Platooning : Knorr-Bremse und Continental testen gemeinsam Lkw-Platooning aus
Die Entwicklungspartnerschaft zwischen Knorr-Bremse und Continental in Sachen hochautomatisierter Nutzfahrzeuge scheint erste Früchte zu tragen. Gemeinsam wurde ein Platooning-Demonstrator ins Leben gerufen, eine automatisierte Kolonne aus drei verschiedenen Sattelzügen verschiedener Hersteller. Erste Testfahrten und Vorführungen mit Kunden haben bereits auf dem Testgelände stattgefunden. Continental ist für die Sensorik verantwortlich: Verbaut sind modernste Sensortechnologien, also Kameras, Radar- und LiDAR-Sensoren. Zusammen mit der V2V-Kommunikation sind die Umfeldsensoren ein zentraler Baustein, um den sehr kurzen Abstand der Fahrzeuge beim Platooning sicher einzuhalten. Durch diesen kurzen Abstand wird ein kraftstoffsparendes Fahren möglich.
Für die Verarbeitung der Sensorsignale - auch mit den Daten anderer Fahrzeuge (V2V) oder der Verkehrsinfrastruktur (V2X) - kommt beim Demonstrator zunächst eine Entwicklungsumgebung zum Einsatz. In dieser wird aus den Daten auch das Modell des jeweiligen Umfelds erstellt, das es dem Lkw ermöglicht, sich zu orientieren. Zukünftig wird das System das zentrale Steuergerät von Continental für das automatisierte Fahren (Assisted & Automated Driving Control Unit; ADCU) und die Bremssystemsteuerung von Knorr-Bremse (Global Scalable Brake Control; GSBC) verwenden, um den Input für die Fahrstrategie zu liefern.
Zur Planung der Spurführung bringt Knorr-Bremse das Know-how hinsichtlich der spezifischen Anforderungen an die Nutzfahrzeugdynamik ein. Darüber hinaus setzt Knorr-Bremse die Anforderungen an die Fahrstabilität (Motion Control) sowie auf der Ebene der Aktuatorik, also der Umsetzung der Fahrentscheidung in die konkreten Steuervorgänge im Fahrzeug, die Betätigung von Lenkung und Bremse zur Längs- und Querführung um. Zudem übernimmt Knorr-Bremse die Systemintegration inklusive der Validierung. So können sich Nutzfahrzeughersteller auf die Erfahrung von Knorr-Bremse verlassen und haben einen klar definierten Ansprechpartner für das automatisierte Fahren.
Entwicklung von Fahrfunktionen
Beide Unternehmen wollen mit dem Demonstrator zeigen, welche Fahrfunktionen sie für automatisiertes Fahren gemeinsam mit den Fahrzeugherstellern entwickeln können. Dazu gehören das Bilden des Platoons, das gemeinsame Fahren, die Notbremsfunktion, das Verlassen einzelner Fahrzeuge sowie das sichere Entkoppeln der gesamten Kolonne. Bei der Entwicklung wurde besonderes Augenmerk auf den Übergabeprozess der Kontrolle vom Fahrer an das Fahrzeug gelegt. Ein zentrales Element sind eindeutige Handlungsanweisungen, die der Fahrer über die speziell konzipierte Mensch-Maschine-Schnittstelle erhält.
Sie stellt die Informationen übersichtlich grafisch aufbereitet dar. Hierüber kann der Fahrer jederzeit den Status des Systems transparent nachverfolgen. Die Übergabe selbst wird nach Aufforderung per Knopfdruck eingeleitet, sobald das Partnerfahrzeug weniger als 50 Meter entfernt ist. Die Fahrzeug-zu-Fahrzeug (V2V-) synchrone Notbremsfunktion sorgt für erhöhte Verkehrssicherheit: Indem die Bremsung bei allen Fahrzeugen gleichzeitig, ohne Verzögerung durch Reaktionszeiten, eingeleitet wird, kommen sie im gleichen Abstand wie bei der Fahrt zum Stehen.
"Evolutionärer" Entwicklungsprozess
Kunden steht somit nun eine Testplattform für markenunabhängiges Platooning zur Verfügung, auf deren Basis die Technologie weiterentwickelt werden kann. „Mit dem Platooning-Demonstrator haben wir den ersten Meilenstein unserer gemeinsamen Arbeit erreicht", sagt Gilles Mabire, Leiter der Geschäftseinheit Commercial Vehicles & Aftermarket bei Continental. "Im Vordergrund steht nun der Austausch mit den Fahrzeugherstellern, um die Systemlösung entsprechend der Produktstrategien der Kunden weiterzuentwickeln."
Von der evolutionären Entwicklung des automatisierten Fahrens sind die Kooperationspartner überzeugt. "Dabei bilden unsere Erfahrungen als führender Lieferant für Fahrerassistenzprodukte im Nutzfahrzeug eine wichtige Basis", betont Peter Laier, Mitglied des Vorstands bei Knorr-Bremse und zuständig für die Division Systeme für Nutzfahrzeuge. "Die stetige Weiterentwicklung der relevanten Technologien und neue Markterkenntnisse verändern die Randbedingungen und Einführungsgeschwindigkeiten von Funktionen des automatisierten Fahrens stetig und damit auch die Entwicklungsschwerpunkte", so Laier. In der weiteren Entwicklung widmen sich die Partner dem automatisierten Fahren auf der Autobahn, dem sogenannten Highway-Pilot.
Arbeiten am Highway Pilot beginnen
Die Erfahrungen aus der Entwicklung des Platooning-Demonstrators bilden für Continental und Knorr-Bremse die Basis, um einen weiteren Anwendungsfall des hochautomatisierten Fahrens zu adressieren - den "Highway Pilot". Mit ihm soll das hochautomatisierte Fahren einzelner Lkw auf Autobahnen möglich werden. Ein erster Demonstrator soll im Laufe des nächsten Jahres folgen. Ab 2020 sind die Partner bereit, die Technologie gemeinsam mit den Herstellern zu entwickeln.
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