WKO : Große Busmesse in Wels

© Ludwig Fliesser

Der Zeitpunkt für die Veranstaltung in Wels war gut gewählt: Nur kurz nach der bedeutendsten, europäischen Bus-Messe, der „Busworld Europe“, die im Oktober in Brüssel stattfand, kamen viele der dort präsentierten Neuheiten direkt zum Messeauftritt nach Wels. Und anhand der ausgestellten Exponate und dem begleitenden Vortragsprogramm war klar ersichtlich, dass die Diskussionen rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz nun auch die Busbranche voll erfasst haben.

Insbesondere im Stadtbusbereich wurden viele batterieelektrische Busse präsentiert. Gerade in diesem Segment erwarten Experten eine starke Zunahme an elektrischen Fahrzeugen. Das hat einerseits praktische Gründe, wie die überschaubare Kilometerleistung im urbanen Verkehr: Reichweiten bis zu 200 Kilometer sind schon mit der heutigen Batterietechnologie realisierbar. Mit einer Ladestation und schnellen Zwischenladungen am Endbahnhof der jeweiligen Linie kommen E-Busse damit gut durch den Tag. Abends kehren Stadtbusse dann ins Depot zurück, wo die Akkus über Nacht wieder langsam vollständig aufgeladen werden. Neben diesen praktischen Erwägungen der Fahrzeugnutzung spielen auch juristische und politische Überlegungen eine gewichtige Rolle. Immerhin klagte die EU-Kommission im Jahr 2018 mehrere Mitgliedstaaten wegen der hohen Luftverschmutzung und mangelnden Gegenmaßnahmen. Besonders betroffen davon waren auch einige Großstädte im deutschsprachigen Raum wie Berlin, München, Hamburg, Köln, Stuttgart und Düsseldorf. Es ist folglich zu erwarten, dass die Städte bei der Beschaffung und Erneuerung ihrer Busflotten neben wirtschaftlichen Kriterien vermehrt auch auf Umweltfaktoren Wert legen. Angesichts der steigenden Zahl von Anbietern für E-Busse scheinen auch Ausschreibungen, die explizit nur lokal emissionsfreie Autobusse zulassen, im Bereich des Möglichen. Neben dem direkten Effekt der Abgasfreiheit der Fahrzeuge ist hier natürlich auch ein politischer Werbeeffekt gegeben: Öffentliche Verkehrsmittel sind in im öffentlichen Raum in hohem Maße präsent und erzielen damit große Aufmerksamkeit. Da Umwelt- und Klimaschutz inzwischen für Parteien jedweder Couleur, abgesehen von wenigen Ausnahmen, integraler Bestandteil ihrer Wählerbotschaft sind, dürften auch politische Interessen die E-Mobilität im Stadtbusbereich stark begünstigen.

Verbrenner noch lange nicht tot

Der gute alte Verbrennungsmotor hat aber mit Sicherheit noch lange nicht ausgedient, soviel steht fest. Denn im Reise- und Überlandverkehr ist und bleibt der Diesel mittelfristig alternativlos. Dabei werden die Verbrenner tendenziell mit jeder Modellgeneration effizienter und die Abgasemissionsgrenzen, sprich Euronormen, zunehmend strikter. Abgesehen davon stellt der Autobus, ganz unabhängig von der Art des Antriebs, schon jetzt die umweltfreundlichste Form der Mobilität abgesehen von schienengebundenen Verkehrsmitteln dar. Das gilt für Überlandreisen abseits gängiger Eisenbahnrouten ebenso, wie für den städtischen Personennahverkehr. „Die Lösung für urbane Verkehrsprobleme heißt Autobus“, betont Mag. Franz Weinberger, Sprecher des Ausschusses der Nutzfahrzeugimporteure in der Industriellenvereinigung und Pressesprecher von MAN Österreich. „Wenn es gelingt, dass die Leute mit dem Bus statt mit dem Pkw fahren, dann ist die Form des Antriebs irrelevant.“ Denn im Verhältnis zur transportierten Personenanzahl ist der CO2- und Schadstoff-Ausstoß eines Autobusses gering, egal ob dieser nun mit Diesel, Erdgas oder elektrisch angetrieben wird. Hinzu kommt, der im Vergleich zum Individualverkehr wesentlich geringere Flächenbedarf. Diese Zusammenhänge haben die Stadtwerke Münster bereits vor nahezu 30 Jahren eindrucksvoll mit einem Foto aus der Vogelperspektive veranschaulicht: Im Durchschnitt fahren in einem Auto nur etwa 1,2 Personen, meist sitzt in einem Pkw also nur der Fahrer selbst. 60 in vier Reihen nebeneinanderstehende Einzelfahrzeuge haben einen Flächenbedarf von 900 m2. Reiht man diese Autos in einer Schlange aneinander, dann wäre sie 300 Meter lang. Ein einfacher Stadtbus ist hingegen nur 12 Meter lang und benötigt nur 36 m² Fläche, 60 Personen mit Fahrrädern kaum mehr.