Kommentar : MAN Steyr: Das "Nein" der Belegschaft ist Auftrag an Politik und Verantwortungsträger
Die Belegschaft im MAN-Werk Steyr hat sich mit klarer Mehrheit gegen die Übernahmepläne durch den Ex-Magna-Chef und Topmanager Siegfried Wolf ausgesprochen. Dieser hatte sich eine Zweidrittelmehrheit gewünscht, nun stimmten jedoch fast zwei Drittel der Belegschaft dagegen. An diesem Ergebnis gibt es nichts zu rütteln, das ist ein klares Statement.
Jetzt ist die Politik gefragt, in der Sache klare Worte zu finden, sich hinter die Mitarbeiter zu stellen und Lösungen zu suchen, um diesen regional und volkswirtschaftlich so bedeutsamen Standort abzusichern. Es schadet dabei auch nicht, den derzeitigen Eigentümer an öffentliche Förderungen in der Vergangenheit zu erinnern. Etwa für die Entwicklung der Elektro-Lkw, die in Steyr erstmals in einer Kleinserie produziert wurden. Und auch das Thema einer abgegebenen und später einseitig aufgekündigten Standortgarantie bis 2030 muss dabei zur Sprache kommen – damit hat das Unternehmen viel Vertrauen verspielt, sogar ein Verfahren am Arbeitsgericht München ist anhängig. Ebenso ist die Republik Österreich und diverse staatliche Unternehmen und Gebietskörperschaften, vom Bundesheer, der ASFINAG bis hin zur städtischen Müllabfuhr in Wien, einer der Hauptabnehmer für die Fahrzeuge der Marke MAN. Das hat mit dabei geholfen, das Unternehmen hierzulande zum Marktführer für schwere Nutzfahrzeuge zu machen. Auch das sollte man in München nicht vergessen, wenn man angesichts der verlorenen Abstimmung für den Verkauf an Wolf jetzt trotzig davon spricht, dass man die "Pläne zur Schließung des Werks in Steyr" wieder aufnehmen will.
Es ist niemandem damit gedient, die Betriebsanlagen von Steyr in eine Bauruine zu verwandeln, nur um es der Belegschaft heimzuzahlen. Das „Nein“ der Mitarbeiter zu Wolf kann folglich nicht das Ende bedeuten, sondern es ist ein klarer Auftrag an alle Verantwortungsträger, um nach einer nachhaltigen Zukunft für Steyr zu suchen. Logisch verortet ist diese im Produktionsverbund von MAN. Wenn der Konzern dies tatsächlich für unmöglich hält, dann muss endlich in einem breit angelegten, offenen und transparenten Prozess nach soliden Möglichkeiten für eine Nachnutzung gesucht werden. Das ist im Interesse des Konzerns selbst, seiner Mitarbeiter und nicht zuletzt im Interesse der Steuerzahler der Republik Österreich. Denn ein Totalverlust dieser Betriebsanlagen für die Region und das BIP, sowie das massenhafte „Outsourcing“ von derzeit produktiven Arbeitskräften in Richtung AMS, ist aus öffentlicher Sicht nicht hinnehmbar. Und es wäre damit auch der stolzen Marke MAN nicht gedient, deren Erfolg vor allem in der Produktion qualitativ hochwertiger Fahrzeuge und einer nachhaltigen Wertschöpfung im Herzen Europas begründet liegt.
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