Der Fahrermangel ist inzwischen Dauerthema im Transportgewerbe. Immer weniger junge Menschen machen den Lkw-Führerschein und für Unternehmer wird es immer schwieriger, qualifiziertes Fahrpersonal zu bekommen. Schon lange vor diesem aktuellen Hintergrund hat der oberösterreichische Unternehmer Johannes Hödlmayr, Chef des gleichnamigen Automobil-Logistikkonzerns, vor rund 30 Jahren eine eigene Lehrausbildung für Berufskraftfahrer eingeführt. TRAKTUELL hat sich mit zwei Fahrern des Unternehmens getroffen.
TRAKTUELL: Herr Himmelbauer, Sie sind nun schon seit 15 Jahren bei Hödlmayr. Wie war das, als Sie damals angefangen haben? Was hat Sie dazu bewogen, den Beruf des Lkw-Fahrers zu ergreifen?
Christian Himmelbauer: Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden und mit neun Jahren zum ersten Mal auf einem Traktor gesessen. Da lag es später fast auf der Hand, dass man eine Mechaniker-Lehre beginnt. Ich habe die Lehre als Lkw-Mechaniker bei Hödlmayr begonnen und bin so zu den Lastwagen gekommen. Dort wurde der Doppelberuf angeboten, also die Kombination des Fahrzeugtechnikers mit der Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Während der Lehrzeit fährt man auch schon im Lkw mit und nach der Lehrabschlussprüfung ist man an mich herangetreten und hat gefragt, ob ich nicht gerne fahren würde. Ich habe es ausprobiert und seitdem bin ich dabei. Ich fahre aber nur national.
TRAKTUELL: Herr Köck, bei Ihnen liegt der Einstieg ins Berufsleben noch nicht so lange zurück. Was war für Sie der Grund, dass Sie Lkw-Fahrer werden wollten?
Andreas Köck: Lkw waren immer schon faszinierend für mich. Mein Vater ist aushilfsmäßig gefahren, bei einem kleinen Frächter, und hat mich manchmal mitgenommen. Mich hat das sehr interessiert. Später habe ich dann eine Ausbildung an einer höheren Schule in der Steiermark begonnen und in dieser Zeit auch den Lastwagenführerschein gemacht. Da stand für mich fest, dass ich nach der Schule sicher nicht das mache, was ich dort gelernt habe. Lastwagenfahren war für mich einfach interessanter und es ist auch genau das, was mir liegt. Also habe ich die Lehre bei der Firma Hödlmayr begonnen und diese vor etwa einem Monat erfolgreich beendet. Momentan bin ich im nationalen Verkehr tätig und werde vermutlich auch dabei bleiben.
TRAKTUELL: Herr Himmelbauer, Sie fahren auch im nationalen Verkehr. Warum?
Himmelbauer: Das war für mich immer klar. Ich will abends daheim sein, bei meiner Familie und unserem Kind. Gottseidank war das bei uns möglich. Mittlerweile fahren wir im Schichtbetrieb mit zwei Fahrern auf einem Auto, je eine Woche Tagschicht und eine Woche Nachtschicht. Dadurch stellt sich die Frage sowieso nicht mehr, denn wir fahren nur noch Eintagestouren.
TRAKTUELL: Was macht für Sie den Reiz des Berufs aus?
Himmelbauer: Man lernt das Land kennen und kommt herum. Es steht nicht immer jemand hinter mir, wie beispielsweise der Meister in einer Werkstatt. Unterwegs bin ich mein eigener Herr. Trotz Telematiksystem habe ich nicht das Gefühl, dass mir permanent jemand im Genick sitzt und aufpasst, ob ich eh nicht falsch fahre.
TRAKTUELL: Manche Fahrer meinen ja, dass sie permanent vom Disponenten überwacht werden.
Himmelbauer: Ja, und viele glauben auch, dass der Disponent nur für sie alleine zuständig ist und ihnen den ganzen Tag zusieht. Da bräuchten wir aber für jeden Fahrer einen Disponenten und den haben wir nicht – ich glaube auch nicht, dass jemand die Zeit dazu hat.
TRAKTUELL: Herr Köck, was gefällt Ihnen am Fahren? Sehen Sie das ähnlich, wie Ihr Kollege?
Köck: Ja, wir kommen in Gegenden wie nach St. Gilgen oder in Richtung Tirol. Wenn man dann weiter oben ist, dann sieht man manchmal einen schönen Sonnenaufgang, den man woanders eben nicht sieht. Das hat durchaus seinen Reiz. Und man hat auch teilweise die Zeit, dass man sich die Pause so einteilt, dass man eben an einem schönen Ort Halt macht.
TRAKTUELL: Können Sie sich denn die Fahrt selbst einteilen?
Himmelbauer: Die Abladestationen sind natürlich vorgegeben und daraus ergibt sich meine Zustellrunde. Ob ich diese Runde aber in die eine oder in die andere Richtung fahre ist egal, solange der Zustellzeitpunkt nicht exakt terminisiert ist. . Das kommt aber gottseidank relativ selten vor. Unsere Termine sind auf einen bestimmten Tag gelegt, ohne exakte Zeitvorgabe. Ich kann die Runde mit den vorgegebenen Stopps also so planen und abfahren, wie ich will und bin dann eben zu Mittag irgendwo auf einem Berg und genieße die schöne Aussicht.
TRAKTUELL: Jede Arbeit hat, abgesehen von den schönen Seiten, auch besondere Herausforderungen, die auch nicht immer angenehm sind. Was könnte das beim Fahrerberuf sein?
Köck: Das Wetter.
Himmelbauer: Ja, im Winter muss man das Eis von den Autos entfernen und sie vom Schnee befreien. Im Sommer sind die Wagen natürlich dementsprechend heiß. Steigen Sie einmal bei 38 Grad in ein Auto ein, wie wir beim Aufladen der Fahrzeuge auf den Autotransporter! Dann sitzt man zwei Minuten drinnen und steigt wieder aus – und das ganze achtmal hintereinander bis der Lkw beladen ist.
Andererseits bin ich bei meiner Arbeit komplett ungebunden. Ich brauche keinen Stapler und muss auf niemanden warten. Die Fahrzeuge werden von mir selbst beladen und auch beim Händler wieder von mir entladen. Ich brauche dort also nur jemanden, der das Fahrzeug übernimmt. Es muss mir aber niemand beim Abladen helfen.
TRAKTUELL: Was würden Sie jemandem raten, der sich überlegt den Beruf des Lkw-Fahrers zu ergreifen?
Himmelbauer: Ich persönlich würde ihm raten, das einfach zu probieren anstatt lange zu überlegen. Wenn es einem gefällt, dann bleibt man und sonst sucht man sich eben etwas anderes.