Datenstrom : Ein 5G-Netz, um Busse zu bewegen

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Derzeit werden die 23. Olympischen Winterspiele in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang ausgetragen. Als Techniknation hatten sich die Südkoreaner vorab hohe Ziele gesteckt: „2018 soll in Korea die erste 5G-Olympiade in Pyeongchang gefeiert werden“, versprach Oh Sung Mok, Netzwerkchef bei Korea Telecom (KT) vor der Eröffnung.

Im Februar machte das Gastgeberland ernst und der erste Pre-Standard der Mobilfunkgeneration 5G wurde lanciert. Das übertragungsstärkere Netz soll nicht nur LTE ersetzen, sondern künftig auch fahrerlose Fahrzeuge und das „Internet der Dinge“ - die Kommunikation zwischen Maschinen - im Land bewegen.

Geringere Reaktionszeit

Voraussetzung ist ein Netz, das Geschwindigkeiten im Gigabyte-Bereich ermöglicht und eine deutlich geringere Latenzzeit in der Größenordnung unter zehn Millisekunden hat. Eine notwendige Voraussetzung für die Kommunikation zwischen Maschinen oder autonomen Fahrzeugen, wo es um Sekundenbruchteile geht und Verzögerungen schwerwiegende Folgen haben können. Etwa wenn die sensiblen Sensordaten des Fahrzeugs nicht rechtzeitig verarbeitet und in eine entsprechende Fahrbewegung umgesetzt werden.

Nur ein Vorgeschmack

Mit den Olympischen Spielen will Südkorea einen ersten Ausblick auf die Möglichkeiten des Turbonetzes geben. „Pyeongchang 5G-Spezifikationen“ nennen die Koreaner die Norm, nach der unter anderem mit 28 GHz in den Bergen Südkoreas gefunkt wird und KT bereits Mitte 2016 mit dem US-Pionier Verizon verabschiedet hatte.

Allerdings handle es sich dabei um einen Vorstandard, bei dem es durchaus möglich wäre, dass er später gar nicht zum 5G-Standard gehören werde, betont Slawomir Stanczak, Leiter der Abteilung für drahtlose Kommunikation und Netze am Berliner Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik. Schlecht sei es für den Erfahrungsgewinn jedenfalls nicht.

Autonome Busse im Einsatz

Für Aufsehen sollen auch „5G-Busse“ sorgen. Bereits im September letzten Jahres wurde die Erlaubnis für die Inbetriebnahme von 25 autonomen Passagierbussen erteilt, die in Südkoreas öffentlichem Straßennetz vorerst zu Testzwecken unterwegs sein werden. Die Entwicklung übernahm Hyundai zusammen mit KT.

Die zwölf Meter langen selbstfahrenden Busse, die sich auf mehr als 70 km/h beschleunigen lassen und auf eine Kapazität von 45 Passagieren ausgelegt sind, sollen die Olympiagäste vorwiegend zwischen den Stadien, Sprung- und Abfahrtsschanzen befördern. Dabei sollen zugleich verschiedene Informationen über das Verhalten des Fahrzeugs gesammelt werden.

Testregion in Kärnten

Auch in Europa sind die Bestrebungen groß, möglichst schnell ein flächendeckendes 5G-Netz umzusetzen. Automobilhersteller sind zudem wesentlich daran interessiert, 5G schnell in die Fahrzeuge zu integrieren. In Österreich befinden sich gleich drei 5G-Testregionen: am Lakeside Park in Klagenfurt, am High Tech Campus in Villach und im Industriepark St.Veit.

Infrastrukturministerium und Land Kärnten stellen dafür insgesamt 1,6 Millionen Euro zur Verfügung, um die nötige Glasfaser-Infrastruktur und erste Prototypen von Sendern zu installieren. Unternehmen können diese Infrastruktur nutzen, um 5G-fähige Produkte und Anwendungen zu testen.

Frequenzversteigerung im Herbst

In Österreich sollen die ersten 5G-Frequenzen (3,4 bis 3,8 GHz) im Herbst 2018 versteigert werden, kündigte der Telekomregulator RTR Anfang Dezember an. Die zur Vergabe stehenden Frequenzen sind weniger für eine flächendeckende Versorgung als viel mehr für eine regionale Versorgung geeignet. Trotz der Kleinteiligkeit ist das Netz aber auf sehr viel höhere Datenraten ausgelegt. Experten schätzen, dass es fünfmal so viele Stationen geben wird. Für 5G sind, schätzt der chinesische Anbieter Huawei, in Europa bis 2025 Investitionen von 500 Milliarden Euro nötig.

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