Weltpremiere : Transport der Zukunft? Daimler stellte Vision Urbanetic in Kopenhagen vor

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© Daimler AG

Die Idee von der allumfassenden, vernetzten Stadt lässt den Stuttgarter Automobilkonzern Daimler nicht mehr los. Der Fokus der soeben vorgestellten Vision in Kopenhagen, die den Namen Urbanetic trägt, liegt freilich auf dem teilautomatisierten beziehungsweise autonomen Fahren.

Auch das Transportwesen soll sich grundlegend ändern. Die Stuttgarter verwiesen in ihrer Vorstellung etwa auf hauseigene Studien wie AdVANCE, die 2016 gestartet wurde und die Vorteile einer Fahrzeug-Vollvernetzung in den Vordergrund rückt. Noch weiter in die Zukunft blickt jetzt Urbanetic. Die Mobilitätsstudie soll vor allem eines: die Grenze zwischen Personenbeförderung und Gütertransport aufheben. Daimler wartet auch mit ersten Use-Cases auf, die jedoch nur an der Oberfläche kratzen.

Was ist Urbanetic?

Im Prinzip handelt es sich bei dem visionären Konzept des Automobilherstellers um ein autonom fahrendes, elektrisch betriebenes Fahrgestell, das unterschiedliche Wechselaufbauten für die Personenbeförderung oder den Gütertransport aufnehmen kann. Ausgelegt ist es als Ride-Sharing-Fahrzeug, das bis zu zwölf Passagiere transportieren kann. Die Fahrzeuglänge liegt bei 5,14 Metern, die des Laderaums bei 3,70 Metern.

Möglich ist aber auch die Beförderung von Gütern. Durch ein intelligentes Ladesystem und einen flexibel einsetzbaren Ladeboden (Cargo Flex Floor) lassen sich bis zu zehn Boxen auf zwei Ebenen unterbringen. Ist maximale Ladehöhe gefragt, lässt sich der Zwischenboden zur Seite klappen. So finden auch Standard-Kühlboxen mit einer Höhe von 2,03 Metern ihren Platz.

Pneumatische Rollenbahnen im Zwischenboden und auf dem Fahrzeugboden sollen das Be- und Entladen von schweren Gütern erleichtern. Das Ladevolumen liegt bei 10 Kubikmetern und damit auf Niveau eines Vans mit langem Radstand. Auch eine vollautomatisierte Beladung mit bereits bestückten Regalen auf Europaletten ist laut Daimler möglich. Die neue Mobilitätsstudie sieht auch verschiedene Einsatzmöglichkeiten für das elektrische Vehikel vor: unter anderem auch als mobiles Teile- oder Materiallager für Handwerker.

Use-Case: KEP-Dienstleister

Daimler sieht große urbane Herausforderungen auf den Bereich der Mobilität zukommen, denen der Konzern mit Urbanetic begegnen will. Einige dieser sind bereits hinlänglich bekannt, wie der Fahrermangel sowie die Intensivierung des urbanen Frachtverkehrs, der sich laut Schätzungen in der Zeitspanne von 2010 und 2050 verdreifachen soll.

Innerstädtische Bereiche sowie Ballungszentren seien dieser Entwicklung aber nicht gewachsen: Auf dem vorhandenen Verkehrswegenetz müssen in Zukunft also deutlich mehr Waren und Güter transportiert werden, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Schon jetzt spielt die Reduzierung von CO2-Emissionen eine wichtige Rolle, in Zukunft jedoch noch viel mehr, prognostizieren die Stuttgarter.

Potenzial gebe es insbesondere im KEP-Sektor. Der Vision Urbanetic zufolge, kann das Cargo-Modul als mobile Paketstation und somit als flexibles Auslieferungsfahrzeug auf der letzten Meile eingesetzt werden. Kunden können ihre Waren direkt an einem individuell vereinbarten Zustellort und -zeitpunkt abholen.

Überdies integriert das System eine IT-Infrastruktur, die in einem definierten Gebiet in Echtzeit Angebot und Nachfrage zusammenbringen soll. Daraus resultiert eine autonom fahrende Flotte, deren Routen flexibel und effizient auf Basis des aktuellen Beförderungsbedarfs geplant werden kann. Geht es nach Daimler, dann soll die „Just-in-Time-Belieferung“ auch bei kleineren Projekten künftig zur Normalität werden.

Ein mobiles System, das Lernen kann

Doch die Vision geht noch einen Schritt weiter und bindet sogar Aspekte der künstlichen Intelligenz mit ein. Durch die Auswertung lokaler Informationen und einer intelligenten Steuerung kann das System Urbanetic nicht nur aktuelle Bedarfe analysieren, sondern auch daraus lernen. Grundlage ist die Vollvernetzung des Fahrzeugs. So ist es in der Lage, zukünftige Bedarfe zu antizipieren und darauf zu reagieren.

Dadurch soll es flexibel reagieren können und auch abseits starrer Routen und fester Fahrpläne operieren können. So erkennt das Gesamtsystem über die Datenerfassung im "Vehicle Control Center" – einer Steuerungszentrale, in der die Bedarfe gebündelt und analysiert werden –, zum Beispiel eine Menschengruppe in einem bestimmten Bereich.

Es kann eigenständig Fahrzeuge dorthin schicken, die den Bedarf vor Ort schneller decken sollen. Während des Transports gehören die detaillierte Nachverfolgung der Sendungen, eine genaue Überprüfung der Warentemperatur oder auch das Shock-Tracking bei stoßempfindlichen Waren zum Leistungsumfang.

Fahrer wird überflüssig

Betriebskosten sollen sich durch den Verzicht eines Fahrers reduzieren lassen. Daimler argumentiert den Wegfall des Fahrerarbeitsplatzes auch damit, dass mehr Freiraum für die Innenraumgestaltung geschaffen wird. Komponenten wie Lenkrad, Pedale, Armaturentafel und das gesamte Cockpit werden überflüssig. Der frei gewordene Raum lässt sich für zusätzliche Passagiere oder ein höheres Gütervolumen nutzen.

https://youtu.be/JQqjwABrulA

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