Lkw-Abbiegeassistent : Fahrverbot in Arbeit, aber wenig Interesse an Förderung
Eine kurze Chronologie. Gerade im vergangenen Jahr häuften sich Unfälle durch rechtsabbiegende Lkw. Erst im Jänner 2020 kam ein neunjähriger Bub auf dem Schulweg in der Landstraße Hauptstraße im dritten Wiener Gemeindebezirk auf einem Schutzweg durch einen abbiegenden Lkw zu Tode. Autofahrerclubs wie der ARBÖ oder der ÖAMTC machten daraufhin verstärkt für sogenannte Lkw-Abbiegeassistenten mobil, aber auch der Verkehrsclub VCÖ.
Hierbei wird sich auf Daten der Statistik berufen, die zeigen, dass die meisten schweren oder tödlichen Unfälle beim Rechtsabbiegen passieren. Verfügen Lkw über elektronische Abbiegeassistenten, passieren laut Verkehrsexperten bis zu 40 Prozent weniger Unfälle beim Rechtsabbiegen. Abbiegeassistenzsysteme verfügen über eine Außenkamera, einen Monitor in der Fahrerkabine beziehungsweise einen Warnton, der ertönt, wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer im toten Winkel des Lkws befindet. Das sind zugleich auch die Kriterien, die ein solches System zu erfüllen hat, um gefördert zu werden.
Um das Interesse anzuheizen, hat sich die Regierung eine entsprechende Fördermaßnahme ausgedacht, die bislang aber nur wenig in Anspruch genommen haben. Seit 2. September gibt es die Förderung für die Nachrüstung der Fahrzeuge. Wie das Ö1-Morgenjournal gestern berichtet hat, wurden lediglich 72 Anträge gestellt und 113.000 Euro von Firmen abgeholt. Dem Bericht zufolge wurden 185 Fahrzeuge nachgerüstet. Rund 3.000 Euro kostet das Nachrüsten pro Lkw, bis zu 25 Prozent oder maximal 900 Euro der Kosten werden pro Nachrüstung übernommen.
Verordnungsentwurf liegt bei EU-Kommission
In Zwischenzeit wurde in Österreich auch an einer entsprechenden Verordnung getüftelt, die ein Fahrverbot für das Wiener-Stadtgebiet für Lkw über 7,5 Tonnen vorsieht, wenn diese nicht mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet sind. „Dieser Verordnungsentwurf liegt jetzt vor, ist bei der EU-Kommission zur Notifizierung und wird Ende April, wenn alles klappt, verordnet“, sagte Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) in einem Interview mit „Wien heute“.
Die Übergangsfrist soll mit Ende 2020 enden, ernst wird es für betroffene Lkws mit 1. Jänner 2021. Dann muss jeder Lkw, der zum Beispiel durch das Wiener Stadtgebiet fahren will, mit einem entsprechenden System ausgerüstet sein, sonst drohen Strafen im Rahmen der Verkehrsordnung. Auf EU-Ebene blieb das Thema ebenfalls nicht unberührt.
Die EU schreibt eine verpflichtende Ausstattung für Lkws mit Abbiegesystemen für neue Fahrzeugtypen ab 2022 und für neu zugelassene Fahrzeuge ab 2024 vor. Betroffen sind auch hier alle Fahrzeuge über 7,5 Tonnen. Zwei Ausnahmen gibt es aber: Busse sind aufgrund ihrer größeren Fenster und transparenten Türen und dadurch besseren Sichtsituation ausgenommen, ebenso Sondertransporte, da diese entsprechend gut gesichert sein müssen.