Hochkonjunktur und Fahrermangel
Die positive Wirtschaftslage kommt natürlich auch der Transportwirtschaft zugute, insbesondere der Güterverkehr auf der Straße nimmt laufend zu. Und langsam wird es eng, und zwar nicht nur auf Autobahnen und Rastplätzen. Denn bei den Frächtern macht sich zunehmend die Problematik des Fahrermangels bemerkbar. Aber wie motiviert man junge Leute dazu, einen Lkw-Führerschein zu machen und den Kraftfahrerberuf zu ergreifen? Diese Frage nimmt inzwischen einen zentralen Platz bei diversen Branchenveranstaltungen ein. Eine Hebung des Images wird da gefordert, der Fahrerberuf müsse gesellschaftlich aufgewertet werden. Eine schöne Idee, allerdings lässt sich das positive Image eines Berufs nicht so einfach verordnen. Auch die schönste Werbekampagne kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Berufsstand des Lkw-Fahrers über die Jahre zunehmend unter Druck geraten ist. Durch die Integration des europäischen Binnenmarktes sahen sich viele international agierende Frächter gezwungen, Niederlassungen im Ausland zu gründen, um den starken Wettbewerbsdruck mit niedrigeren Lohnkosten auszugleichen. Auch um die Arbeitsbedingungen der Fahrer dürfte es zumindest teilweise nicht zum Besten stehen: Erst unlängst stellte der Europäische Gerichtshof fest, dass die wöchentliche Ruhezeit nicht im Lkw verbracht werden darf. Dieses Urteil hätte es nicht gebraucht, wäre diese Praxis nicht zuvor durchaus üblich gewesen. Auch wenn man nun Camping-Romantik und Trucker-Feeling beschwören mag: die meisten Menschen verbringen ihr Wochenende eben doch lieber zu Hause und wollen von ihrer Arbeit auch leben können. Will man also wieder mehr junge Menschen für den Fahrerberuf begeistern, dann sind auch die Interessenvertreter gefordert, für faire und vertretbare Arbeitsbedingungen der Lkw-Lenker zu sorgen.