Corona-Krise : Das denkt die Transportbranche über die Krise
Sie bringen das Desinfektionsmittel und die medizinische Schutzausrüstung, das Toilettenpapier, die Tiefkühlpizza und das Dinkelmehl. Einige Flotten haben in der aktuellen Lage eine enorme Bedeutung, denn sie sind wichtiger Bestandteil der Versorgungssicherheit. Reifenhersteller Goodyear sprach mit Flottenkunden aus dem Bereich der Lebensmittelversorgung.
Ihr Fazit: Die Herausforderung ist groß, doch sie lässt sich meistern. Sicher anzukommen, auch durch einen verlässlichen Reifen, ist momentan essenziell, damit es auch zu keinen Ausfällen kommt. Wichtig ist auch, dass die aktuelle Wertschätzung für die Leistung der Berufskraftfahrer auch in die Zukunft getragen wird.
Schwankende Volumina und höherer Abstimmungsaufwand
Schwankende Volumina sowie die Einhaltung von vorher nicht gekannten Hygienevorschriften zwingen die Transportunternehmen zu einer noch präziseren Disposition: Alle anfallenden Arbeiten müssen genauestens hinsichtlich ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit geplant werden, damit über den gesamten Fuhrpark hinweg die maximal mögliche Menge an Fahrzeugen zur Verfügung steht. Marco Halm, Abteilungsleiter Fuhrparkmanagement beim Lebensmittelunternehmen Edeka in Minden, bestätigt: „Der Abstimmungsaufwand mit unseren Zulieferern und Dienstleistern ist im Moment enorm.“
Und Christopher Steyer, Leiter IT und Projektmanagement bei Meyer Logistik im hessisch^en Friedrichsdorf, ergänzt: „Wir sind in einem Bereich tätig, in dem Ausfälle eine Menge Zeit und Geld kosten. Eine sehr hohe Lieferfähigkeit bieten zu können, ist als Qualitätsmerkmal in der aktuellen Zeit unerlässlich.“
Fahrer arbeiten unter erschwerten Bedingungen
Insbesondere die Fahrer arbeiten derzeit unter erschwerten Bedingungen. Verschärfte Hygienevorschriften machen ihnen unter anderem das Leben schwer. Häufig sind Sanitäreinrichtungen bei den Kunden und auf den Raststätten geschlossen oder nicht für sie nutzbar, da die Fahrer die Räumlichkeiten nicht betreten dürfen.
„Wir transportieren zum Beispiel Pharmaprodukte von Italien nach Österreich. Dafür müssen die Fahrer speziell geschult werden. Sie dürfen den Lkw, mit allen Unannehmlichkeiten, die eine solche Vorgabe mit sich bringt, ab der Grenze nicht mehr verlassen“, berichtet Heinz Janits, Gründer und Geschäftsführer des österreichischen Unternehmens H. Janits GmbH. Wie viele andere Unternehmen, hat er in der Disposition Teams gebildet, die abwechselnd ihre Arbeit verrichten, um einem möglichen Totalausfall oder einer Sperre durch Quarantäne entgegenzuwirken.
Die Bedeutung der Branche wird für alle spürbar
Derzeit ist ein Umdenken in der Bevölkerung spürbar. Durch die Krise wird deutlich, welche elementare Bedeutung der Transportbranche zukommt und die Leistung der Fahrer steht derzeit viel stärker im Fokus. Spediteur Janits würdigt die Leistungsbereitschaft seiner Fahrer: „Unsere Lkw-Fahrer haben nicht eine Sekunde gezögert bei der Frage, ob sie unter den schwierigen Umständen weiterfahren wollen.“
Und auch ein respektvollerer Umgang miteinander wird festgestellt: „Es gibt eine spürbare Verbesserung des Miteinanders. Wo früher eher ein rauer Ton an der Tagesordnung war, ist der Umgang untereinander viel respektvoller geworden, wenngleich dies aus unserer Sicht selbstverständlich und immer so sein sollte“, stellt Matthias Strehl, Geschäftsführer von Meyer Logistik, fest.
Auf die richtigen Reifen kommt es an
Besonders in schwierigen Zeiten ist die Verfügbarkeit der Fahrzeuge wichtig. Auf die Reifen müssen sich Transportunternehmen verlassen können, damit die Fahrzeuge durchgehend im Einsatz sein können. „Mit der aktuell höheren Auslastung der Fahrzeuge steigt natürlich auch die Anforderung an die Reifen“, sagt Christopher Steyer von Meyer Logistik. Marco Halm von Edeka ergänzt: „Mein Glück: Ich kann auf ein bekanntes Netzwerk an Reifenhändlern zurückgreifen, die allesamt sehr gute Leistungen abliefern und damit ein Reifenschaden keine Herausforderung darstellt.“
Die Hoffnung: mehr Wertschätzung für die Branche
Alle befragten Unternehmer wünschen sich, dass die Bevölkerung auch zukünftig anerkennt, dass ihre Versorgung mit Lebensmitteln ein elementarer Baustein ist. „Diese Erkenntnis darf nach der Krise nicht wieder einem selbstverständlichen Hinnehmen weichen. Unser Wirtschaftsbereich braucht auch weiterhin die Wertschätzung, die er jetzt bekommt,“ hofft Geschäftsführer Matthias Strehl von Meyer Logistik. Gerade aktuell zeigt sich, dass Solidarität, Zusammenhalt und Gemeinsamkeit an Bedeutung gewinnen und nun die Chance besteht, Tempo aus dem extremen Wachstum der letzten Jahre herauszunehmen.
Wieder mehr Entschleunigung gewünscht
„Das ‚Schneller, Höher und Weiter‘ hat über Jahrzehnte hinweg unseren beruflichen und privaten Alltag bestimmt. Meine Hoffnung ist es, dass man aus der Krise lernt, das vorherrschende Wertesystem zu überprüfen“, sagt Edeka-Fuhrparkmanager Halm. Auch beim österreichischen Transportunternehmen Janits erhofft man sich diesen Wandel: „Ich denke bei allem Negativem was uns gerade in der Corona-Krise so passiert, könnte die Erfahrung daraus sein, es wieder ein wenig gelassener anzugehen.“