NFZ-Technik : Was ist ein hydraulischer Zusatzantrieb?

Sattelzugmaschine von MAN mit Hydro Drive
© MAN

Die Leistung des Motors muss auf die Straße, oder im Gelände vielmehr auf den Boden, gebracht werden. Dies geschieht über die Antriebsräder. Unabhängig von der Gesamtzahl der Achsen, verfügen gewöhnliche Lastkraftwagen für den Straßenbetrieb in Europa in den allermeisten Fällen über nur eine angetriebene Achse, sprich zwei Antriebsräder. Das ist für die Fahrt auf Asphalt absolut ausreichend, haarig wird es jedoch, wenn es ins Gelände geht. Starke Steigungen und loser Untergrund wie weiche Erde, Sand, Schotter oder Matsch können bewirken, dass die Räder die Kraft nicht ausreichend auf den Untergrund übertragen können und die Traktion versagt.


Was hier natürlich hilft sind zusätzliche Antriebsräder. Aus diesem Grund ist in Baufahrzeugen auch häufig ein mechanischer Allradantrieb zu finden. Ein solcher kann permanent oder zuschaltbar ausgeführt sein, in jedem Fall aber bringt er zusätzliches Gewicht und auch einen gewissen Mehrverbrauch an Sprit mit sich. Gerade bei leichten Offroad-Anwendungen oder gemischtem Straßen- und Geländeverkehr, wie Schüttgutlieferungen mit Kippsattelzügen, wird die zusätzliche Traktion nur selten und nur für kurze Zeit benötigt – zum Beispiel bei der Einfahrt in eine Baustelle oder eine Schottergrube. Als Alternative zum mechanischen Allrad-Antrieb bietet sich daher ein hydraulischer Zusatzantrieb an, wie ihn erstmals die Firma MAN im Jahr 2005 entwickelt hat. Der Vorteil liegt in einem geringeren Mehrverbrauch und weniger Eigengewicht, als ein mechanischer Allradantrieb mit sich bringt. Der hydraulische Antrieb liefert auf Knopfdruck ein hohes Drehmoment, das direkt am Rad anliegt, arbeitet aber nur bei niedrigen Geschwindigkeiten. Meist ist der hydraulische Radnabenantrieb in der Vorderachse verbaut, bei einem Vierachser kann es durchaus auch die 2. Vorderachse sein. Theoretisch können auch mehrere Achsen mit einem hydraulisch betriebenen Radnabenmotor ausgestattet sein, in der Praxis findet sich dies aber selten. Auch für Auflieger- und Anhängerachsen wäre der Einsatz eines solchen Systems möglich und wurde z.B. schon von SAF realisiert.

Inzwischen sind hydraulische Zusatzantriebe nicht nur bei MAN sondern auch bei anderen Herstellern verfügbar. So präsentierte Mercedes im Jahr 2015 den „Hydraulic Auxiliary Drive (HAD)“. Auch bei Volvo Trucks ist ein hydraulischer Zusatzantrieb unter der Bezeichnung „X-Track“ erhältlich, bei der Schwester-Marke Renault Trucks wird dieses als „OptiTrack“ gehandelt. Zuletzt stellte auch Iveco beim Launch der neuen „Stralils X-Way“-Baureihe Ende 2017/Anfang 2018 einen hydraulischen Zusatzantrieb mit dem Namen „Hi-Traction“ vor.

Funktionsweise

Entweder über den motor- oder den getriebeseitigen Nebenabtrieb wird eine Hydraulikpumpe angetrieben. Die Hydraulikleitungen führen zu den Rädern, in denen der Zusatzantrieb verbaut ist. Über sternförmig angeordnete Zylinder und eine Nockenwelle wird dort der Öldruck in eine Drehbewegung umgewandelt (Beispiel MAN). Die hauptsächlichen Unterschiede in den Systemen sind darin zu finden, ob das jeweilige System nur für zusätzlichen Vortrieb sorgt oder auch die Motorbremsleistung hydraulisch unterstützt. Anders als der MAN Hydro-Drive tut der HAD-Antrieb von Mercedes dies zum Beispiel nicht, er dient lediglich als Antrieb. Dafür hat das System den Vorteil, dass es am motorseitigen Nebenabtrieb angeschlossen ist und somit auch während der Zugkraftunterbrechung bei Schaltvorgängen für Traktion sorgt.