Logistik : Hochpreisige Paletten vermiesen deutschem Bierhersteller die Bierlieferung

Transport Unternehmen Getränke Logistik Palette Handel Lebensmittel
© Veltins

Holzpaletten sind für viele Bierhersteller aktuell mindestens so wertvoll, wie das gebraute Bier für die begeisterten Biertrinker. Konkret geht es um den finanziellen Mehraufwand bei der Beschaffung einer Palette aus Holz. "Es ist eine der verrücktesten Entwicklungen innerhalb der Kostenlawine, die uns in diesem Jahr überrollt", betont Technik-Geschäftsführer Peter Peschmann von der Brauerei Veltins. Die Folgen sind beachtlich, denn die Brauerei C. & A. Veltins muss bis Jahresende mehr als 1,5 Millionen Euro aufwenden. Schlimmer noch: Ein Ende der Hochpreisphase für Palettenholz ist nicht in Sicht.

Mehrkosten von 1,5 Millionen Euro

Die Brauerei am Stammsitz in Grevenstein führt jedes Jahr rund 180.000 neue Paletten dem Warentransport zu, um ein einwandfreies Handling von der Abfüllung über die Hochregallagerung bis hin zum Verladen zu gewährleisten. Die neuen Paletten müssen her, weil sie regelmäßig gegen solche Exemplare ausgetauscht werden, die auf der Fördertechnik vorhersehbar für Komplikationen, im schlimmsten Fall auch stundenlangen Stillstand sorgen würden. In diesem Jahr führt das alleine zu Mehrkosten von 1,5 Millionen Euro - eine Steigerung von 150 Prozent. Die Turbulenzen in der weltweiten Logistikkette machen vor der heimischen Brauwirtschaft nicht Halt.

Die Euro-Palette als existenzielles Standardinstrument für den gesamten Mehrwegkreislauf ist zu einem kostspieligen Gut geworden. "Es hat nie zuvor solche Preissteigerungen und Engpässe gegeben, dennoch ist die Lieferfähigkeit von Veltins gesichert", sagt Peter Peschmann. Die Gründe sind mehrdimensional, aber gerade deshalb so tragweitenreich. "Die Logistikabläufe sind aus dem Tritt gekommen", sieht der Veltins-Technik-Geschäftsführer einen wesentlichen Grund für die Misere, die für zusätzlichen Kostendruck sorgt.

Überdies wurde Schnittholz für die Palettenherstellung zur Mangelware. Im Ergebnis: Die Hersteller hatten über Monate hinweg kaum Spielräume, ihre Kunden bedarfsgerecht zu beliefern. Lieferverträge konnten zum Teil nur mit einer Laufzeit von einem Monat abgeschlossen werden. Man lebte sozusagen von der Hand in den Mund. Zwar ist die Lieferfähigkeit der Biere zu keiner Zeit gefährdet, aber die Flexibilität kostet seither ihren zusätzlichen Preis. Während Veltins noch vor der Pandemie einen Stückpreis von 7,30 Euro, also fast auf Höhe des Pfandsatzes von 7,50 Euro, zu Grunde legte, explodierten 2021 die Stückpreise auf zeitweise bis zu 20 Euro. Und das alles in nur weniger als zwölf Monaten.

Zu früh für Entwarnungen

Die Nachfrage nach neuen oder neuwertigen Paletten bleibt unterdessen groß. "Mit einem solchen Anstieg der Kosten allein in diesem Beschaffungsbereich hätte niemand kalkulieren können. Jetzt müssen wir wohl für die nächsten Jahre mit Mehrkosten auf verdoppeltem Niveau rechnen", so Peschmann. Grund zur Entwarnung gäbe es nicht. Tatsächlich hätte sich in den letzten Wochen der Preis pro Palette um die 15,00 Euro eingependelt, was eine Verdopplung der Kosten innerhalb von knapp einem Jahr ausmache. Auf der einen Seite sei die Nachfrage nach Bauholz so groß geworden, dass es zu einem raren Gut auf dem Weltmarkt geworden sei. Zudem ruckle die logistische Warenbeschaffung weltweit.

Nach Beobachtung von Veltins gebe es im logistischen Bereich auch in der Region so gut wie keine freien Lagerflächen mehr, weil verschiedenste Güter aufgrund eines weltweit gestörten Warenflusses zwischengelagert werden müssen. Dieses Puffern von Warenbeständen blockiere veritable Palettenmengen, die damit temporär nicht zur Verfügung stehe. Hinzu trete der pandemisch beschleunigte E-Commerce-Bereich, der vielerorts neue Hochregallagerkapazitäten schaffe und damit die Nachfrage nach der profanen, aber unverzichtbaren Euro-Palette weiter in die Höhe schnellen lässt. Veltins hatte frühzeitig Vorkehrungen getroffen, dass man angesichts der unsicheren Zukunft gerüstet sei. "Die Bestände sind nach und nach hochgefahren worden, sodass das Vollgut weiter mit Volldampf in den Markt geschickt werden kann", sagt Peschmann.