Aktienmarkt : Plant Volkswagen mit seiner Lkw-Sparte den zweitgrößten Börsengang in der Geschichte Deutschlands?

MAN ist zuverlässigste Marke bei Lkw über 7 5 Tonnen
© Christoph Seeberger, München

VW sorgt einmal mehr für Aufsehen. Grund ist ein geplanter Börsengang der Lkw-Sparte von Volkswagen. Es könnte nach Einschätzungen der zweitgrößte Börsengang in Deutschland seit 1996 werden. Eine Sprecherin der Lkw-Sparte betonte jedoch, dass bisher keine Entscheidungen über einen Börsengang der Sparte, den Zeitpunkt oder das Volumen gefallen seien. Deutliche Absichten gibt es aber.

Der deutsche Autobauer hat die Kapitalmarktfähigkeit im Juni in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und damit den Grundstein für einen Gang an die Börse gelegt. Für Herbst sei dann die zweite Wandlung in eine Aktiengesellschaft europäischen Rechts (SE) geplant, sagte VW Truck-Vorstand Andreas Renschler. Die Einnahmen aus einem Aktienverkauf flössen zwar an den Eigentümer Volkswagen, aber der Konzern könne die Eigenkapitalstruktur der Tochter schon vor einem Verkauf von Anteilen stärken.

Laut Aussagen Renschlers hänge der genaue Zeitpunkt eines Börsengangs wie die Höhe der gegebenenfalls zum Verkauf angebotenen Anteile auch von der Stimmung am Finanzmarkt ab. Geplant sei der Sprung aufs Parkett derzeit für den Sommer 2019. Zudem wird spekuliert, dass die Höhe der zu verkaufenden Anteile 25 Prozent betragen könnte. Zunächst wird die Lkw- und Bus-Sparte von Volkswagen jedoch unter dem Namen Traton zusammengefasst. Der neue Name bezieht sich auf Begriffe wie Tradition, Transformation und Tonnage. Zu Traton werden die Lkw-Bauer MAN und Scania, das Nutzfahrzeuggeschäft in Brasilien sowie die Mobilitätsmarke RIO zählen.

Ein Börsengang sei auch dazu gedacht, die weitere Expansion der Sparte zu erleichtern, so Renschler. Die Begründung: Ein selbstständiger Truck-Konzern könne laut einem Insider freier und schneller agieren als eine Konzerntochter. In der Vergangenheit wurde bereits deutlich gemacht, dass überdies der Anteil am amerikanischen Lkw-Bauer Navistar aufgestockt werden könnte. Auch die Partnerschaft mit dem chinesischen Hersteller Sinotruk könnte ausgebaut werden.

Innerhalb des neuen Truck-Riesen sollen die einzelnen Marken - wie im VW-Konzern üblich - eigenständig bleiben. Besonders zwischen MAN und Scania hatte es lange Jahre Reibereien gegeben. Erst Renschler, der 2015 zum Konzern gekommen war, gelang es, dem Streit zwischen den selbstbewussten Schwestermarken die Schärfe zu nehmen und die Zusammenarbeit voranzutreiben.

Sollte Volkswagen beim Börsengang der Lkw-Sparte tatsächlich mehr als sechs Milliarden Euro einsammeln, wäre es der zweitgrößte Börsengang in Deutschland nach der Deutschen Telekom. Der Bonner Konzern hatte mit der „T-Aktie“ im Jahr 1996 rund 10,6 Milliarden Euro eingenommen. Auf Rang zwei und drei folgen die Deutsche Post und Infineon, die beide im Jahr 2000 an die Börse gingen und rund sechs Milliarden Euro erlösten.

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