Verteilerverkehr : Weltpremiere: Low-Entry-Fahrerhaus und 7-Liter-Motor von Scania

© Ludwig Fliesser

Der fortgesetzte Trend des Zuzugs der Menschen in die Ballungszentren ebenso wie die hohen Wachstumsraten im E-Commerce führen dazu, dass der Verteilerverkehr insbesondere im urbanen Raum laufend zunimmt. Das betrifft nicht nur kleinere KEP-Fahrzeuge sondern auch leichte und mittlere Lkw, mit denen Geschäfte, Lokale und künftig auch vermehrt Endkunden direkt beliefert werden. Mit dem Wachstum der städtischen Bevölkerung und dem verstärkten E-Commerce-Trend nimmt auch der Entsorgungsbedarf, Stichwort „Transportverpackungen“, zu.

Was Fahrten im urbanen Bereich auszeichnet ist zumeist eine große Anzahl an Stopps mit Be- oder Entladevorgängen. Verglichen mit dem Fernverkehr läuft der Motor dabei öfter im Leerlauf. Zudem gibt es im städtischen Verkehr auch eine Vielzahl unterschiedlicher Verkehrsteilnehmer auf engstem Raum wodurch sich auch die Unfallgefahr drastisch erhöht.

Scania hat sich in diesem Zusammenhang mehrere Ziele gesetzt: Einerseits soll der Fahrerarbeitsplatz sowie das Ein- und Aussteigen so einfach, gelenkschonend und bequem wie möglich gestaltet werden. Andererseits will man den Antrieb an diese Bedingungen anpassen und dessen Effizienz im Stadtverkehr so weit wie möglich steigern. Und zum Dritten soll auch die Sicht des Fahrers verbessert werden, damit er andere Verkehrsteilnehmer besser wahrnehmen kann.

L-Fahrerhaus

Neben der normalen Tageskabine, dem P-Fahrerhaus, präsentierte Scania nun auch eine neue Niederflurkabine. Der Fahrer sitzt darin sehr tief, kaum höher als in einem Lieferwagen oder SUV, und begegnet den anderen Verkehrsteilnehmern quasi auf Augenhöhe. Für eine weiter verbesserte Sicht auf die rechte Fahrzeugseite gibt es zudem ein optionales Fenster im unteren Bereich der Beifahrertüre. Die unterste Trittstufe der Kabine ist sehr breit ausgeführt, was das Ein- und Aussteigen erleichtert. Die luftgefederte Kabine senkt sich beim Öffnen der Tür zudem automatisch ab, wodurch die Stufe nur wenige Zentimeter über dem Straßenniveau liegt. So kann der Fahrer problemlos mit dem Kopf nach vorne gewandt aussteigen und muss nicht rückwärts aus der Kabine klettern.

7-Liter-Motor

Der Trend zum Downsizing ist auch im schweren Nutzfahrzeug erkennbar. Neben dem verbesserten 9-Liter-Motor präsentierte Scania in diesem Zusammenhang ein völlig neu konstruiertes 7-Liter-Aggregat. Dieses ist in drei Leistungsstufen mit 220, 250 und 280 PS erhältlich und primär auf den Verteilerverkehr in topographisch wenig anspruchsvollen Gebieten ausgelegt. Bei 280 PS hat der Käufer die Wahl zwischen dem 7- und dem 9-Liter-Motor: Entscheidet man sich für den kleineren Hubraum bei gleicher Leistung muss man zwar auf 200 Nm Drehmoment verzichten, allerdings ist der Motor um satte 360 Kilogramm leichter und im Betrieb rund drei Prozent sparsamer. Das übliche Wartungsintervall ist mit 60.000 Kilometern etwas kürzer als beim 9-Liter-Motor, der standardmäßig nur alle 90.000 Kilometer in die Werkstatt muss. Im urbanen Verteilerverkehr dürfte das jedoch kaum ausschlaggebend sein. Übrigens können die Service-Intervalle mit dem flexiblen Wartungsplan von Scania auch automatisch an die individuelle Nutzung angepasst werden und sich dann auch entsprechend verändern.

Elektronische Parkbremse

Lange hat es gedauert, aber seit letztem Herbst ist sie endlich da: die elektronische Parkbremse gibt es nun auch in Scania-Lkw. Insbesondere im Verteilerverkehr mit häufigem Aus- und Einsteigen bringt dies ein zusätzliches Plus an Sicherheit und Komfort. Die Parkbremse aktiviert sich automatisch beim Abschnallen des Sicherheitsgurts oder dem Öffnen der Tür. Ein weiterer Nebeneffekt: Bei der Hill-Hold-Funktion, die das Fahrzeug gegen unbeabsichtigtes Zurückrollen beim Anfahren in der Steigung sichert, gibt es nun kein Zeitlimit mehr ­– nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne wird einfach die Parkbremse aktiviert und das Fahrzeug bleibt damit weiter gegen unbeabsichtigtes Rollen gesichert.

Mannschaftskabine

Stolz ist man bei Scania auch auf die völlig neue Mannschaftskabine. Vor allem im hinteren Bereich wurde diese hinsichtlich größtmöglicher Bewegungsfreiheit überarbeitet und für das rasche Aus- und Einsteigen optimiert. Das ist vor allem da von Vorteil, wo Geschwindigkeit eine Rolle spielt, beispielsweise bei der Feuerwehr. Scania zeigte dazu auf dem firmeneigenen Testgelände auch entsprechende Fahrzeuge mit Rosenberger-Aufbau.

https://youtu.be/yuF7-AeB6CM

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