Nefton Forschungsprojekt : Megawattladen: MAN Truck & Bus und weitere Partner luden E-LKW mit über 1000 kW

Ergebnispräsentation des Lade-Infrastruktur-Forschungsprojekts NEFTON (v.l.) in Plattling: Prof. Markus Lienkamp, Technische Universität München, Dr. Frederik Zohm, MAN Truck & Bus, Prof. Veronika Fetzer, Technische Hochschule Deggendorf, Staatsminister Hubert Aiwanger, Egon Leo Westphal, Bayernwerke AG, Prof. Monika Schnitzer, Vorsitzende der Wirtschaftsweisen.

Ergebnispräsentation des Lade-Infrastruktur-Forschungsprojekts NEFTON (v.l.) in Plattling: Prof. Markus Lienkamp, Technische Universität München, Dr. Frederik Zohm, MAN Truck & Bus, Prof. Veronika Fetzer, Technische Hochschule Deggendorf, Staatsminister Hubert Aiwanger, Egon Leo Westphal, Bayernwerke AG, Prof. Monika Schnitzer, Vorsitzende der Wirtschaftsweisen.

- © MAN Truck & Bus

Eine Ladepremiere gab es vor einigen Tagen im bayerischen Plattling: Laut MAN Truck & Bus wurde zum ersten Mal ein Elektro-LKW öffentlich mit über 1000 Kilowatt und 1500 Ampere geladen. Genug, um dem 40 Tonnen Fernverkehrs-E-Truck von MAN in 30 Minuten etwa 400 Kilometer Fahrreichweite zu verleihen.

Der "Megawatt-Meilenstein" wurde als Teil der Ergebnispräsentation des 2021 gestarteten "Nefton" Forschungsvorhabens gesetzt. Neben dem bayerischen Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger, waren auch die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Prof. Monika Schnitzer und rund 200 weitere Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft und Wissenschaft anwesend.

Ultraschnell Laden in der Lenkzeitpause

Im Rahmen dieses Forschungsprojekts, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, analysierten MAN Truck & Bus und die Technische Universität München (TUM) sowie fünf weitere Partner aus Wissenschaft und Industrie das System aus vollelektrischem LKW, Ladesäule und Netzanbindung und legten es für verschiedene Einsatzszenarien aus.

Einer Pressemeldung des Nutzfahrzeugherstellers zufolge stand dabei folgendes im Fokus: das Megawatt Charging System (MCS) für ultraschnelles Stromtanken von E-LKW in der Lenkzeitpause des Fahrenden oder beim Be- und Entladen an der Rampe.

Ladeleistungen mit bis zu 3000 kW, wie sie ebenfalls von Nefton untersucht wurden, könnten die Einsatzeffizienz und Flexibilität von Elektro-LKW für den Fernverkehrseinsatz zukünftig weiter steigern. Zudem wurde von Nefton bereits das bidirektionale Laden berücksichtigt, welches eine mögliche Einbindung des LKW als Speicher ins Stromnetz zur tageszeitlich effizienteren Nutzung des Stromangebots untersucht.

Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs

„Wir haben es mit Nefton geschafft, Technologien zu entwickeln, um E-LKW innerhalb kürzester Zeit und mit einer Leistung von über 1000 kW zu laden. Im Forschungsfokus standen dabei die Praxistauglichkeit, die Kosten sowie die Netzanschlussleistung", so Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus.

Gemeinsam mit den Projekt-Partnern habe man klar gezeigt, dass sich die Kombination aus Elektro-LKW und Megawattladen perfekt für die umfassende Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs eigne. "Die Technologie ist da, nun gilt es, den Ausbau der Ladeinfrastruktur im Markt in engem Schulterschluss von Politik, Energiewirtschaft und Fahrzeugherstellern voranzutreiben."

Hubert Aiwanger (li.), bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus laden den neuen MAN eTruck mit über 1.000 kW.
Hubert Aiwanger (li.), bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus laden den neuen MAN eTruck mit über 1000 kW. - © MAN Truck & Bus

Umstellung auf Zero-Emission-LKW wichtig für Klimaziele

Mit dem Megawattladen sollen Elektro-LKW in allen gängigen Transportanwendungen zur emissionsfreien Alternative zum heutigen Diesel-LKW werden – auch im Fernverkehr. Da rund 80 Prozent aller Güter in Deutschland auf der Straße transportiert werden und der Straßengüterverkehr damit den allergrößten Teil der Treibhausgasemissionen im Güterverkehr ausmacht, liege in der Umstellung auf Zero-Emission-LKW ein wesentlicher Hebel, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

Prof. Markus Lienkamp
, vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TUM, der das NEFTON Projekt-Konsortium federführend leitet, erklärte: „Die wissenschaftlichen Fakten sprechen eine klare Sprache: Batterieelektrische LKW haben einen Wirkungsgrad von etwa 75 Prozent. Davon sind Brennstoffzellen-LKW mit nur 26 Prozent Wirkungsgrad und eFuels mit einem Wirkungsgrad von lediglich 14 Prozent meilenweit entfernt. Aber für den tatsächlichen effektiven Einsatz von Elektro-LKW fehlt noch die Infrastruktur an den Hauptverkehrsrouten." Dafür sei die Technologie des Megawatt-Ladens ein gewaltiger Schritt nach vorne.

Megawattladen ein "Meilenstein für die Elektromobilität"

Auch Staatsminister Hubert Aiwanger betonte: „Das Forschungsprojekt zeigt: Hightech und Expertise aus Bayern gestalten die Mobilität der Zukunft. Solche Initiativen dekarbonisieren schrittweise Logistik und Güterverkehr und stärken damit auch den Standort Bayern." Vor allem das Megawatt Charging System (MCS) beschleunige die Ladezeiten der Lastkraftwagen massiv und sei deshalb ein Meilenstein für die Elektromobilität.

"MAN hat die Praxistauglichkeit dieser Technologie bereits unter Beweis gestellt und maßgeblich an der Standardisierung mitgewirkt. Die MCS-Technologie berücksichtigen wir auch bei unserem aktuellen Förderprogramm. In der ersten Runde finanzieren wir damit 86 Ladepunkte für den Straßengüterverkehr, im Spätherbst soll der nächste Förderaufruf starten“, fuhr Aiwanger fort.

Klarer Bedarf für öffentlichen Ladeinfrastruktur

Die Forschungsergebnisse von Nefton belegen anhand einer Analyse realer Einsatzszenarien aus vier Speditionen die Bedeutung von öffentlicher Schnelladeinfrastruktur für die nachhaltige Antriebswende.

Während im Regional- und Verteilereinsatz eine Elektrifizierung der Verkehre bereits über eigene Ladeinfrastruktur der Logistikzentren möglich sei, bedarf es für eine effektive Umstellung des Fernverkehrs alle 50 Kilometer Schnelladesäulen mit bis zu einem Megawatt Ladeleistung entlang der Kernrouten des Autobahnnetzes.