Interview mit Mag. Judith Porstner : Chefin von Opel Österreich: „Es geht in die richtige Richtung“
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Sie sind nach vielen Jahren im Marketing auf die Geschäftsführer Ebene gewechselt. Eine komplett neue Aufgabe – was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Nach fast 20 Jahren in der Automobilbranche in den verschiedensten Positionen - vor allem in Marketing und Sales - war es für mich an der Zeit, den nächsten Schritt in Richtung Gesamtverantwortung zu setzen.
Als das Angebot kam, Opel in Österreich zu führen, war es daher sehr interessant. Die Marke verfolgt eine spannende Plattform- und Produktstrategie, sie ist international wieder im Aufschwung und jetzt gilt es, sie auch in Österreich weiter voranzubringen.
Ich habe die Marke mit dem Ziel übernommen, Opel in Österreich wieder auf Kurs zu bringen.Mag. Judith Porstner, Managing Director Opel Österreich
Nach Brigitte Kroll-Thaller ist nach langer Zeit endlich wieder eine Frau an der Spitze von Opel. Ich will es nicht zum Genderthema machen. Mich interessiert prinzipiell die Sicht einer Frau welche Eigenschaften wichtig sind, um in dieser Position Erfolg zu haben?
Im Prinzip ist es wichtig, unabhängig vom Geschlecht, dass man seine Verantwortung ernst nimmt, über den Tellerrand schaut und mit Handschlagqualität und Authentizität an die Sache heran geht. Mein Anspruch war in jeder meiner bisherigen Positionen, meinen Job so gut wie möglich zu machen und darüber hinaus auch Themen in anderen Bereichen voranzutreiben.
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Sie haben die Marke Opel in einer nicht allzu einfachen Situation übernommen, die Verkaufszahlen waren zuletzt überschaubar. Was war der Grund und wie soll hier wieder Schwung hineingebracht werden?
Es stimmt, dass Opel in den letzten Jahren vor großen Herausforderungen stand. Die Verkaufszahlen waren unter anderem aufgrund der schwierigen Marktbedingungen und struktureller Veränderungen im Automobilsektor rückläufig. Ich habe die Marke jedoch mit einem klaren Ziel übernommen, Opel in Österreich wieder auf Kurs zu bringen, mit einem Fokus auf Kundennähe. Und inzwischen bewegt sich auch schon etwas. Dabei hilft uns unsere moderne Produktpalette.
Wir können alle Fahrzeuge auch elektrifiziert anbieten und bringen nach der heuer erneuerten Nutzfahrzeugreihe auch zwei ganz neue PKW-Modelle. Den Opel Grandland, der noch in diesem Jahr zu unseren Handelspartnern kommt und etwas später den Opel Frontera. Ich denke, wir sind sehr gut aufgestellt und können unseren Kunden attraktive Produkte zu sehr guten Konditionen bieten.
Die Schließung des Motorenwerks in Aspern hat nicht unbedingt zu einem positiven Image beigetragen. Wie will man hier gegensteuern?
Die Schließung des Stellantis Werks in Aspern haben wir uns sicher nicht gewünscht. Es war ein europäisches Werk im Stellantis-Verbund. Das heißt, dass die Produktionsplanungen auf europäischer Ebene gemacht wurden und überhaupt keinen Zusammenhang mehr mit der Marke Opel hatten. Heute ist Opel wieder eine attraktive Marke mit einem sehr attraktiven Produktangebot und mit steigenden Kaufvertragseingängen.
Ich kann Ihnen sagen, es geht in die richtige Richtung. Wir haben für alle Kundenanforderungen ein passendes Produkt, sei es PKW oder Nutzfahrzeug. Ich möchte alle gerne einladen zu unseren Opel-Handelspartnern zu kommen, um eine Probefahrt zu machen und sich von den Qualitäten unserer Fahrzeuge zu überzeugen. Ich kann versprechen, es wird ihnen gefallen.
Wir sehen derzeit die Kaufzurückhaltung der Gewerbekunden.Mag. Judith Porstner, Managing Director Opel Österreich
Bei den Nutzfahrzeugen ist Stellantis sehr gut im Rennen, aber auch hier hinkt Opel den anderen Marken hinterher. Wo sehen Sie die Ursache?
Wir haben ein sehr großes Nutzfahrzeugangebot von kleinen, mittleren und großen Modellen. Auch eine Vielzahl von Umbauten sind mit unseren Transportern möglich. Wir bieten alle Fahrzeuge mit klassischen Dieselmotorisierungen an, aber auch mit Elektromotorisierung. Den Opel Vivaro gibt es auch mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb. Und wir bieten allen Kunden, die sich für ein Elektrofahrzeug entscheiden an, die komplette Förderabwicklung zu übernehmen.
Nichtsdestotrotz sehen wir derzeit die Kaufzurückhaltung der Gewerbekunden. Österreich ist einer Rezession, die Unternehmen sparen und das wirkt sich leider auch auf die Fuhrparkerneuerungen und Fahrzeugbestellungen aus. Dabei ist genau jetzt zum Jahresende hin der richtige Zeitpunkt, noch zu investieren.
Kommen wir zum Thema Elektrifizierung: bis 2028 soll Opel voll elektrifiziert sein. Kann ich darunter verstehen, dass ab dann jedes Modell auch elektrifiziert zu haben sein wird, oder dass Opel prinzipiell kein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor mehr produziert?
Opel bietet wie gesagt ein sehr großes Modellangebot - von kleinen bis großen PKWs sowie eine umfangreiche Nutzfahrzeugreihe. Alle Modelle sind heute mit Verbrennungsmotorisierungen aber auch als Elektrofahrzeuge verfügbar, egal ob PKW oder Nutzfahrzeug. Das heißt, wir sind bereits heute voll elektrifiziert und können den Kunden gemäß ihrer Wünsche alles offerieren.
Wir bieten alle Antriebsarten, die Kunden haben die Wahl. Wir gehen aber davon aus, dass sich der Trend in Richtung Elektrifizierung ab 2025 beschleunigen wird. Und dann wird man sehen: wird eine Verbrenner-Motorisierungsvariante von den Kunden in den nächsten Jahren nicht mehr nachgefragt, dann wird sie aus dem Programm genommen. Das passt auch zum Stellantis Strategieplan DareForward 2030, der zum Ziel hat, ab 2030 PKW in Europa ausschließlich als Elektrofahrzeuge anzubieten.
Wir gehen davon aus, dass sich der Trend in Richtung Elektrifizierung ab 2025 beschleunigen wird.Mag. Judith Porstner, Managing Director Opel Österreich
Schwenken wir zum Thema Firmenkunden. Da ist man im vergangenen Jahr von einst 8 auf rund 3 Prozent gefallen. Wie gestaltet sich hier die aktuelle Lage?
Wir befinden uns in einem sehr schwierigen Marktumfeld, Österreich befindet sich bereits das zweite Jahr in Folge in einer Rezession. Man merkt, dass in den Unternehmen bei der Fuhrparkerneuerung gespart wird. Und aus interner Sicht, haben die Vorbereitung auf das Agentursystem sowie Lieferkettenprobleme in den Jahren 2022 und 2023 auch Marktanteile gekostet. Heute sind wir in der erfreulichen Situation, dass wird zum einen ein sehr attraktives Modellangebot anbieten können.
Denken Sie an die neuen Nutzfahrzeuge, alle mit klassischen Motoren oder auch mit Elektroantrieb erhältlich. Oder auch an die PKWs. Der Astra ist ein perfektes Firmenfahrzeug, erhältlich in allen Motorisierungsvarianten. Und wenn es etwas größer sein soll, dann haben wir den brandneuen Opel Grandland in Kürze flächendeckend verfügbar. Zum anderen haben wir aber nicht nur viele aktuelle Modelle im Angebot, sondern können für Firmenkunden auch sehr gute Konditionen anbieten. Egal ob für kleine, mittlere oder große Fuhrparks.
Noch eine Frage zum Agentursystem. Die Einführung im letzten Jahr wurde um einige Monate auf September verschoben, Österreich soll einer von vier Testmärkten sein. Können Sie uns dazu etwas sagen bzw. auch, wie die Händler eigentlich darauf reagieren?
Österreich ist im September 2023 gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden als eines der drei Pilotländer in das Agentursystem gestartet. Nach Anlaufschwierigkeiten, die jede Veränderung mit sich bringt, läuft es jetzt gut.
Für unsere Handelspartner bedeutet es weniger Risiko als vorher. Aber unabhängig von internen Abläufen, die für die Kunden völlig irrelevant sind. Wichtig ist zu betonen, dass das Agenturmodell für unsere Kunden nur Vorteile bringt. Bei allen Opel-Handelspartnern in Österreich gibt es heute die gleichen Konditionen. Das schafft Sicherheit und Vertrauen!