TRAKTUELL 355 : Der DAF XF 480 im Österreichtest
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Wer kennt sie nicht, die Angst, beim Autofahren auf einer steilen Bergstraße hinter einen Holländer zu geraten. Schließlich, so sagt man, sind die Flachländer die Berge nicht gewöhnt, würden sich deshalb vor ihnen fürchten und folglich durch übertrieben langsame Fahrweise den Verkehr aufhalten.
Nun, ein Verkehrshindernis ist unser XF 480 nicht, die lange Hinterachsübersetzung von 2,21 macht unseren Holländer aber auch nicht gerade zum Sprinter. Kürzer übersetzt wäre mit 480 PS jedenfalls mehr Tempo möglich als 42 km/h über den Semmering und 68 km/h über den Wechsel. Aber durch die niedrigen Drehzahlen im Dauerlauf spart der DAF ordentlich Sprit. Dabei ist er mit 81,6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit trotzdem recht zügig unterwegs. 25,4 Liter Dieselkonsum ist ein mehr als vorzeigbarer Wert auf unserer anspruchsvollen Alpenrunde. Hinzu kommt ein sensationell niedriger AdBlue-Verbrauch von nur 0,8 Litern, weil man bei DAF nach wie vor auf die Euro 6-Nachbehandlung mit Abgasrückführung setzt. Und: als Spezialist für den Fernverkehr punktet DAF auch mit besonders langen Wartungsintervallen: Standardmäßig liegen diese im Fernverkehr bei 100.000 km. Mit der Option „extended“ lassen sich die Service-Intervalle durch eine größere Ölfüllmenge und einen Zentrifugalölfilter sogar auf 200.000 km ausdehnen. Ein ebenfalls optionales Reifendruckkontrollsystem mit Funksensoren in den Felgen der Zugmaschine soll zudem dafür sorgen, dass der Truck so sicher und spritsparend wie möglich auf den Rädern steht.
Neuer DAF
Das Testfahrzeug ist der erste DAF der jüngsten Fahrzeuggeneration auf unserem Rundkurs. Wie man am Verbrauchsergebnis sieht, haben sich die Überarbeitungen bezahlt gemacht. Dabei hat DAF nicht nur den Antriebsstrang verbessert. Auch die Karosserie wurde aerodynamisch optimiert, beispielsweise im Bereich der Sonnenblende, an den Seitenkanten der Fahrzeugfront und bei den vorderen Radkästen. Die Änderungen mögen unscheinbar wirken, Experten gehen aber davon aus, dass gerade in der Reduktion des Luftwiderstands und der Harmonisierung des Luftstroms eines der größten noch zu hebenden Spritsparpotenziale im Fernverkehr liegt.
Für den Test muss man DAF zugutehalten, dass man sich beim Auflieger dafür mit aerodynamischen Tricksereien zurückgehalten hat. Natürlich wurde unten eine seitliche Verkleidung vor den Trailerachsen montiert, die bei handelsüblichen Aufliegern meist fehlt. Auf eine seitliche Vollverkleidung der Radkästen hat man aber verzichtet, weil man sich mit dem Testgespann nicht allzu weit von den im Alltag üblichen Fahrzeugkombination entfernen wollte – so jedenfalls die Begründung von DAF.
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Cockpit
In der Mitte des Space Cabs gibt es zwar eine minimale Erhebung für den Motortunnel, ungeachtet dessen ist aber reichlich Platz. Die Kabine ist dabei komfortabel, wenn auch nicht übertrieben luxuriös ausgeführt. Für den Lenker bietet sich jedenfalls ein angenehmer und großzügig dimensionierter Arbeits- und Aufenthaltsraum. Wer noch mehr Platz will, der kann für den XF auch das Super Space Cab ordern – nach wie vor die größte Kabine am Markt. Das Innenraum-Design in heller Zweifarben-Optik vermittelt dem Fahrer den Eindruck eines schicken und modernen Arbeitsplatzes. Schalter und Knöpfe sind auf das wesentliche reduziert und vor allem gut erreichbar zum Lenker hin orientiert. Auch der Kühlschrank lässt sich gut während der Fahrt erreichen.
DAF setzt nach wie vor auf eine hydraulische Lenkung und einen mechanischen Federspeichen-Hebel. Auch die Instrumententafel mit runden Analoganzeigen für Tempo und Drehzahl ist betont klassisch. Mittig befindet sich jedoch ein Farbdisplay, über das sich der Fahrer eine Vielzahl an Informationen, etwa über den Spritverbrauch oder die aktuellen Achslasten einblenden lassen kann. Ebenso wird darüber die Fahrstilbewertung des Lenkers angezeigt, mit zusätzlichen Tipps für eine ökonomische Fahrweise. Das Bedienkonzept und die Menüführung sind dabei intuitiv, ebenso die Einstellung des GPS-Tempomaten. Ein Kritikpunkt ist allerdings, dass sich der Tempomat nach Abschalten des Motors immer automatisch in die Grundstellung mit aktiviertem ACC zurücksetzt und sich die vom Lenker getroffenen Einstellungen nicht beispielsweise anhand der Fahrerkarte merkt.
Fazit
DAF wird auch mit dem XF 480 der neuesten Generation seinem Ruf als Fernverkehrsspezialist gerecht. Die Konfiguration mit langer Übersetzung für niedrige Drehzahlen macht unser Testfahrzeug zum gemütlichen Dauerläufer. Der niedrige Spritverbrauch und AdBlue-Konsum dürften den Flottenbetreiber freuen, ebenso wie die langen Service-Intervalle. Das großzügige Platzangebot und das übersichtliche Cockpit machen den DAF zugleich auch für den Lenker interessant. Es sind mitunter die kleinen Dinge, wie die massive Innenraumverriegelung „Night-Lock“, welche die Fahrer am Rastplatz zu schätzen wissen. Ebenso praktisch ist das optionale Batteriemanagement, welches Auskunft über den aktuellen Ladezustand der Batterie gibt und vor kritischer Entladung alarmiert. Die unabsichtliche Totalentleerung der Batterie durch Stromverbraucher am Stand sollte damit der Vergangenheit angehören und somit immer genügend Strom zum Starten zur Verfügung stehen.
TECHNISCHE DATEN
DAF XF 480 FT 4x2
Kabine: Space Cab, luftgefedert
Vorderachse: Parabel-Federung; 8 t
Hinterachse: Luftfederung, 13 t
Übersetzung: i = 2,21
Motor: Paccar MX-13 mit 12,9-Litern Hubraum und 6-Zylindern, 355 kW/483 PS bei 1.600 U/min; 2.500 Nm bei 900 –1.125 U/min;
Getriebe: Automatisiertes Direktganggetriebe TraXon 12TX2210 mit 12 Gängen; Übersetzung: 16,69 – 1,00
Reifen Lenkachse: Michelin X-Line Energy 385/55 R 22,5
Reifen Antriebsachse: Michelin X-Line Energy 315/70 R 22,5
Bremsen: belüftete Scheibenbremsen vorne und hinten
Dauerbremsanlage: MX Engine Brake und ZF-Intarder (im Getriebe integrierter, hydro-dynamischer Sekundär-Retarder mit max. 500 kW Bremsleistung)
Eigengewicht: 8.471 kg