Werbeplattform : Wenn das Lkw-Heck zur digitalen Werbefläche wird

© Road Ads

Sattelzüge als Werbefläche zu nutzen ist nichts Ungewöhnliches, die Umsetzung eines jungen Unternehmens aus Mannheim jedoch schon. Die Idee von „RoadAds“ begann vor drei Jahren: Digitale Bildschirme, die alle 30 Sekunden das Werbebild wechseln, werden an die Hecktüren von Lkws angebracht. Damit ließe sich laut Unternehmensgründer Andreas Widmann nicht nur die Leberkässemmel an der nächsten Tankstelle bewerben oder Staumeldungen in Echtzeit anzeigen, sondern auch Spielstände eines Fußballspiels. Könnte dies zu Unachtsamkeiten anderer Verkehrsteilnehmer führen?

Die Besonderheit an diesem System ist jedenfalls die Flexibilität für den Werbenden. Ein lukratives Geschäft sei es allemal, die Werbewirkung entsprechend groß, ist das Start-up überzeugt. Die Zahlen legen das nahe. Jeden Tag rollen Hunderttausende Transportfahrzeuge auf den Autobahnen durch das Land. Als Werbung darauf existiert bislang nur Schrift auf der Plane oder am Heck. Vergleichbares zu RoadAds gebe es in Europa bis dato nicht, so das Start-up.

Erste Fahrzeuge bereits unterwegs

Ein Dutzend der rollenden Werbeträger sind für RoadAds bereits unterwegs. Die Lkws fahren etwa auf Strecken von Reutlingen nach Bremen oder von Stuttgart über Österreich bis in das ungarische Budapest. Im Mittelgebirge Harz testet nach Angaben des Unternehmens ein örtlicher Busbetrieb die Werbung. Die ersten Werbespots kommen von Autohöfen oder Lkw-Herstellern. In Österreich wirbt zum Beispiel der Fußballverein Rapid Wien mithilfe der digitalen Lkw-Bildschirme. Ende des Jahres werden es durch bereits abgeschlossene Verträge 30 Lkw-Züge sein, bis 2020 will RoadAds etwa 1000 Lastwagen mit der Werbetechnik ausstatten.

Geschäftsmodell für Speditionen

Ein neues Geschäftsmodell soll sich für Speditionen ergeben. An den Werbeerlösen sollen sie durch das Bereitstellen der Fahrzeuge teilhaben. Allerdings machte die rechtliche Lage der jungen Firma aus Mannheim anfangs noch einen Strich durch die Rechnung: Die Werbegesetze verbieten den Einsatz von bewegten Bilder oder auch beleuchteten Bildschirmen an Fahrzeugen. Die Lösung, die Widmann für seine Firma gefunden hat, heißt E-Reader und kommt aus der Welt der digitalen Bücher. Offenbar eine Grauzone.

Der Jungunternehmer hat vier jeweils 32-Zoll große Flachbildschirme des E-Paper-Herstellers Visionect zusammengefügt und synchronisiert. Die Geräte selbst sind nicht beleuchtet. Vielmehr baut die Elektronik aus den Pixeln Schrift und Bild zusammen, die Darstellung erfolgt ausschließlich in 16 Graustufen. Den Wechselrhythmus von 30 Sekunden lässt die Straßenverkehrsordnung übrigens zu. Im Endeffekt bleibt bei jeder Innovationsfreude nur zu hoffen, dass sich die Auffahrunfälle durch derartige Werbemittel in Grenzen halten werden. Eine Abwechslung ist es allemal.

https://youtu.be/TEVp54TfT_U

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