Energielieferant : Eine Wasserstoffpilotanlage entsteht in Linz
Wasserstoff soll in Zukunft nicht nur Industrie, Haushalte und Pkw antreiben, sondern auch als „grüne“ Antriebsenergie tonnenschwere Lkw in Bewegung setzen. Über ein aktuelles Pilotprojekt zur Energieerzeugung am Hochrhein berichtete TRAKTUELL bereits. Nun hat sich auch in Österreich ein Projektkonsortium unter dem Namen „H2Future“ zusammengefunden, dass sich dem Energie-Hoffnungsträger Wasserstoff widmet.
Flaggschiffprojekt der EU-Kommission
Mit dem EU-geförderten 18-Millionen-Euro-Projekt werden in den nächsten Jahren die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff getestet. Der Wasserstoff kann flüssig gasförmig oder fest gespeichert werden und ist vielseitig einsetzbar: Als Grundstoff in der Industrie wie in Linz, aber auch als Treibstoff in der Mobilität oder als Energieträger bei der Strom- und Gasversorgung.
Zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele, die CO2-Emissionen bis 2050 um rund 80 Prozent zu reduzieren, haben sich die Unternehmen Voestalpine, Siemens, Verbund sowie Austrian Power Grid (APG) und die wissenschaftlichen Partner K1-MET (Kompetenzzentrum für metallurgische und umwelttechnische Verfahrensentwicklung) und ECN (Energy Research Centre of the Netherlands) zu umfangreichen Forschungen zusammengetan.
Voest-Linz als Standortwahl
Die Pilotanlage zur Herstellung von Wasserstoff wird derzeit am Voest-Standort Linz errichtet, die nach der Fertigstellung in einem eigenen Gebäude nahe des Kraftwerks untergebracht ist. Der Projektstart fand im Vorjahr statt.
Gemäß eigener Angaben steht das Fundament bereits, die Errichtung der Hallenkonstruktion ist am Laufen. In den Sommermonaten werden die Kernkomponenten zur Elektrolyse geliefert und noch binnen Jahresende soll die Inbetriebnahme beginnen. Der Start des umfangreichen zweijährigen Versuchsprogramms ist für Frühjahr 2019 angesetzt.
„Das Ziel dabei ist es, echte ‚Breakthrough- Technologien’ zu erforschen, die in etwa zwei Jahrzehnten im großtechnischen Stil anwendbar sein könnten“, erläutert Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der Voestalpine.
Hochtechnologisches Herzstück
Die Spaltung der Grundkomponenten in Wasserstoff und Sauerstoff, übernimmt das laut Betreibern weltweit größte Protonen-Austausch-Membran-Elektrolysemodul (PEM) mit sechs Megawatt Anschlussleistung. Die Entwicklung übernahm Siemens, der Strom aus erneuerbaren Energiequellen wird von Verbund geliefert. Mit der Anschlussleistung der Anlage können 1.200 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde produziert werden, der angestrebte Wirkungsgrad liege laut Siemens-Chef Wolfgang Hesoun bei 80 Prozent.
Neben unseren Pumpspeicherkraftwerken in den Alpen und Batteriespeicher-Lösungen unterschiedlicher Dimensionen sehen wir großes Potenzial in der Energiespeicherung mit grünem Wasserstoff“, so Wolfgang Anzengruber, Geschäftsführer Verbund.
Unzureichendes Tankstellennetz
In Sachen Tankstelleninfrastruktur für H2-Fahrzeuge gibt es derzeit noch ordentlichen Nachholbedarf: In Deutschland existieren gerade einmal 41 öffentlich zugängliche Wasserstofftankstellen (Stand: Dezember 2017), in Österreich waren im letzten Quartal 2017 lediglich vier Tankstellen verzeichnet. Laut H2Future wird sich der globale Bedarf für Wasserstoff bis 2050 auf rund sechs Billionen Kubikmeter verzehnfachen. Soll der Trend Wasserstoff-Trend auch auf die Transportbranche überschwappen, ist noch einiges zu tun. Nikola möchte seinen Brennstoffzellen-Truck "Nikola One", der seine Energie aus Wasserstoff bezieht, 2021 auf den Markt bringen.
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