Future Mobility : E-Mobilität: Konferenz in Schönbrunn

© Ludwig Fliesser

Viele Reden, wir handeln. Während einige den Entwicklungen im Bereich der E-Mobilität lediglich abwartend zusehen, widmete WEKA Industrie Medien dem Thema einen eigenen Kongress. In den altehrwürdigen Hallen des Apothekertrakts im Schloss Schönbrunn fand am 7. November 2019 bereits die fünfte Konferenz „E-Mobilität.jetzt“ statt – Moderne traf also auf Tradition. Ziel des Kongresses war es nicht, die E-Mobilität unkritisch über den grünen Klee zu loben, sondern sich grundlegend mit den Chancen und Problematiken auseinanderzusetzen. „Rund 200 Besucher an einem Tag, 28 profunde Speaker und Diskutanten und viele spannende Partner und Sponsoren haben für eine rundum beeindruckende Stimmung gesorgt und die Konferenz unvergesslich gemacht“, freut sich Manuela Neißl, Leitung Automotive-Veranstaltungen bei WEKA Industrie Medien. Im Zuge der Konferenz wurden neben den Bereichen Pkw und Ladestationen auch die Angebote und Elektrifizierungsmöglichkeiten auf dem Nutzfahrzeugsektor erörtert.

Noch vor wenigen Jahren schien das Thema E-Mobilität für schwere Nutzfahrzeuge ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Inzwischen hat sich das geändert: Es gibt mehrere Hersteller, die batterieelektrische Lkw mit über 20 Tonnen Gesamtgewicht als Prototypen und Versuchsfahrzeuge entwickelt haben, einige davon laufen bereits als Kleinserien vom Band. Der österreichische Marktführer MAN ist hier ganz vorne dabei: Seit letztem Jahr laufen neun vollelektrische MAN eTGM im Kundeneinsatz bei österreichischen Handels- und Logistikunternehmen. Die Erkenntnisse aus diesem Langzeitversuch mit elektrischen Sattelzugmaschinen und 3-Achs-Fahrgestellen hat MAN in die Entwicklung einer Kleinserie eingearbeitet. Ab dem Jahr 2020 sollen rund 50 weitere Elektro-Lkw vom Band laufen. Das sind auch gute Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Österreich, denn Entwicklung und Produktion der E-Fahrzeuge von MAN sind im Werk Steyr angesiedelt.

Natürlich ist der Einsatz schwerer Elektro-Lkw derzeit auf den Regionalverkehr beschränkt, denn die Reichweiten liegen, je nach Batteriekapazität, bei maximal 100 bis 200 Kilometer. Der Einsatz von E-Fahrzeugen im Fernverkehr ist mit der aktuell verfügbaren Technologie nicht zu realisieren. Hier müssten sich nicht nur die Batteriekapazitäten drastisch erhöhen, auch die Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen müsste massiv ausgebaut werden. In Deutschland läuft zurzeit ein Feldversuch mit einer Oberleitung auf einem kurzen Autobahnabschnitt und Hybridfahrzeugen von Scania, die über einen Pantografen verfügen. Auch wenn der Betrieb grundsätzlich funktioniert, stellt sich dennoch die Frage nach den Investitionen in die Infrastruktur sowie etwaiger Nebeneffekte wie der optischen Beeinträchtigung der Landschaft oder möglichen Behinderungen bei der Landung von Rettungshubschraubern durch die Oberleitung.

Leichte Nutzfahrzeuge und Busse werden zuerst elektrifiziert

Experten sind sich einig, dass die Elektrifizierung im Nutzfahrzeugbereich zunächst bei leichten Fahrzeugen und Stadtbussen erfolgen wird. Gerade im öffentlichen Personennahverkehr rechnet Mag. Franz Weinberger, Pressesprecher von MAN in Österreich, mit einer verstärkten Nachfrage nach E-Bussen. Getrieben wird diese von gesetzlichen und politischen Vorgaben, die künftig vermehrt zu Ausschreibungen nach lokal emissionsfreien Mobilitätslösungen für den Personentransport führen wird. Hierfür hat MAN auch ein entsprechendes Produkt im Programm, den MAN Lion's City E. Der Stadtbus ist schon verfügbar und soll im kommenden Jahr auch als Gelenkbus mit einer Fahrgastkapazität von bis zu 120 Personen auf den Markt kommen. Die maximale Batteriekapazität soll ganze 640 Kilowattstunden betragen. Bis zur Hälfte des Energiebedarfs entfallen jedoch im Betrieb, je nach Witterung, auf Heizung und Klimatisierung des Buses.

Im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge hat MAN mit dem eTGE bereits ein Fahrzeug in der 3,5-Tonnen-Klasse auf dem Markt. Der batterieelektrische Transporter bietet 110 Kilometer Reichweite und knapp eine Tonne Nutzlast. Das ist für viele Anwendungen im städtischen Bereich ausreichend, wie zum Beispiel in Form einer Nutzung für Handwerksbetriebe oder Paketzusteller. In Österreich laufen derzeit sechs Stück des E-Transporters im Kundeneinsatz.

Auch Mercedes-Benz hat mit dem eVito ein vollelektrisches Seriennutzfahrzeug im Angebot. Mit rund 150 Kilometern Reichweite und über einer Tonne Nutzlast eignet sich das Vehikel für unterschiedlichste Einsatzmöglichkeiten im regionalen und urbanen Verkehr. Dabei hat Mercedes im Vertrieb nicht nur Mainstream-Anwendungen sondern auch diverse Nischen im Visier: so will man einen E-Vito auch als Leichenwagen aufbauen, denn gerade beim Transport zur letzten Ruhestätte sei eben auch die Laufruhe des Fahrzeugs von Bedeutung. Erhältlich ist der eVito in drei Varianten, als Kastenwagen, Bus mit neun Sitzplätzen, oder als Business-Van. Der „Business-Van“ ist eine Doppelkabine mit abgetrennter Ladefläche und ein echtes Austriacum, also eine Fahrzeuglösung, die nur in Österreich angeboten wird. Der Hintergrund ist laut Matthias Putz, Produktmanager Vans bei Mercedes-Benz Österreich, in der Besteuerung beziehungsweise Fördermöglichkeit dieses Fahrzeugtyps zu finden: Aufgrund der abgeteilten Ladefläche kann der Business-Van als Nutzfahrzeug der Klasse „N1“ typisiert werden. Für diese Fahrzeugklasse gibt es bis zu 10.000,- Euro Bundesförderung, im Land Salzburg wird diese sogar nochmal um die Hälfte bezuschusst. Somit winken bei der Beschaffung bis zu 15.000 Euro Förderung ­- ein substanzieller Betrag bei einem Nettopreis des eVito Business von rund 45.000 Euro. Zum Vergleich: Beim normalen Bus, dem eVito Tourer, ist nur eine Bundesförderung von 3.000,- möglich. Dieser kostet mit knapp 42.000 Euro allerdings auch nicht mehr als der eVito Kastenwagen.