Lkw-Geschäft : Neue Importzentrale von MAN in Österreich

© Ludwig Fliesser

Wegen Corona von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat die österreichische Vertriebsgesellschaft von MAN ihre neue Zentrale in der Carlbergergasse 66 in Wien Liesing bezogen. Die Räumlichkeiten sind hell, freundlich, modern und klimatisiert. „Ich glaube, dass wir hier ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen haben“, ist Robert Katzer, Geschäftsführer der MAN Truck & Bus Vertrieb Österreich GesmbH, stolz. Das sei nicht zuletzt auch für die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber im Wettbewerb um die besten Köpfe wichtig. Insgesamt bieten die Büros am neuen Standort 73 Mitarbeitern aus 16 Abteilungen Platz. Von hier aus wird das österreichweite Vertriebsnetz mit insgesamt 15 Standorten und 830 Mitarbeitern (inklusive Lehrlinge) verwaltet und gesteuert. Darüber hinaus stehen den Kunden von MAN weitere 40 Partnerbetriebe im gesamten Bundesgebiet zur Verfügung.

Insgesamt verlief das erste Halbjahr für die Branche sehr zufriedenstellend. Der Markt hat sich nach dem Corona-Schock von 2020 wieder erholt und von Jänner bis Mai 2021 wurden in ganz Österreich 3.231 Lkw aller Marken über 6 t Gesamtgewicht verkauft. Damit legte der Gesamtmarkt um mehr als 27 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020 zu, der durch den ersten Lockdown dramatisch eingebrochen war. „Wir gehen davon aus, dass sich der Markt im Gesamtjahr 2021 annähernd auf dem Niveau von 2019 wiederfinden wird“, ist Katzer optimistisch. Was den Geschäftsführer besonders freut: MAN konnte von der Entwicklung sogar leicht überproportional profitieren und ist mit einem Marktanteil von 36,2 Prozent in allen Lkw-Segmenten über 6 t haushoher Marktführer. Am deutlichsten zeigte sich das im Bereich der Fahrgestelle, wo die Münchener Löwen zufrieden auf einen Marktanteil von 40,7 Prozent blicken ( +3%). „Unser starkes Team hat sich bewährt“, lobt Marketingleiter und Pressesprecher Franz Weinberger folglich die Leistung der MAN-Vertriebsmannschaft.

Nur schleppend geht es seit Beginn der Corona-Krise im Busbereich dahin. Insbesondere das Reisebussegment liegt über alle Marken hinweg weiterhin völlig am Boden, in den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden gerade einmal 19 solcher Fahrzeuge verkauft (davon ein MAN). Deutlich erholen konnte sich der Markt zwar im Überlandbusgeschäft, allerdings mischt MAN Österreich in diesem Segment nicht mit. Besser läuft es im Stadtbusgeschäft, wo die Münchener nicht zuletzt dank eines Großauftrags der Linz Linien wieder mit 48,4 % Marktführer sind.

Spannend war die Entwicklung im Van-Segment. Hier explodierten aufgrund der NoVA-Einführung für Transporter ab Juli 2021 die Verkaufszahlen durch Vorziehkäufe. Von Jänner bis Mai wurden insgesamt 2.346 Lkw bis 6 t verkauft, das ist ein Plus von satten +63,9 Prozent. Für MAN ist dieses Segment derzeit noch ein zartes Pflänzchen im Vertriebsportfolio, der Marktanteil liegt hier lediglich bei 3 %. Aber immerhin konnte MAN leicht überproportional von der Entwicklung am Gesamtmarkt profitieren. Abgesetzt werden konnten außerdem auch 22 Elektro-Kastenwagen des Typs eTGE durch einen Großauftrag der Österreichischen Post.

Aufgrund der massiven Verteuerung dieser Autos durch die Einführung einer Normverbrauchsabgabe (NoVA) für leichte Nutzfahrzeuge, wird das Neuwagengeschäft gegen Jahresende voraussichtlich fast völlig zum Erliegen kommen. Bis zum Ende der NoVA-Übergangsfrist bei Auslieferung bereits bestellter Fahrzeuge bis 31. Oktober dürften die Absatzzahlen aber noch deutlich zulegen. Paradoxerweise zeichnet sich somit trotz oder gerade wegen der massiven Steuererhöhung und der damit verbunden Vorziehkäufe ein ausgesprochen gutes Jahr im Van-Segment insgesamt ab. Danach sieht es bei der Geschäftsentwicklung mit großen Kastenwagen und Lkw-Fahrgestellen bis 3,5 Tonnen aufgrund der massiven Verteuerung allerdings düster aus.