E-Mobilität : Plötzlich Elektroantrieb: e-troFit macht alten Mercedes Actros elektrisch fit

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Zum Einsatz kommt bei diesem alten Mercedes Actros ein nach der Norm "ISO 26262" entwickeltes Elektrifizierungs-Kit, das höchste Standards für funktionale Sicherheit erfüllt. Den Eintritt in den Lkw-Markt plante-troFit mit der Produktion weiterer Fahrzeuge bereits für das erste Quartal 2022. Das Pilotprojekt liefert Informationen hinsichtlich der Nutzung und Zuverlässigkeit des Fahrzeugs in der Langzeiterprobung im realen Kundenbetrieb. Mit dem Vorserienfahrzeug mit Straßenzulassung können so die Auslegung im Kundeneinsatz validiert und wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung zur Kleinserie gewonnen werden.

Technologieoffenheit

Der Fuhrpark des Logistikunternehmens Temmel umfasst rund 140 Fahrzeuge, mit denen im Schnitt pro Tag 60.000 Kilometer zurückgelegt werden – das bedeutet für das Unternehmen auch eine große Verantwortung für die Umwelt und den Klimaschutz. „Da die technisch anfälligen Komponenten bei einer Umrüstung entfernt werden (Motor, Getriebe, Abgasregelung), war es für uns nur logisch, ein gebrauchtes Fahrzeug umzurüsten, sowohl finanziell als auch aus Klimaschutzgründen“, erläutert Temmel Geschäftsführer Martin Treffer. „Allein die Nicht-Produktion eines weiteren LKW-Chassis spart bereits 37 Tonnen CO2 ein!“

Batterieelektrischer Antrieb

„Aufgrund der etablierten Busumrüstung bestanden bereits Erfahrungen mit Mercedes Benz Fahrzeugen und gemeinsam mit den ausgewählten Partnern wie ZF konnte ein interessantes Konzept erstellt werden“, so Treffer weiter. Die Rechnung der beiden Projektpartner geht mit dem bedarfsgerechten Konzept auf. Erste Erfahrungen zeigen einen reibungslosen Betrieb des Fahrzeuges. Die Fahrer sind ebenfalls tadellos zufrieden und überrascht über die Durchzugsstärke des Motors sowie über die nahezu vollständige Geräuschlosigkeit.

„Der batterieelektrische Antrieb ist aus unserer Sicht für gewisse Einsatzbereiche optimal geeignet und speziell im innerstädtischen Bereich mittelfristig die bessere Wahl. Die geringen Wartungs- und Servicekosten sind natürlich auch ein wesentlicher, positiver Faktor. Aktuell setzen wir das Fahrzeug im Shuttle-Betrieb auf der Kurzstrecke ein – der ideale Einsatzbereich bei unserer Batteriekapazität von lediglich 120 kWh netto“, ergänzt Günther Bulla, Transportleiter und Prokurist bei Temmel, die positiven Ausführungen zum Projekt. Alternativ zu dieser kleinsten erhältlichen Batteriekapazität ist das elektrische Antriebssystem der e-troFit je nach Einsatzszenario auf 240, 300 oder sogar über 700 kWh netto nach oben skalierbar.

„Wir freuen uns sehr über die erfolgreiche Partnerschaft mit der Firma Temmel, die die hohe Qualität unserer elektrischen Antriebssysteme und unsere Agilität in der Fahrzeugentwicklung wiederholt unter Beweis stellt“, erklärt Robert Reisenauer, Leiter Vertrieb und Marketing bei der e-troFit GmbH. „Die bekannten OEM fokussieren sich im Elektromobilitätsbereich aktuell auf schwere Lkw mit 40 Tonnen und darüber. Mittelschwere Zuladungsgrößen unter 26 Tonnen jedoch werden im Verteilerverkehr eingesetzt und unser modularer Antriebsstrang erlaubt es hier, hochenergieeffiziente und kostengünstige Lösungen anzubieten“, schildert Reisenauer die idealen Einsatzszenarien.

Bei einem Shuttlebetrieb mit festen Wegpunkten kann auch die erforderliche Ladeinfrastruktur einfach bereitgestellt werden. „Dichtbesiedelte Gebiete profitieren von der Lärmreduktion und auf den kurzen Distanzen im Stadtgebiet spielt unser batterieelektrisches Antriebssystem seine wirtschaftlichen Vorteile gegenüber althergebrachten Dieselfahrzeugen mit sehr hohen Verbräuchen und Verschleiß optimal aus.“

Retrofitting als Schlüssel

Der Markt benötigt dringend kosteneffiziente und nachhaltige Lösungen, um die Forderungen der ab August greifenden Clean Vehicles Directive (CVD) erfüllen zu können. Und trotz aller Fortschritte in Bezug auf die sich rasant entwickelnde Elektromobilität muss am Ende des Tages die Wirtschaftlichkeit gesichert sein. „Vor dem Hintergrund der CVD sollten Transport- und Logistikunternehmen frühzeitig die Planungen für die Umgestaltung ihres Fuhrparks zur Elektromobilität und emissionsfreiem Fahren starten“, betont Reisenauer.

Begünstigt wird der Wandel zur Elektromobilität von der in Kürze in Deutschland erwarteten neuen Förderrichtlinie des Bundes und der damit verbundenen Gleichstellung der Beschaffung von umgerüsteten Fahrzeugen und Neufahrzeugen. „Gerade in dieser schwierigen Entscheidungsphase ist es immens wichtig, den Qualitätsaspekt der angebotenen Lösungen in den Mittelpunkt zu stellen“, so Reisenauer. „Für eine sichere und zuverlässige Nutzung von Fahrzeugen bietet der vom BMVI initiierte Kriterienkatalog mit Mindeststandards* eine hilfreiche Unterstützung für Entscheidungen. Fuhrparkbetreiber erhalten mit unseren Elektrifizierungslösungen für Nutzfahrzeuge ein wichtiges Instrument zur Gestaltung einer emissionsfreien Fahrzeugflotte und nachhaltigem Klimaschutz.“