Infrastruktur : Das Unglück von Genua
Genua ist nicht nur eine wunderschöne Stadt sondern aufgrund des Hafens auch ein wichtiger Knotenpunkt im internationalen Transport. Abgesehen von den menschlichen Tragödien rund um den Einsturz der Morandi-Brücke dürfte das Unglück für den Verkehr weitreichende Folgen haben, die ein professionelles Krisenmanagement verlangen. Und natürlich wird auch die Verantwortung für den Kollaps der Brücke zu klären sein. Denn die Bezeichnung „Unglück“ ist irreführend: Das Einstürzen von Bauwerken hängt weniger von Fortuna sondern von physikalischen Gesetzen ab. Folglich müssen kritische Bauwerke wie Brücken regelmäßig überprüft und instandgehalten werden, was möglicherweise nicht in ausreichendem Maße geschehen ist. Dass der private Autobahnbetreiber Autostrade daher im Kreuzfeuer der Kritik steht, ist nicht weiter verwunderlich. Die Privatisierung der öffentlichen Infrastruktur ist ohnehin eine höchst umstrittene Angelegenheit, denn deren Erhaltung ist kostenintensiv und die langfristig zu setzenden Maßnahmen übersteigen meist den Planungszeitraum eines Wirtschaftsunternehmens. Zur Profitmaximierung unterbleiben daher nicht selten nötige Investitionen. Ob diese generelle Feststellung auch auf den vorliegenden Fall zutrifft, wird letztendlich wohl ein Gericht zu klären haben.
Offenbar wurde seitens der rechtspopulistischen Regierung in Italien auch ein weiterer, indirekt Schuldiger ausgemacht: die EU. Das ist jedoch – mit Verlaub – absolut lächerlich.