Brennstoffzelle : Kommt der Wasserstoff-Truck Nikola Tre Ende 2023?
„Wir sind stolz der Partner von Nikola Motor zu sein und wir sind stolz diese ersten batterieelektrischen Trucks auf die Straße zu bringen, zu Kunden, gegen Ende des nächsten Jahres, im vierten Quartal 2021“, sagte Gerrit Marx, Iveco President Commercial and Specialty Vehicles. Man baue bereits die ersten fünf Prototypen, die batterieelektrisch angetrieben sind. Diese sollen noch 2020 fertiggestellt und getestet werden. 2021 kommt der Nikola Tre dann zunächst als batterieelektrisches Fahrzeug zu ersten Kunden. Als Brennstoffzellenfahrzeuge werden die Lkw erst Ende 2023 verfügbar sein.
Iveco ist der wichtigste Partner von Nikola in Europa und steht hundertprozentig hinter der angestrebten Reduktion des CO2-Ausstoßes seiner Lkw um mindestens 30 Prozent bis 2030, wie das von der EU vorgegeben wurde. Iveco war bereits auf dem Gebiet „Flüssigerdgas/LNG“ ein Vorreiter und brachte die ersten fernverkehrstauglichen LNG-Trucks in größeren Stückzahlen auf europäische Straßen. LNG, also verflüssigtes Methan, ist derzeit die einzige, im großen Maßstab verfügbare Alternative zu konventionellen Kraftstoffen im schweren Lkw-Bereich. Gegenüber Diesel reduziert sich der Ausstoß von Stickoxyden und Feinstaub drastisch. Auch der CO2-Ausstoß ist geringer. Marx stellt aber klar, dass es sich dabei um eine Brückentechnologie auf dem Weg zu einer „grünen“, sprich kohlenstofffreien Mobilität handelt. Als Energieträger der Zukunft für diese sieht er ganz klar den Wasserstoff und die damit betriebenen Brennstoffzelle. Diese wandelt den Wasserstoff in Strom um. Der Antriebsstrang eines Brennstoffzellen-Lkw ist also ident mit jenem eines batterieelektrischen Fahrzeugs.
Wasserstoff als Energieträger
Heute wird Wasserstoff selbst noch aus Methan, sprich Erdgas, erzeugt, das in der Regel aus fossilen Quellen stammt. Dieser sogenannte „graue Wasserstoff“ ist keineswegs CO2-neutral. „Grüner Wasserstoff“, also jener der durch Elektrolyse aus Strom von erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird, ist daher die langfristig angestrebte Methode. Dieser grüne Wasserstoff wäre CO2-Neutral und könnte möglicherweise auch eine wichtige Funktion in der Stabilisierung der Stromnetze spielen, indem Überkapazitäten aus Windkraft und Sonnenenergie einfach zur Wasserstoffproduktion eingesetzt werden. Damit wird der Strom gespeichert und zugleich das Stromnetz nicht überlastet. Das Problem: Grüner Wasserstoff steht noch nicht im benötigten Maßstab zur Verfügung, schon gar nicht in verflüssigter Form. Dennoch plädiert Marx dafür, die Technologie voranzutreiben und entsprechende Fahrzeuge so rasch wie möglich zum Einsatz zu bringen. „Die Brennstoffzelle interessiert sich nicht dafür, welche Farbe der Wasserstoff hat, aber sie muss so schnell wie möglich auf die Straße, damit wir Erfahrungen sammeln können“, sagt Marx. Will man Transporteure und deren Flotten transformieren, so brauche das Zeit. Niemand bestellt einfach so fünfzig Wasserstoff-Lkw, ohne die Technologie zuvor ausreichend getestet zu haben. Dieser Prozess der Flottentransformation und Erneuerung nimmt üblicherweise mehrere Jahre in Anspruch, das weiß Iveco aus eigener Erfahrung mit seinen LNG-Fahrzeugen. Deshalb müsse so rasch wie möglich damit begonnen werden, die Infrastruktur für die Wasserstoffbetankung auszurollen, auch wenn dieser nun nicht aus erneuerbaren sondern aus fossilen Quellen stammt.
Skandinavisch-Mediterraner Korridor
Auf der Nord-Süd Achse von Schweden bis nach Süditalien sind rund 100.000 Lkw unterwegs. Will man bis 2030 die Hälfte davon auf Wasserstoff umstellen, dann benötigt man etwa 200 bis 250 Tankstellen. „Das ist absolut machbar“, sagt Marx und verweist auf die Erfahrungen mit Flüssigerdgas. Man habe vor drei Jahren mit LNG begonnen und heute gebe es 300 Tankstellen. Wenn alle zusammenarbeiten, könne man also einen wesentlichen Teil des Schwerverkehrs auf der Nord-Süd-Achse mit der Brennstoffzelle elektrifizieren und Unmengen an Emissionen vermeiden.