Renault Trucks : Neue Gebrauchte direkt vom Hersteller
Der Hersteller Renault Trucks hat vor zwei Jahren beschlossen, das Zweitleben seiner Lkw nicht mehr nur privaten Handelsorganisationen zu überlassen, sondern hier selbst mitmischen zu wollen. Mit der eigens kreierten Marke „Used Trucks by Renault Trucks“ verspricht das Unternehmen eine professionelle Aufbereitung und Vermarktung der Fahrzeuge nach standardisierten Prozessen. Dazu werden ausgewählte Handelsstandorte zu „Used Truck Centers“ ausgebaut und nach vordefinierten Kriterien zertifiziert. Ziel ist es, einen europaweit einheitlichen Prozess mit höchsten Qualitäts- und Servicestandards für Gebraucht-Lkw zu schaffen. Eine tagesaktuelle Online-Plattform ermöglicht zudem einen raschen Überblick über den europaweiten Bestand an gebrauchten Fahrzeugen, sodass kurzfristige Bedarfe auch rasch abgedeckt werden können.
Semi-Neufahrzeuge für Bau- und Verteilaufgaben
Der europäische Markt für schwere Lkw hat ein Volumen von etwa 300.000 Neufahrzeugen pro Jahr, nochmals mehr als 200.000 werden als Gebrauchtwagen gehandelt. Das Problem: Neu ausgelieferte Sattelzugmaschinen für den Fernverkehr kommen meist nach Ablauf der Leasingdauer, also etwa nach drei bis fünf Jahren, wieder zurück. Der Gebrauchtmarkt verlangt aber nicht nach derartig vielen Zugmaschinen, hier gibt es einen Überschuss. Bei Fahrgestellen und Baufahrzeugen übersteigt die Nachfrage an Gebrauchtwagen das Angebot jedoch deutlich. Und hier setzt das Konzept von Renault Trucks an: Ausgewählte Sattelzugmaschinen, die ihr erstes Fahrzeugleben im Fernverkehr abgedient haben, werden zu Kippsattelzugmaschinen oder sogar zu Fahrgestellen umgebaut. Dieses sogenannte „Remanufacturing“ findet direkt im Werk von Renault Trucks in Bourg-en-Bresse in Frankreich statt. Umgebaut werden primär Zugmaschinen des Typs T 460, die nach erfolgter Transformation als „X-Road“ beziehungsweise „P-Road“ wieder vermarktet werden. Dazu werden umfassende Umbauten am Fahrzeug vorgenommen, es handelt sich also keineswegs nur um eine kosmetische Operation. Den Begriff „Gebraucht-Lkw“ will Tarcis Berberat, Vice President Used Trucks von Renault Trucks Europe, für diese Fahrzeuge deshalb gar nicht verwenden. Er spricht stattdessen lieber von „Semi-Neufahrzeugen“.
Entsprechend der Strategie von Renault Trucks haben diese jungen Gebraucht-Lkw mehr mit Neuwagen als mit Gebrauchten gemein: Alle technischen Komponenten der Trucks, insbesondere auch Motor und Getriebe, werden überprüft und generalüberholt. Die Abschlusstests zur Qualitätsüberprüfung erfolgen nach Neuwagenstandards und es gibt jeweils eine Herstellergarantie von einem Jahr beziehungsweise 120.000 Kilometern. Zuvor haben die Motoren meist erst 300.000 bis 400.000 Kilometer auf der Autobahn abgedreht und somit gerade einmal ein Drittel ihrer Laufleistung absolviert. Insbesondere im Baubereich, wo Fahrzeuge äußerlich stark beansprucht werden, aber nicht unbedingt hohe Kilometerleistungen im Vordergrund stehen, steht also einer langjährigen Weiterverwendung motorisch nichts im Wege. Selbiges gilt in ähnlicher Weise für Verteiler-Lkw. Gegenüber Neufahrzeugen sollen die umgebauten Trucks dafür aber mit einem attraktiven Anschaffungspreis punkten.
X-Road und P-Road
Für die Kippsattelzugmaschine „X-Road“ wird eine T 460 Standard-Fernverkehrssattelzugmaschine mit 11-Liter-Motor zum Baufahrzeug transformiert. Dazu wird die Getriebesoftware um einen „Offroad-Modus“ erweitert, eventuell wird auch die Übersetzung der Hinterachse geändert. Im Frontbereich erhält der X-Road eine massive Stahlstoßstange, vergitterte Scheinwerfer und besonders robuste Trittstufen. Der Rahmen wird um 60 mm angehoben und eine Kipphydraulik verbaut. Den krönenden Abschluss bildet die neue 315/80-Bereifung mit Mischprofil, damit ist der X-Road fit für neue Aufgaben in der Baulogistik und dem Schüttguttransport.
Auch der „P-Road“ wird in Bourg-en-Bresse umgerüstet. Dafür wird die Zugmaschine zerlegt, anschließend werden Komponenten und Fahrerhaus auf einem nagelneuen Rahmen wieder montiert. Ebenso wie bei den Neufahrzeugen wird auch der P-Road einer strikten Qualitätskontrolle und einer Probefahrt unterzogen, bevor er an die Renault-Trucks-Kunden ausgeliefert wird. Aktuell ist das Modell in einer 4x2-Chassis-Ausführung mit drei unterschiedlichen Radstandlängen (5600, 6000 und 6500 mm) verfügbar. Außerdem werden auch Spezialanfertigungen zu Fahrschul- oder Umzugsfahrzeugen angeboten.
Aufbereitete Ersatzteile
Nicht nur im Ganzen sind die Gebraucht-Lkw von Renault Trucks zu haben, denn der Hersteller präsentiert parallel dazu auch seine umfassende eXchange-Produktpalette an aufbereiteten Ersatzteilen. Diese sind nicht nur ökonomisch interessant – die Kostenersparnis beträgt bis zu 50 % –, sie machen auch ökologisch Sinn. Denn für die Aufbereitung der Teile wird nur etwa 10 % so viel Energie benötigt, wie für die Produktion eines Neuteils, rund 80 % des Materials werden dabei wiederverwendet. So reduziert sich der Gesamteinfluss auf die Umwelt laut Renault Trucks um bis zu 60 %. Gleichzeitig garantiert der Hersteller eine hohe Qualität und Verfügbarkeit seiner Gebrauchtteile: Über 2.000 verschiedene Ersatzteilpositionen sind permanent auf Lager. Ebenso wie fabrikneue Teile sind eXchange-Teile durch eine zweijährige internationale Garantie gedeckt.