Klimaschutz und Transportkosten : Diesel-Dilemma: Zwischen Umweltschutz und Preisdruck
Da es um ein heikles Thema geht, bei dem es oft zu Missverständnissen kommt: Natürlich ist der Klimawandel real und es gilt ihn zu bekämpfen. Alle Lebensbereiche müssen ihren Beitrag leisten, um den Planeten für künftige Generationen zu erhalten. Dennoch kann es jedem auf den Magen schlagen, der die Kostenentwicklung von Diesel und Benzin in den letzten Monaten betrachtet, denn im Schnitt stieg der Preis um mehr als sieben Cent. Was bereits dem Privatverbraucher den Tag vermiesen dürfte, erweist sich für Unternehmer in der Transportlogistik, deren Business ausschließlich auf Mobilität beruht, als extrem bittere Pille. Schauen sie auf die prognostizierte Preisentwicklung, sinkt ihnen das Herz dann noch tiefer, denn durch die CO2-Abgabe steigt der Preis pro Liter Kraftstoff mutmaßlich bis 2025 um weitere zehn Cent. Weitreichende Konsequenzen bahnen sich an, denn vom Wert des Sprits hängen die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger sowie die Existenzen vieler Logistiker ab. Leider scheinen die Entscheidungsträger bei der Ausarbeitung der Kohlenstoffsteuer nicht alle Probleme antizipiert zu haben.
Leider alternativlos
Ob auf dem Wasser, in der Luft oder auf den Straßen: in der Transportlogistik dreht sich der Alltag zu einem großen Teil um Beförderungskosten. Sehen Unternehmer die steigenden Preise auf der Anzeige der Zapfsäule, suchen sie nach möglichen Alternativen, um Geld zu sparen. Logische Konsequenz dieses Impulses sollte sein, auf andere Kraftstoffe umzurüsten, die sich vermeintlich als profitabel erweisen. Leider existieren nicht genügend unbürokratisch anzapfbare Förderfonds mit entsprechenden Geldern, sodass Upgrades Betriebe finanziell stark belasten. Selbst mit dem nötigen Kleingeld: Die Infrastruktur für Wasserstoff- und Elektroladestationen erweist sich als unzureichend ausgebaut. Unter diesen Bedingungen stellt es sich für Branchen wie die Transportlogistik als unnötig schwer heraus, auf alternative Energiequellen umzusteigen. Damit bleibt allen Betroffenen nur die Möglichkeit, die steigenden Preise hinzunehmen und den Gürtel so eng wie möglich zu schnallen.
Weder das eine noch das andere
2019 beschloss die deutsche Regierung die CO2-Abgabe, die sich als hauptverantwortlich für den Preisanstieg herausstellt. Dabei erweist sich eine solche Steuer in der Theorie als hilfreich, vorausgesetzt die Beteiligten denken ihre praktische Umsetzung konsequent bis zum Ende durch. Wenn eine Kohlenstoffsteuer wirken soll, muss sie auch sozial verträglich sein und positive Anreize schaffen, klimafreundlich zu agieren. Die jetzige Version stellt sich weder als das eine noch als das andere heraus, verhindert sie doch aufgrund der bereits erklärten Rahmenbedingungen den Wechsel zu alternativen Energiequellen, während sich das Verbleiben bei alten Kraftstoffen zunehmend als finanziell belastend herauskristallisiert, was besonders kleine und mittelgroße Unternehmen trifft. So gestaltet, führt die Abgabe nicht zu einer Klimawende, sondern dazu, dass unzählige Betriebe ihre Konkurrenzfähigkeit verlieren – auch und vor allem im internationalen Vergleich. Während Deutschland seine Wirtschaft durch Regulierungen und Steuern selbst ausbremst, steigern andere Industriestaaten ihr Wachstum unbehelligt weiter.
Umdenken notwendig
Politische Debatten kreisen jetzt bereits verstärkt darum, wie hoch der Preis für die Tonne CO2 zukünftig ausfallen soll, und weniger darum, wie sich das bereits Beschlossene von Logistikunternehmen bezahlen lässt. Entwickelt sich die Situation wie prognostiziert, bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig als die zusätzlichen Kosten an den Endverbraucher weiterzugeben, der ja ebenfalls die zusätzliche Abgabe schon an der Tankstelle zahlt. Wer möchte, dass Lkw die Konsumentinnen und Konsumenten mit weiterhin bezahlbaren Gütern versorgen und gleichzeitig kein Kohlendioxid ausstoßen, muss monetäre Anreize schaffen, damit sich das Umrüsten lohnt. Was die Politik hier erschuf, stellt sich als nichts Halbes und nichts Ganzes heraus, da es das Klima nicht schützt und die Branche finanziell in eine prekäre Position bringt, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. Es braucht eine Kursänderung – jedoch eine, die von Anfang bis Ende durchdacht ist. Solch ein Vorgehen scheint dem Ernst der Lage nur angemessen.