Future Mobility : Paukenschlag: Verabschiedet sich Daimler vom Platooning?
Die kritische Neueinschätzung des Platoonings war eigentlich nur eine Randnotiz bei der Ankündigung von Daimler Trucks, in den kommenden Jahren 500 Millionen Euro in die Entwicklung serienreifer, autonom fahrender Lkw investieren zu wollen. Die elektronische Kopplung von zwei oder mehr Lkw mit sehr geringem Abstand zueinander sollte die Aerodynamik des Gesamtkonvois („Platoon“) verbessern und damit den Kraftstoffverbrauch deutlich senken, soweit zumindest die Theorie. Nach mehrjährigen Tests in den USA, wo man sich die größten Vorteile durch Anwendung des Platoonings erwartet hatte, trat nun aber offenbar Ernüchterung ein: Selbst unter optimalen Platooning-Bedingungen fielen die Kraftstoffeinsparungen in der Praxis geringer aus als erhofft. Ein weiteres Problem: Das Platoon muss sich im Straßenverkehr gelegentlich voneinander trennen, beispielsweise um das Überholen von Pkw zu ermöglichen (Kolonnenspringen) oder auch um das Auffahren anderer Verkehrsteilnehmer auf die Autobahn nicht zu behindern. Für die anschließende Neuformierung des Platoons müssen die hinteren Lkw jedes Mal beschleunigen, um wieder aufzuschließen. Durch dieses Manöver wird zusätzlicher Kraftstoff verbraucht, wodurch das Einsparpotenzial weiter sinkt. Zumindest im Langstreckenverkehr in den USA sieht Daimler in der Anwendung des Platoonings daher kein Geschäftsmodell für seine Kunden. „Daimler Trucks wird sich selbstverständlich in allen noch laufenden Partnerprojekten weiterhin engagieren“, heißt es jedoch in der Pressemitteilung. Wie weit sich der Konzern nach dem Auslaufen dieser Projekte noch mit dem Platooning beschäftigen wird, bleibt angesichts der kritischen Neubewertung aufgrund der Auswertung der bisherigen Tests äußerst fraglich.