mit Sattelauflieger

Scania 500 S Super

- © Ludwig Fliesser

Unser Test findet bei herrlichem Frühlingswetter statt, die Witterungsbedingungen sind ideal: 11 Grad am Morgen, Tageshöchstwerte um 22 Grad. Zudem ist es absolut trocken und beinahe windstill. Auch der Verkehr meint es gut mit uns: Abgesehen von einem Verrückten im Pkw, der uns bei Tempo 85 mit voller Absicht ausbremst, um unseren Notbremsassistenten auf die Probe zu stellen, gibt es nur eine gröbere Behinderung: Eine Umleitung bei der Abfahrt „Bruck an der Mur“ kostet uns zweieinhalb Minuten Zeit und einen Mehrverbrauch von 0,57 Liter. Dies wird rechnerisch aus dem Test ausgeschieden.

GPS-Tempomat auf 85

Wir fahren wie üblich mit GPS-Tempomat und Tempo 85, wobei wir dem Fahrzeug einen Über- und Unterschwung von +/– 5 km/h erlauben. Davon macht die Maschine auch tun- lichst Gebrauch. Gelegentlich sinkt die Geschwindigkeit vor der Hügelkuppe sogar um 6 km/h auf 79 km/h ab. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 84,6 km/h über die gesamte Strecke ist das aber völlig bedeutungslos: Wir sind mehr als ausreichend schnell unterwegs, die Fahrleistung ist schlicht beeindruckend. Bergab lässt sich der Schwede ordentlich rollen und nutzt nicht nur den Überschwung, sondern gestattet dem Fahrzeug auch, kurzfristig über die 90 km/h hinaus zu beschleunigen – immer nur gerade so kurz, dass kein Eintrag auf der Fahrerkarte erfolgt.
Insgesamt dürfte die vorausschauende Abstimmung von Tempomat, Motor und Getriebe bei Scania ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Hinblick auf die sehr guten Verbrauchswerte sein. Wo immer möglich läuft der Sattelzug im Schubbetrieb oder nutzt den „Pulse-and-Glide“-Modus, um möglichst effizient voranzukommen. An dieser Stelle sei angemerkt, wie wichtig die korrekte Bedienung des Fahrzeugs und seiner Assistenzsysteme ist. Eine Investition in eine Fahrerschulung lohnt daher auf jeden Fall, um das maximale Einsparungspotenzial der Maschine voll auszuschöpfen.

Unser Testfahrzeug, Scania 500 S Super, auf der Brückenwaage. Die Anzeige zeigt exakt 39.300 kg bei vollem Tank ohne die Testbesatzung (2 Personen)

- © Ludwig Fliesser

Niedrige Drehzahl = geringer Verbrauch?

In der Ebene und bei leichten Gefällestrecken ist Downspeeding im Dauerlauf Trumpf: Der Scania 500 S „Super“ kommt deshalb mit einem Over-Drive-Getriebe zum Test. Bei Tempo 85 beträgt die Motordrehzahl im höchsten Gang dadurch gerade einmal 820 Umdrehungen pro Minute. Das liegt zwar außerhalb des Drehzahlbandes mit dem maximalen Drehmoment von 2.650 Newtonmetern, aber die Maschine fühlt sich auch bei dieser niedrigen Drehzahl offenkundig wohl. Das Downspeeding macht sich jedenfalls im Spritverbrauch bezahlt, wie unsere Verbrauchsmessung zeigt. Die Gleichung „weniger Drehzahl = weniger Verbrauch“ geht bei den Schweden offenbar auf.
Um darüber hinaus auch an Gewicht und inneren Reibungsverlusten einzusparen, hat man beim Testfahrzeug auf einen Retarder verzichtet. Das ist bei unserer bergigen Strecke normalerweise keine gute Idee, denn es gibt lange und steile Gefällepassagen. Zu unserer großen Überraschung meistert die neue CBR-Dekompressionsbremse in Kombination mit der Staudruckbremse aber auch diese Herausforderung bravourös und ohne übermäßigen Einsatz der Betriebsbremse.

© Ludwig Fliesser

Fazit

Der neue Super-Antriebsstrang in der 13-Liter-Baureihe ist die größte Innovation von Scania seit Einführung der „Next Generation“ im Jahr 2016. Die Marke verkündete dabei mögliche Einsparungen in der Größenordnung von bis zu acht Prozent. Und in der Tat ist der Durchschnittsverbrauch von nur 23,6 Litern Diesel auf unserer Teststrecke hervorragend – bei einem Testgewicht von 39.300 Kilogramm mit vollem Tank, ohne Besatzung. Die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit von 84,6 km/h belegt, dass die Effizienz nicht zulasten der Fahrleistung geht – schneller geht es kaum!
Da Scania in der Euro-6-Abgasnachbehandlung nach wie vor auf ein reines SCR-System ohne Abgasrückführung setzt, ist die Zugmaschine allerdings beim AdBlue etwas durstig. Der Verbrauch an Harnstoff schlägt mit durchschnittlich 2,8 Liter auf 100 Kilometer zu Buche. Bisher wurde dem aufgrund der geringen Kostenrelevanz kaum Beachtung geschenkt. Seit letztem Herbst hat sich AdBlue aber massiv verteuert und ist an der Tankstelle inzwischen fast so teuer wie Diesel. Das drückt natürlich entsprechend auf die Betriebskosten.

TECHNISCHE DATEN SCANIA 500 S A4X2NA
KABINE: CS20H mit „Air comfort“-Luftfederung
VORDERACHSE: 1-Blatt-Parabel-Federung, 7,5 t
HINTERACHSE: 4-Balg-Luftfederung, 13 t
ÜBERSETZUNG: i = 2,31
MOTOR: 6-Zylinder-Reihenmotor Scania DC13 174
LEISTUNG: 500 PS/368 kW bei 1800 U/min
DREHMOMENT 2.650 Nm bei 900 - 1.320 U/min
GETRIEBE: Scania G33CM, 2-Pedal-Opticruise mit Overdrive; Übersetzung: 20,81 – 0,78
DAUERBREMSANLAGE: CRB-Dekompressionsbremse mit 354 kW + automatische Staudruckbremse mit 200 kW bei jeweils 2.400 U/min
GEWICHT ZUGMASCHINE: 7.190 kg
TESTGEWICHT laut Waage (voller Tank, ohne Besatzung) 39.300 kg
REIFEN: Conti EfficientPro S 385/55 R22.5 (vorne) und 315/70 R22.5 (hinten)