Fahrermangel : Fahrer-Engpass lässt Wirtschaft durch die Finger schauen

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© Daniel Ernst - stock.adobe.com

In Deutschland, wie in Österreich setzt der Lkw-Fahrermangel die Wirtschaft unter Druck. Der Grund ist eine ambivalente Situation. Die anhaltend gute Konjunkturlage, gepaart mit steigenden Transportvolumina, erhöht zwar die Nachfrage nach weiterem Personal, doch dieses steht einfach nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Das führt auch zu einer Erhöhung von Fahrern aus dem Ausland.

Doch auch in jenen Ländern, aus denen früher vorwiegend Fahrer kamen, darunter Bulgarien, Tschechien oder Kroatien, herrscht nun Wirtschaftsaufschwung. „Die Lkw-Fahrer bleiben wieder eher in ihren Ländern zu Hause, arbeiten in Betrieben im Heimatland und dadurch ergibt sich auch der Mangel bei auswärtigen Fahrern in den genannten Ländern“, erklärte Maximilian Gruber, Fachgruppenobmann der Salzburger Güterbeförderer.

Das vereinfacht die Sache für die Transportunternehmen freilich nicht. Jeder Engpass an Fahrern führt letztlich auch zu einer Erhöhung des Preises für die jeweilige Transportleistung - der Konsument wird's spüren, ist sich Johannes Hödlmayr, Geschäftsführer von Hödlmayr International, sicher.

Pensionierungen als Problem

Zwar interessieren sich wieder mehr Personen für den Beruf des Lkw-Fahrers, wie die deutschen Ausbildungszahlen der letzten Jahre verraten, laut der Bundesagentur für Arbeit fehlen in Deutschland dennoch zwischen 40.000 und 45.000 Berufskraftfahrer. Etwa 30.000 Fahrer gehen jährlich in den Ruhestand, doch zu wenige füllen die Lücke wieder auf. In Österreich muss zwar in anderen Dimensionen gedacht werden, aber das Problem ist auch hier bekannt.

Erst im Mai veröffentlichte die Wirtschaftskammer Österreich die Ergebnisse einer Umfrage der Bundessparte Transport und Verkehr zum Thema Fahrermangel. Aus ihnen geht hervor, dass im Lkw-Bereich bereits mehr als zwei Drittel der Fahrer über 40 Jahre alt sind – ein Drittel davon ist schon 51-60 Jahre alt. Im Autobusgewerbe macht der Anteil der Über-50-Jährigen sogar über 43 Prozent aus.

Mit einem Pilotprojekt, der Berufslenker Akademie, möchte das Land Niederösterreich nun eine Maßnahme setzen und die Ausbildungszeit für junge Menschen verkürzen. Auch der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) beschäftigt sich mit dem Thema und hat einen Maßnahmenkatalog erstellt, der den Mitgliedern des Transportnetzwerkes als Leitfaden dient.

Interesse für Fahrerberuf stärken

Dass sich potenzielle Interessenten von der Idee abwenden, eine Ausbildung zum Lkw-Fahrer zu machen oder bereits ausgebildete Fahrer irgendwann das Handtuch werfen, könnte mehrere Gründe haben. Trends, die den Druck auf die Fahrer erhöhen, sind die Zunahme der Just-in-time-Produktion und der rasant wachsende Onlinehandel. Durch engmaschige Zeitpläne und unregelmäßige Arbeitszeiten erhöht sich der Stress für die Fahrer teils massiv. Ein anderes Thema sind die Gehälter, die viele für unattraktiv halten. Lohnerhöhungen in Deutschland wie in Österreich sollen das Image verbessern.

Ebenfalls abschreckend wirken häufige Polizeikontrollen. Bis zu vier mal am Tag könne es etwa zu Überprüfungen von Fahrzeiten und Pausen kommen, erklärt ein Transporteur. Laut einer aktuellen Umfrage des deutschen Bundesverbands für Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) wünschen sich Fahrer zudem mehr Wertschätzung, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Flexibilität bei Lenk- und Ruhezeiten und mehr freie und sauberere Parkplätze.

Deutscher Wirtschaft entgeht Umsatz

Der Umsatz deutscher Unternehmen im Straßengüterverkehr sei im vergangenen Jahr um 3,9 Prozent zum Vorjahr und damit stärker als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre gestiegen, zitierte eine Zeitung das deutsche Verkehrsministeriums am Montag. Die Bundesregierung folgt jedoch der Einschätzung deutscher Unternehmen, dass deren Umsätze ohne Fachkräftemangel zum Teil höher hätten ausfallen können.

Es sei fatal, wenn in der Hochkonjunktur nicht alle Wachstumspotenziale ausgeschöpft werden könnten, kritisierte der FDP-Abgeordnete Christian Jung. „Wir müssen die vorhandenen und nach allen Prognosen zunehmenden Engpässe bei qualifizierten Menschen im Logistiksektor und insbesondere bei Lkw-Fahrern sehr ernst nehmen“, sagte er dem „Handelsblatt“. Trotz zahlreicher Ermahnungen aus Politik und Wirtschaft hätten die deutsche Regierung ihre Hausaufgaben nicht gemacht, so Jung.

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