Schließung : MAN-Steyr-Produktion wird nach Polen und Türkei verlegt
Nämlich in Länder, wo die Lohnkosten geringer sind als in Österreich: Polen und die Türkei. Dies sei für die 2.300 Beschäftigten "ein Schlag ins Gesicht". Die beabsichtigte Werksschließung in Steyr gehört zu einem Mega-Sparprogramm, das den Abbau von insgesamt 9.500 Stellen vorsieht. Anhand der Detailpläne, die dem MAN-Betriebsratschef Erich Schwarz nun vorliegen, sei aber auch weltweit die Schließung von knapp 50 Service-Niederlassungen für Lkw vorgesehen. Dies hieße, zusätzlich zu den 9.500 Beschäftigten würden noch 1.300 weitere ihren Arbeitsplatz verlieren.
Über eine im Vertrag enthaltene Wirtschaftlichkeitsklausel wolle, so Schwarz, der MAN Konzern die bis 2030 geltenden Standort- und Beschäftigungssicherungsverträge für Steyr aufkündigen. Kommende Woche beginnen beim deutschen Lkw- und Bus-Hersteller in München die Beratungen des Zentral-Betriebsrates für eine Gegenstrategie, bevor dann mit dem Management über das Maßnahmenpaket verhandelt wird.
Vor allem will Schwarz als erstes eine "Kostenwahrheit über die einzelnen Standorte" vom Vorstand für die Aufsichtsratssitzung. In Steyr sei die Auftragssituation nämlich unverändert. Trotz Corona habe man heuer den selben Auftragsbestand mit knapp 20.000 Stückzahlen pro Jahr, meinte er. Zudem seien zuletzt noch 60 Mio. Euro in eine neue Lackiererei - die größte Lackieranlage Europas für Lkw-Kunststoffanbauteile - investiert worden.
Die Entwicklung und Produktion von Nutzfahrzeugen in Steyr hat eine mehr als 100-jährige Tradition. Das Werk in Steyr wurde 1914 fertiggestellt, 1919 begann die Lkw-Produktion, 1999 übernahmen die Oberösterreicher die gesamte Lastwagen-Fertigung der leichten und mittleren Baureihe von MAN. Das sind Fahrzeuge mit zwei oder drei Achsen, auch mit Allradantrieb ausgestattet, mit 150 bis 340 PS und einem Gesamtgewicht zwischen 7,5 bis 26 Tonnen.
Darüber hinaus werden in Steyr auch Sonderfahrzeuge sowie Komponenten für den Produktionsverbund des Konzerns gebaut, beispielsweise Fahrerhäuser. Auch Forschung und Entwicklung werden an diesem Standort betrieben. Zuletzt gab es zudem eine Kleinserie von E-Trucks. (Red./APA)