CMR : Impfstofftransporte im Brennpunkt, dies aus Haftungssicht des Frächters

Die ganze Welt, also etwa 7,8 Milliarden Menschen, haben darauf gewartet, dass die Pharmaindustrie ein probates Mittel auf den Markt bringt, das vor Ansteckung mit dem C-19 Virus schützt. Vor Weihnachten stand der erste Impfstoff in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zur Verfügung. Dieser stellt den Frächter sowohl vor große logistische Herausforderungen wie auch signifikante Sicherheitsanforderungen. Denn zum einen bedarf es spezieller Kühl-Lkw, die in der Lage sind – durchgehend – hohe Kühlanforderungen während der Transportdurchführung sicherzustellen. Beispielsweise muss der Frächter den Impfstoff des Pharmakonzerns Biontech/Pfizer mit einer durchgehenden Temperatur von minus 70 Grad befördern. Dies bedeutet, dass dieser Impfstoff nicht in einem Standardkühltrailer transportiert werden kann, um einen Güterschaden zu vermeiden.

Darüber hinaus ist der Zeitdruck groß, der auf den Frächtern lastet, denn alle Impfzentren in Europa warten auf weiteren Nachschub des Impfstoffs. Das bestehende Angebot des Impfstoffs kann nach wie vor die Nachfrage nicht vollständig decken. Deshalb kommt es auch, und gerade wieder einmal entscheidend, auf die planerischen Transportqualitäten des Frächters an, damit seine Lkw-Fahrer die Impfstofftransporte mangelfrei und termingerecht ausführen.

Der Transport des Impfstoffs bietet große wirtschaftliche Chancen, da die Auftraggeber an das benötigte Personal, Equipment und an die Sicherheit hohe Anforderungen stellen. Die Erfüllung des Anforderungsprofils hat seinen Transportpreis, da viele Frächter nicht in der Lage sind, das Anforderungspaket gänzlich zu erfüllen.

Allerdings setzt sich der Frächter auch einem hohen wirtschaftlichen Risiko aus, da die Werte der Impfstoffe, die ein einziger Komplett-Lkw oder Vollcontainer, beladen mit mehreren hunderttausend Impfdosen, in die Millionen gehen können. Frächter, die den Transport von Pharmagütern nicht mangelfrei durchführen, laufen Gefahr, für den eingetretenen Schaden zu haften. Möglich ist, dass der Frächter unbegrenzt gegenüber seinem Kunden haftet, wenn der Fahrer den Corona-Impfstoff mit einer zu geringen Temperatur am Impfzentrum anliefert. Der vorstehende Sachverhalt kommt einer Kardinalpflichtverletzung gleich, der dazu führen kann, dass die gesamte Ladung vernichtet werden muss, da ein Qualitätsmangel vorliegt.

Im Fall einer Kardinalpflichtverletzung haftet der Frächter grundsätzlich gemäß Artikel 29 Bestimmungen über den Beförderungsvertrag im grenzüberschreitenden Güterverkehr (CMR) bis zur Höhe des nachgewiesenen Schadens unbegrenzt. Dies bedeutet, er könnte sich im Güterschadensfall nicht erfolgreich auf die Haftungsbegrenzung des Artikels 17 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 23 Absatz 3 CMR in Höhe von 8,33 Sonderziehungsrechte pro Kilogramm der beschädigten Bruttomasse berufen. Dem Frächter ist zu empfehlen, Impfstofftransporte nur mit Kühltrailern zu transportieren, die mit zwei Stromaggregaten ausgestattet sind.

Beim Transport von Pharmatransporten setzt sich der Frächter, insbesondere beim Präparat gegen das C-19 Virus, einem exorbitant gesteigerten Risiko aus. Denn die Begierde von Kriminellen ist groß, den Impfstoff zu entwenden oder sogar zu rauben, was juristisch ein Unterschied ist. Die hohen Warenwerte und Attraktivität der Impfstoffe bieten dem Kriminellen die Gelegenheit, mit dem Verkauf, z.B. nach Osteuropa, viel Geld zu generieren.

Aus dem vorstehenden Risiko ist der Frächter gezwungen, um gegebenenfalls seine wirtschaftliche Existenz nicht aufs Spiel zu setzen, eine Sicherheitsplanung auf dem Tisch zu haben, die keine Lücken aufweist. Vor dem Hintergrund hoher Warenwerte, die mehrere Millionen Euro pro Lkw-Transport betragen können, sollte der Frächter eine Sicherheitsplanung parat haben, die vom Absender bis zum Empfänger keine Sicherheitslücken aufweist. Dazu gehört, dass der Frächter innerhalb Österreichs keine pausenbedingten Transporte mit Zwischenstopps plant und nicht von der geplanten Fahrtroute abweicht. Der Frächter sollte den Lkw mit zwei Fahrern besetzen. Darüber hinaus ist zu empfehlen, dies gilt insbesondere für grenzüberschreitende Landtransporte in Europa, die Lkw-Ladung durch ein Begleitfahrzeug zu schützen, um das Diebstahl-/Raubrisiko signifikant zu reduzieren. Der Lkw sollte mit GPS-Technik und mit Sensoren ausgestattet sein. Dieses Sicherheitspaket hat natürlich seinen Preis, den letztlich der Steuerzahler zu zahlen hat, da der Impfstoff kostenlos verabreicht wird. Darüber hinaus sollte sich der Frächter mit seinem Verkehrshaftungsversicherer zusammensetzen, um über eine Ausdehnung der bestehenden Deckungslimits im Schadensfall von Impfstofftransporten zu sprechen. Denn klar ist, dass selbst mit der bestmöglichen Planung nicht zu 100 % ausschließbar ist, dass kein Schadensfall eintritt, den der Frächter gegenüber seinem Transportkunden zu vertreten hat.

Fazit: Der Transport von Pharmaprodukten gehört in die Hände der Profis in der Frächterbranche, die über weitreichende Erfahrungen in der Abwicklung derartiger Transporte verfügen sowie die hohen technischen Anforderungen an die Kühlung der Impfstoffe erfüllen können.