ZV Spedition & Logistik : EU-Mobilitätspaket wird wahrscheinlich auch nächstes Jahr nicht kommen
Eigentlich ging es ja um den neuen Masterplan Logistik 2025, der durch den Branchenverband Spedition & Logistik vergangene Woche in einer Presseveranstaltung vorgestellt wurde. Doch gleich eingangs gesellten sich neben motivierende auch kritische Worte. „Der Logistikstandort Österreich hat zu viele offene Baustellen. Wenn wir uns auf unseren von der Weltbank verliehenen Lorbeeren ausruhen, verschlafen wir unsere Zukunft“, mahnt ZV-Präsident Wolfram Senger-Weiss mit Verweis auf die Top-Platzierung beim Weltbank Logistics Performance Index (LPI).
Der vierte Platz im LPI-Ranking sei mehr als erfreulich, doch keine Garantie für morgen, so Senger-Weiss. Mit Baustellen meint der Verbandspräsident etwa den trägen beziehungsweise fehlenden Einsatz der Regierung in bestimmten Fragen, auf die der Masterplan Logistik 2025 nun Antworten finden und vor allem haben will.
Potenzial sei in einem Logistik-Land wie Österreich zweifellos vorhanden - die Höhe der direkten Wertschöpfung liegt bei 8,6 Milliarden Euro -, doch an der Umsetzung hapert es an so manchen Stellen, wie der Verbands-Chef die Lage befindet: So gibt es zwar eine Evaluierung des Nacht-60ers für Lkw, wie im Regierungsprogramm festgelegt worden ist, jedoch müssen dieser im Anschluss auch Taten folgen. Der Zentralverband Spedition & Logistik pocht jedenfalls auf eine rasche bundesweite Abschaffung.
Mehr Lkw-taugliche Park- und Abstellmöglichkeiten
Druck übt der Branchenverband auch dann aus, wenn es um die Schaffung von Lkw-Park- und Abstellmöglichkeiten im höherrangigen Straßennetz, sprich Autobahn und Schnellstraße, geht. Infrastrukturmaßnahmen seien notwendig, so der Verbandspräsident; belegt wird das mit Zahlen. Drei Viertel des inländischen Güterverkehrs und knapp die Hälfte des grenzüberschreitenden Güterverkehrs werden über die Straße abgewickelt, im Transitverkehr sind es laut ZV Spedition & Logistik sogar 61 Prozent. Überdies wird gefordert, dass das flächendeckende Tankstellennetz für alternative Treibstoffe (Strom, Wasserstoff, Flüssigerdgas) mittels Förderungen massiv ausgebaut wird, um weitere umweltfreundlichere Brummis auf die Straße zu locken. Bei gröberen Infrastrukturfragen wird auch die Asfinag ein Wörtchen mit zu reden haben, die gerade dabei ist, das bestehende Autobahnnetz auf ihre Platooning-Tauglichkeit hin zu überprüfen.
Lang-Lkws nicht per se „verteufeln“
Obwohl im Regierungsprogramm sogar ausdrücklich verboten - dort als Gigaliner bezeichnet-, lässt der Branchenverband in Sachen Lang-Lkw nicht locker. Neben der Prüfung neuer und alternativer Antriebstechnologien soll durch die Möglichkeit von mehr Transportvolumen die Effizienz des Straßengüterverkehrs gegenüber dem Schienentransport aufgewertet werden.
Harmonisierung der Länge von Autotransportern
Kein gutes Zeugnis stellt der Zentralverband der Logistiker und Spediteure aus, wenn es um die rechtlichen Vorgaben für Autotransporter geht. Diese müssten rasch den europäischen Rahmenbedingungen entsprechend harmonisiert werden. Bestehende technische Möglichkeiten sollen dabei effizienter genutzt werden. Österreich liegt mit der bestehenden Längenregelung europaweit gesehen nur im letzten Drittel, wodurch sich Wettbewerbsnachteile ergeben würden, moniert der Branchenverband.
Bei einer Länge von 20,75 Metern könnten die Autotransporter ein bis zwei zusätzliche Fahrzeuge pro Fahrt laden und ihre Effizienz stark verbessern. Das würde nach Meinung des Verbands folgende Vorteile für die Umwelt bringen: 100.000 Ladungen weniger im Jahr, ein Minus von 600 Lkws auf Europas Straßen und eine CO2-Einsparung von 63.000 Tonnen pro Jahr
EU-Mobilitätspaket lässt sich viel Zeit
Weiterhin unklar ist auch die Einführung des EU-weiten Mobilitätspaket, das klare Verhältnisse zu Kabotage, Entsenderegelungen, Lenk- und Ruhezeiten für Lkw-Fahrer und den Mindestlöhnen schaffen hätte sollen. Das Paket ist zwar in den Verkehrsausschuss gelangt, dann aber im EU-Parlament überstimmt worden- seitdem herrscht diesbezüglich status quo.
"Dass das Paket noch vor den EU-Parlamentswahlen im nächsten Jahr kommen wird, ist eher unwahrscheinlich", glaubt ZV-Geschäftsführer Oliver Wagner. Auch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (Bmvit) glaubt mittlerweile nicht mehr an eine allzu rasche Umsetzung, so Wagner. Vielmehr sei davon auszugehen, dass es eine längere Wartezeit geben wird. „Wir würden uns selber wünschen, dass es endlich einheitliche Regelung gibt – besonders was Kabotage betrifft.“
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